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Ein toter Mann Gottes, rote Stöckelschuhe und vieles mehr

 

kaemmerer_heiligenblutBruder Wolfgang liegt zerschmettert auf dem Gehweg in der Münchner Kardinal-Faulhaber-Straße. Warum, wieso, wer steckt dahinter? Hat ihn wirklich jemand aus dem Fenster gestoßen? Warum hat er eine Zweitwohnung in Haidhausen? Wieso hat eine Frau in seiner Badewanne ein Säurebad genommen? Was haben die drei Passagiere in dem weißen Transporter mit dem Passauer-Kennzeichen mit der Explosion in der Wohnung zu tun? Fragen, Fragen, nichts als Fragen … für die richtigen Antworten ist das Team der Münchner Polizei unter Leitung von Kommissar Karl-Maria Mader zuständig. Weiterlesen

Band der Woche

Jäger 90 machen guten, alten EBM Weiterlesen

Eine eigene Welt

knast
Joe Bausch
arbeitet als Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl und berichtet hier aus seinem Arbeitsalltag: vom Antritt zum ersten Dienst bis zu den verschiedenen Abläufen innerhalb der dicken Mauern, wie sich der Verlust des selbstbestimmten Lebens auf einen Untersuchungshäftling und Verurteilten auswirkt, was bedeutet lebenslänglich, Sicherungsverwahrung sowie vieles mehr. Er lässt auch viel Persönliches einfließen, wie etwa dass er bereits in seiner Kindheit Kontakt zu Straffälligen hatte, die auf dem Bauernhof seiner Eltern mitgearbeitet haben. Natürlich kommen auch seine Schauspielausbildung und seine Rolle als Rechtsmediziner im Kölner Tatort zur Sprache.

Aufmerksam wurde ich auf den Knast durch ein Interview in der BR-Reihe „Nachtlinie“. In dokumentarischer Art und Weise erzählt Bausch in seinem Buch von seiner Arbeit, von seinen Patienten und Kollegen und dem Umgang miteinander sowie untereinander, aber immer wieder mit einer gehörigen Weiterlesen

5 Jahre als Studentin, Nutte,
Ehefrau und Geliebte

 

fucking-berlinDie junge Italienerin Sonia Rossi kommt nach Berlin, um Mathematik zu studieren. Die finanziellen Mittel reichen nicht aus, darum verdient sie neben ihrem Studium ihren Lebensunterhalt als Prostituierte in Massagesalons, Bordellen und ähnlichen Etablissements. Im Verlauf dieser Geschichte spielen auch ihr Mann Ladja sowie Milan, ihr Geliebter, und am Ende ihr Sohn eine Rolle. Sie verlässt das Rotlichtmilieu nach fünf Jahren, eine lange Zeit zwischen vielen Männern mit unterschiedlichen Wünschen, verschiedenen Kolleginnen, Erfahrungen in anderen Städten und dem normalen Leben.

Dieses Buch ist ein Erfahrungsbericht über ein Studentenleben in Berlin, gewürzt mit den besonderen Themen „Huren, Freier, Sex u. Co.“. Man kann gut nachvollziehen, dass nach Rossis Ankunft in Berlin nicht alles glatt lief. Nach ihren schlecht bezahlten Jobs, unter anderem als Kellnerin, führt sie ihr Weg über das Internetstrippen in die Welt der Ganzkörpermassage, eines Nightclubs, zur Prostitution in- und außerhalb Berlins (auch in der Schweiz), um den Unterhalt für sich und ihre kleine Familie zu sichern.
Im Laufe der Geschichte lernt man Freund- und Feindschaften („Fotzenneid“) zwischen den Kolleginnen im Sexgeschäft und auch die Alkoholsucht und Drogenabhängigkeit im Bereich der Sexarbeiterinnen kennen. Aber auch die Hilfsbereitschaft einer fremden Kollegin in einem fremden Land, nachdem Sonia ungewollt schwanger wird.
Rossi versucht immer wieder ihren Weg aus der Prostitution zu finden, aber man kann Verständnis dafür aufbringen, dass sie nach Zeiten ohne Geld und des Hungers immer wieder in die Prostitution abrutscht.
Angereichert werden diese Seiten durch die Erzählungen, etwa von einem besonderen Kunden, den sie auch zu Hause besucht hat, weil er freundlich war, Zuwendung brauchte und sich dies im Laufe der Zeit auch bezahlt machte. Nicht wirklich gewundert hat mich die Geschichte über das sehr gute Geschäft mit einem Kunden, der die Vagina einer Schwangeren fotografieren wollte, weil es „nichts Geileres gibt“. Oder das Erlebnis mit einem Freier, der eine besondere Vorliebe dafür hatte, in der Unterwäsche seiner Oma verwöhnt zu werden.
Erschwert wird ihre Arbeit und ihr Leben vor allem durch ihren Mann. Es stellt sich dem Leser öfter die Frage, warum sie diesen Kerl so lange erträgt. Dann ist da noch Sonias Liebe zu Milan, ihrem verheirateten Geliebten, mit allen Vor- und Nachteilen.

