Lonesome desert rider

Nach ihrer Initiation (EP) mussten sich Wendigo innerhalb der Stoner-Rock-Musiklandschaft bewähren, da kann dann schon mal einige Zeit ins Land gehen, bis das Debütalbum fertig ist. Wasteland stories verfolgt die Ziele des einmal betretenen Zirkels weiter, lässt aber auch neue Einflüsse hören – die ehemalige Coverband hat sich weiterentwickelt und selbstständig gemacht.

wendigo-coverWillkommen zurück im Stoner Rock, das zeigt schon der Opener „The man with no home“, diese besondere Anwendung der Verstärker und dazu dieser Bass im Hintergrund, so soll das! Danach folgt „Desert rider“, das mit dem Gitarrensolo perfekt dazu passt. Das forsche Tempo samt Bass in „Back in the woods“ ist eine Kampfansage, gemäßigter geht es mit „Dagon“ weiter, hier ist eine besondere Wohltat das Zwischenspiel von Schlagzeug und Gitarre. Ein Motto der Platte ist die Einsamkeit, dies spiegelt sich vor allem in den zwei Longplayern „The lonesome gold digger Pt. I“ (7:43 Minuten) und „The lonesome gold digger Pt. II“ (6:32 Minuten) wieder. Aber hier gesellt sich der Metal zum Stoner Rock, das will mir erst nach mehrmaligem Anhören gefallen, ich kann diesem Vocal-Gekeife nicht viel abgewinnen. Das Intro zu Part I ist melodisch, der Verstärker wird erst nach zwei Minuten aufgedreht. Der Stimmungs- und Tempowechsel passt, und vor allem sitzen die Gitarrensolos. Die Vocals zu „Iron brew“ haben dagegen eine ganz eigene Klasse, im Zusammenspiel mit den im Takt haltenden Drums und den perfekten, zum Teil hochgezogenen Gitarrenparts ergeben meinen Lieblingstrack, am liebsten hätte ich dazu wirklich noch ein Irn-Bru in der Hand. Das doomige „Staff of agony“ findet einen noch passenderen Nachfolger in „Mother road“. Das Heimweh ist schleichend und tückisch, verfolgt einen über die amerikanischen Highways, die Zeit zieht sich ewig hin, was sich durch die Musik perfekt darstellt.

Wendigo haben sich mit ihrem fast einstündigem Debüt-Longplayer der Einöde und Einsamkeit hingegeben und wühlen darin stilgerecht mit ihren Gitarren (Lead Guitar: Eric Post, Rhythm Guitar: Jan Ole Möller, Bass: Lennard Viertel) und dem Drum Kit (Steffen Freesemann). Der Gesang von Jörg Theilen in den Kurzgeschichten ist mir manchmal zu erzählend und geprägt von Hardrock-Coverversionen, das klang bei der 2016er EP markanter. Der schleppende Doom-Metal-Anteil ist natürlich fast unumgänglich im Bezug auf das Motto, allerdings hoffe ich auf das Auslassen von Metal-Gekeife wie in „The Lonesome gold digger“-Parts in nachfolgenden Veröffentlichungen, dem kann ich einfach nichts abgewinnen.
Was 2012 mit Wendigo auf den Weg gebracht wurde, ist vielversprechend gestartet und hat an Experimentierfreude dazugewonnen. Sie sollen sich ausprobieren, solange sie ihren Stoner Rock Weg nicht gänzlich verlassen, denn das ist es, was sie wirklich gut können.

Anspieltipp: The man with no home, Iron brew, Mother road

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Wendigo: Wasteland Stories
Bandcamp, 03.03.2019
10 €

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Soundcloud

Tracklist:
1. The man with no home
2. Desert rider
3. Back in the woods
4. Dagon
5. The lonesome gold digger Pt. I
6. The lonesome gold digger Pt. II
7. Iron brew
8. Staff of agony
9. Mother road

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