Endstation Mord und Sehnsucht

coverBerlinNoir_350Die Noir-Reihe aus dem Hause CulturBooks hat am 1. März Zuwachs bekommen: Berlin Noir, herausgegeben von Thomas Wörtche, lässt uns wieder in menschliche Abgründe bzw. Krimis eintauchen, dieses Mal geschrieben von 13 Berliner Autoren mit unterschiedlichem Bekanntheitsgrad. Paris Noir war der Einstieg, der mir gut gefallen hat, ich bin gespannt, was die Berliner Kollegen erzählen.

Das Buch ist unterteilt in vier Teile: Metropolenstress – Großstadtleben – Cops & Gangster – Berliner Milieus in unterschiedlichen Berliner Stadtvierteln. Teil eins beginnt mit Zoë Beck, die mich letztes Jahr mit Die Lieferantin sehr gut unterhalten hat. Sie erzählt von einer Obdachlosen aus der Sicht ihres Bruders, ein tragisches Leben, Mord inbegriffen. Sehr gut gefallen hat mir „Ich sehe was, was du nicht siehst“ von Ulrich Woelck: Ein Journalist arbeitet an der Story über ein vermisstes Mädchen, gleichzeitig gerät sein Privatleben aus den Fugen – aufmerksames Lesen ist angebracht. Teil zwei wird eröffnet von Robert Rescue, der einer Kneipe eine eigenwillige Grabstelle beschert und damit den Pächtern ein Problem. Eine Art bittersüße Liebesgeschichte präsentiert Johannes Groschupf: Nick ist verschwunden, die Frauen rund um den Heinrichplatz suchen ihn. Schön böse wird es mit der Geschichte von Ute Cohen: Der Grunewald und seine Societyladies sollten sich in Acht nehmen, in einigen Fällen ist es schon zu spät. Kai Hensel erzählt im dritten Teil eine Polizisten-Story mit Bezug auf wahre Begebenheiten, die natürlich ausgeschmückt wurden. Nach dem Lesen der Geschichte von Miron Zownir („Überstunden“ entwickeln sich anders als man erwarten könnte) blättere ich mal wieder zum Abschluss des Buches. Dort werden die einzelnen Autoren vorgestellt, einige sind schon vorgemerkt, um mir neuen Lesestoff von ihnen zu besorgen. Max Annas nimmt uns mit nach Neukölln: eine brisante Noir-Geschichte zu Asylanten und deren Gegnern.

„… eine tiefschwarze Liebeserklärung an eine Stadt, die vor allem eines ist: keine Sekunde langweilig“ sagt der Verlag zu Berlin Noir – dem kann ich nur zustimmen. Die Berliner Autoren stehen ihren Pariser Kollegen in nichts nach, ich finde sogar, sie übertrumpfen sie. Die wohltuende Kürze der dunklen Erzählungen eignet sich für Bahnfahrten oder für die Abendlektüre. Einzelne Geschichten bekommen keinen wirklichen Abschluss, aber das schadet diesen in keinster Weise. Noir wie er sein soll: dunkel, abgründig, boshaft, unerwartet und natürlich kriminell.
Angekündigt ist bereits der nächste Teil: USA Noir, außerdem sollen unter anderem in Prag, Stockholm, London, Rom, Venedig, Los Angeles noch die dunklen Seiten erforscht werden – ich werde berichten.

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Thomas Wörtche (Hg.): Berlin Noir. Originalgeschichten von Rob Alef, Max Annas, Zoë Beck, Katja Bohnet, Ute Cohen, Johannes Groschupf, Kai Hensel, Robert Rescue, Susanne Saygin, Matthias Wittekindt, Ulrich Woelk, Michael Wuliger, Miron Zownir.
CulturBooks, Vö.: 1.März 2018
336 Seiten
Paperback: 15,00 Euro
eBook: 9,99 Euro

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