Interessant finde ich so manche ihrer Anfügungen zu ihrem Job als Hure, wie zum Beispiel persönliche Bemerkungen zum Outfit und ähnliches, die zu erzielende Wirkung auf die Freier, Besonderheiten im Nightclub, das Preisniveau und den Aufenthalt in einem Laufhaus.
Der Roman ist einfach geschrieben, in der Art eines Erlebnisaufsatzes in der Grundschule. Das Buch gibt heitere und traurige, beklemmende und interessante Zeilen wieder. Man kann es lesen, muss aber nicht.

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Sonia Rossi: Fucking Berlin
Ullstein-Verlag, 2008, 9. Aufl., 2008
€ 8,95
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Rache – Der stärkste Grund zu leben

Detective Robert Hunter wird zu einem Tatort gerufen, der grausiger kaum sein kann. Ein Priester wurde enthauptet und auf dem Rumpf steckt ein Hundekopf. Was zunächst nach einer Einzeltat aussieht, entpuppt sich bald als Werk eines Serienmörders, der seine Opfer auf bestialische Weise tötet und dabei immer deren größte Angst real werden lässt. Nach langer Suche werden Hunter und sein Partner Garcia fündig: Die Morde geschehen aus Rache, doch fehlt vom Täter weiterhin jede Spur. Schließlich treffen sie die siebzehnjährige Mollie, die hellsichtig ist und kurze Momente der Verbrechen miterlebt. Zeitgleich treibt der „Slasher“ in L.A. sein Unwesen und tötet junge Frauen. Werden Hunter und Garcia die nächsten Morde verhindern können?

Das Buch beginnt mit einer Folterszene, bei der ich die Zähne zusammenbeißen musste. Drei Schüsse mit der Nagelpistole ins Knie – da brauch ich nicht mehr den Hinweis des Autors, dass das Opfer schreit. Nicht minder brutal geht es weiter: Immer ekliger und grausamer werden die Morde. Beim zweiten beschriebenen Tötungsdelikt wird nicht nur Detective Garcia übel. Die Beschreibung der verkohlten Leiche und des geschmolzenen Gesichts ist hinreichend ausführlich.
Mit vielen Details beschreibt Chris Carter, was der Täter seinen Mitmenschen antut und wie brutal und rücksichtslos er dabei vorgeht. Aber auch das Seelenleben wird beschrieben. Dabei schöpft der Bestsellerautor wohl aus seinen eigenen Erfahrungen als forensischer Psychologe in L.A.
Ein bisschen seltsam erscheint die Figur Mollie. Passt eine Hellsichtige wirklich in einen Thriller dieser Art? Ja, tut sie. Wenngleich nicht immer ganz logisch in den Verlauf der Handlung eingebunden, ist ihre Rolle für diese Geschichte wichtig. Dafür ist der Protagonist Hunter umso typischer für einen amerikanischen Polizisten. Natürlich erzählt er seinem neuen Captain Barbara Blake nicht alles, setzt sich über deren Anweisungen hinweg, ist gutaussehend und bekommt jede Frau ins Bett – lässt aber die aufdringliche Reporterin abblitzen. Die stirbt übrigens auch, leider bleibt das Motiv auf der Strecke. Außerdem bricht der Polizist mal eben in das Haus eines möglichen Verdächtigen ein, ist eher ein Einzelkämpfer und beschützt die verstörte Mollie. Die Figur des Robert Hunter ist etwas zu trivial, zu sehr wie so viele andere Detectives, sei es Linley aus den Elisabeth George Krimis, Jenner aus Jonathan Hayes‘ Thrillern oder Dr. Hunter aus der Beckett-Reihe.
Dennoch bleibt das Buch von der ersten bis zur letzten Seite spannend und macht es dem Leser sehr schwer, es wegzulegen. Der Magen sollte allerdings leer sein.
„Der Vollstrecker“ ist das zweite Werk des Brasilianers Chris Carter, der mit „Der Kruzifixkiller“ auf Anhieb einen Verkaufshit landete. Man muss das Erstlingswerk nicht gelesen haben, um alle Zusammenhänge zu verstehen, aber schaden kann es nie.

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Chris Carter – Der Vollstrecker
Ullstein-Taschenbuch, 2011
488 Seiten
9,99 Euro

Ullstein
Chris Carter
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