Das eiskalte Luder

Greta

Die junge Kellnerin Frances (Chloë Grace Moretz) findet eine Handtasche in der New Yorker U-Bahn. Sie forscht nach der Besitzerin und bringt ihr das Fundstück nach Hause. Die Tasche gehört Greta Hideg (Isabelle Huppert), einer eleganten Dame, die alterstechnisch Frances Mutter sein könnte. Schon bei diesem ersten Besuch finden sich beide Frauen sehr sympathisch. Sie haben eine große Gemeinsamkeit: das Alleinsein. Greta ist Witwe, Frances Mutter ist vor kurzem gestorben. Und so freunden sie sich recht schnell an, sie kochen miteinander, sie retten einen Hund aus dem Tierheim, sie führen gute Gespräche. Bis Frances versehentlich bei Greta eine falsche Schranktür öffnet. Fein säuberlich nebeneinander stehen mehrere Handtaschen des gleichen Modells, das Frances in der U-Bahn gefunden hat.

In jeder Tasche ist der gleiche Inhalt, auf der Rückseite kleben gelbe Post-its mit verschiedenen Namen dran. Gruselig, findet Frances. Von da an nimmt sie Abstand zu Greta. Was ihr leider nicht so ganz gelingt. Madame lässt einen Fisch nicht so einfach von der Angel …

Isabelle Huppert ist für mich ein Garant für gutes Schauspiel. Ihrer Miene kann man keine Gefühlsregung entnehmen, bei ihrem tadellosen Benehmen würde doch keiner argwöhnisch werden. Weit gefehlt! Die kleine Madame ist hier wie so oft ein kleines Luder, das alle anderen in die Irre führt. Wenn dann auch noch Regie-Großmeister Neil Jordan (Interview mit einem Vampir) mit von der Partie ist, ist so ein Film für mich ein MUSS. Das verspricht Spannung und Psycho-Spiele. Das stimmt bei Greta schon irgendwie, aber seltsamerweise hat mich der Film nicht so abgeholt und nachhaltig berührt, wie ich es mir versprochen hatte. Er nimmt thematisch und spannungstechnisch Anleihen bei Psychothrillern aus den 80er/90er Jahren wie Weiblich, ledig, jung, sucht oder Eine verhängnisvolle Affäre. Aber der große Kick – wie in erwähnten Filmen – fehlt einfach. Zu schnell erfährt man, dass die mütterliche Freundin, diese feine, einfühlsame Frau, nicht zum ersten Mal einen Trick zur Kontaktaufnahme angewandt hat. Ab dem Moment sieht man das Kommende mit anderen Augen. Der Film bleibt interessant und fesselnd bis zum Schluss, aber ich habe mir – gerade bei dem Star-Ensemble – mehr erwartet.

Greta
Produktionsland: USA
Start in Deutschland: 16. Mai 2019, (1 Std. 38 Min.)
Regie: Neil Jordan
Cast: Isabelle Huppert, Chloë Grace Moretz, Maika Monroe, Colm Feore, Stephen Rea u.v.m.

 

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