Die teuerste Pausenglocke der Welt

Brian-JohnsonBrian Johnson, den wohl wirklich jede*r als Sänger von AC/DC kennen sollte, legt mit Die Leben des Brian seine Autobiographie vor. Aber warum heißt es ‚Die‘ und nicht ‚Das‘? Die Antwort liefert er selbst mit den Lyrics „I’ve got nine lives, cat’s eyes, abusing every one of them and running wild“ aus dem Song „Back in black“. Und die unterschiedlichen Lebensstationen lassen tatsächlich den Eindruck entstehen, dass der Mann mehrere Leben gelebt hat.

Brian Johnson erzählt seine Lebensgeschichte im Wesentlichen chronologisch, eingebettet in die Rahmenhandlung der wohl größten Katastrophe seines Lebens: Der Verlust seines Gehörs. Wie wohl die meisten Leser*innen wissen werden, musste er 2016 aus der laufenden Tour aussteigen, und die übrigen Termine wurden von Axl Rose bestritten, dem Frontmann von Guns ‚N‘ Roses. Und trotzdem schafft es Johnson zurück, und das Album Power Up ist Zeugnis davon.
Doch das ist wie gesagt nur die Rahmenhandlung, und er stellt als erstes seine Eltern vor. Kriegsumständehalber lernen sich die beiden in Rom kennen, und es ist Liebe auf den ersten Blick. Seine Mutter ist aus gutem Hause und lässt trotzdem alles hinter sich, um seinem Vater nach Dunston bei Newcastle zu folgen. Die Zeit im desolaten Nachkriegsengland müssen sehr hart und entbehrungsreich für sie gewesen sein, fern der Heimat, daran lässt Johnson keine Zweifel. Und noch dazu stoßen Italiener*innen als Auswirkung des Krieges überall auf Ablehnung, selbst in der eigenen Familie. In diesem Umfeld wachsen der kleine Brian und seine Geschwister als Halb-Italiener auf. Da gilt nur eins: Durchbeißen und sich anstrengen.
Johnson erzählt aber auch einige lustige Anekdoten aus seiner Kindheit sowie von einer beängstigenden Nahtod-Erfahrung. Nach der Schule ergattert er schließlich eine der begehrten Lehrstellen bei Parsons & Co, einem bedeutenden Turbinenhersteller.
Nebenbei beleuchtet Johnson auch die kleinen Geschehnisse und Eckpunkte, die ihn immer weiter in Richtung Gesangskarriere driften lassen, sodass sich seine musikalische Entwicklung sehr gut nachvollziehen lässt. Sänger wird man schließlich nicht über Nacht. Oder vielleicht doch, denn die Entscheidung für ein Leben als Berufsmusiker fällt direkt nach dem Verlust seiner Jungfräulichkeit infolge seines ersten Bühnenauftritts als Sänger einer Band, wie er nicht ganz ohne Humor zugibt.
Schließlich ergattert er mit der Band Geordie den begehrten Plattenvertrag, und sie treten mehrfach bei der legendären Fernsehsendung Top of the Pops auf. Doch die Musikindustrie ist voller Fallstricke, und die Band stolpert unerfahren in jeden einzelnen davon. Der kurze Höhenflug ist schnell vorbei und die Band Geschichte. Um seine junge Familie über Wasser zu halten, arbeitet Johnson erst als Notfallmechaniker für Reifen und Windschutzscheiben, bevor er damit beginnt, Vinyldächer auf Autos zu kleben, ein Modetrend der damaligen Zeit. Nebenbei hat er mit Geordie II eine neue Band, die lokal jedoch schnell bekannt und erfolgreich wird und mehrmals die Woche in Pubs und Working Mens Clubs spielt. Sein Talent als Sänger spricht sich herum, und so bekommt er nach dem tragischen Tod von Bon Scott eines Tages einen entscheidenden Anruf, der alles verändern wird. Brian Johnson hat es geschafft, und es geht direkt mit der Band auf die Bahamas, um dort das neue Album Back in black aufzunehmen. Und was hat es nun mit der teuersten Pausenglocke der Welt auf sich? Das müsst ihr schon selbst nachlesen.

Fazit: Eins noch vorweg: Ich habe großen Respekt vor dem Werk der Band und habe seinerzeit zu „Thunderstruck“ ein ums andere Mal alle Umstehenden mit meiner Matte an die Wand gemosht. Aber letztendlich bin ich nie ein Fan gewesen, weil mir der Sound nicht hart genug ist. Trotzdem hat mich die Autobiographie Die Leben des Brian gefesselt, weil Brian Johnson wirklich schön aus seinem Leben erzählt. Der Weg in eine der größten Rockbands der Welt war alles andere als einfach, doch er hat nie aufgegeben. Und das ist auch sein Credo, das er allen mitteilen möchte: Gib niemals auf.
Dass das Buch mit dem ersten Jahr mit AC/DC endet, mag bei manchen vielleicht Enttäuschung hervorrufen, aber ich finde das gut so und irgendwie konsequent. Außerdem deutet Johnson an, dass es über sein Leben mit AC/DC ein zweites Buch geben könnte.

:buch: :buch: :buch: :buch: :buch:

Brian Johnson: Die Leben des Brian: Die Autobiographie
Aus dem Englischen von Daniel Müller, Sven Scheer
Heyne, Vö. 26.10.2022
Gebundene Ausgabe: ‎ 432 Seiten
25,00 €, als E-Book 19,99 € erhätlich über penguinrandomhouse
Homepage: https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Die-Leben-des-Brian/Brian-Johnson/Heyne/e602977.rhd
https://www.acdc.com/

(2587)

1 Kommentar
  1. Anonymous
    Anonymous sagte:

    Simρly desire to say youг article is as surprising.
    The clarity in ʏour post is just spectacular and i could assume yoս are an expert on this subject.
    Well with yοur permission lеt me to grab your feed to keep updated with forthcoming post.

    Thɑnks a million and please continue thе gratifying work.

Kommentare sind deaktiviert.