Laut und leise – abgründig und kriminell

Hamburg Noir ist eine tiefschwarze Liebeserklärung an eine facettenreiche Stadt und eine spannende literarische Reise von Hamburgs Norden in die City und auf den Kiez, von Hamburgs Süden über das Heiligengeistfeld und Altona bis in das wohlhabende Blankenese und den Hamburger Yachthafen. Abwechslungsreiche Literatur, die vielstimmig von den Schattenseiten der Gesellschaft erzählt, von einer dunkel schillernden Gegenwart voller ungewöhnlicher Milieus abseits der üblichen Touristenpfade.

Hamburg Noir ist nach Berlin Noir (Rezension) , Paris Noir (Rezension) und USA Noir (Rezension) der vierte Band einer Reihe von Noir-Anthologien. Wie der Herausgeber Jan Karsten in seinem Vorwort schreibt, führen die 14 Geschichten „in weniger bekannte Milieus und Lebenssituationen und immer wieder auch zu den Unangepassten, den Gestrandeten, den Machtlosen …“. Und genau das macht diese Noir-Geschichten so lesenswert, die von unterschiedlichen Autor*innen stammen und diese dunklen, abgründigen, boshaften, unberechenbaren, spannenden, kriminellen sowie tödlichen Schattierungen haben. Sie sind mal tragisch, mal komisch, realistisch und verzwickt. Ein Einblick durch die Augen unterschiedlicher Hamburger Bewohner*innen mit all ihren Facetten, ihrer eigenen Lebensgeschichte, Vergangenheit und Zukunft.
Zu Beginn ist da gleich diese Frau, klein aber aufgepasst! (Nora Luttmer, „Die Ameisenstraße“), und dann dieser Vater, der eigentlich nur seine Tochter beschützen möchte, aber dabei bleibt es nicht (Bela B Felsenheimer, „Wer passt auf unsere Weiber auf, wenn nicht wir?“). Eine Erfahrung für das Leben heute und morgen gibt es auch (Kai Hensel, „Der Dom und das Mädchen“). Das sind nur drei Geschichten aus drei unterschiedlichen Kapiteln („Wasser und Schnaps“ – „Traum und Wirklichkeit“ – „Macht und Ohnmacht“), die mir sehr gut gefallen haben. Aber auch die anderen Erzählungen haben gute Qualitäten. Nähere Infos zu den unterschiedlichsten Autor*innen findet man wieder am Ende des Buches.
Jan, du hast ein gutes Händchen bei deiner literarischen Auswahl und Aufteilung bewiesen! Ich bin schon gespannt, welche Stadt die nächste Kulisse für eine Fortsetzung wird.

:buch: :buch: :buch: :buch: :buch2: 

Jan Karsten (Hg.): Hamburg Noir. Originalgeschichten von Ingvar Ambjørnsen, Zoë Beck, Timo Blunck, Robert Brack, Bela B Felsenheimer, Frank Göhre, Brigitte Helbling, Kai Hensel, Nora Luttmer, Till Raether, Jasmin Ramadan, Katrin Seddig, Tina Uebel, Matthias Wittekindt.
CulturBooks, Vö. 15. Juni 2023
Paperback, 304 Seiten
18,00 Euro

(924)