Skacore!

8kalacasJa, mit Ausrufezeichen, denn anders wird es dieser musikalischen Dampfwalze nicht gerecht. Dabei mag ich den Klang von Blechblasinstrumenten eigentlich nicht und habe daher naturgemäß auch meine Schwierigkeiten mit Ska. Aber lassen wir das und widmen uns den 8 KALACAS, die sich 2003 im kalifornischen Orange County gegründet haben. Das vierte Album Fronteras wurde im Winter 2019 in LA aufgenommen und ist pandemieverzögert nun erst bei Atomic Fire Records herausgekommen. Das Line-Up besteht aus den beiden Sängern Sr. Kalaca und Getse, Schlagzeuger Adam, Sick am Bass, Gitarrist Steve und most important Trompeter Choriz und Gio mit der Posaune, die für das gewisse Etwas sorgen. Richtig gezählt, das sind nur sieben Mitglieder. Der achte Schädel gehört vermutlich El Muerte.

Mit dem Opener „Frontera“ gibt es direkt einen voll auf die Zwölf, perfekt für alles, was eine*n im Verlauf der Albums noch erwartet. Metal-Gitarren, Ska-Rhythmen, Hardcore-Gebrüll, und auch der mexikanische Einfluss ist spürbar. „Pudrete“ schließt sich da nahtlos an. Zu Beginn von „Mutante“ fühle ich mich an „Thunderstruck“ von AC/DC erinnert, doch die extremen Growls und der Mariachi-Sound dazu sprechen dann doch eine deutlich andere Sprache, zumal der Song gefühlt doppelt so schnell daherkommt. Eine Thrash-Metal-Attcke eröffnet „Esquizofrenia“, der Wechselgesang zieht dir den Boden unter den Füßen weg, und die Bläser reißen dich mit. „R2rito“ könnte der neue Lieblingssong von R2D2 sein. Zumindest ist er danach sicherlich nicht mehr so steif, wenn er seine goldenen Elektroden durchgeschüttelt hat wie ich meine Mähne. Ska-Rhythmus, Mariachi-Sounds, Death-Metal-Growls. Großartig! Das folgende „Labios negros“ ist dafür wieder melodischer und mehr Bläser-betont und dafür deutlich besser für die Tanzfläche geeignet. Ganz ohne Hardcore-Anleihen kommt der Song aber auch nicht aus.

Das Opening von „Luna“ ist überraschend gefühlvoll, zumindest bis der raue Sprechgesang einsetzt. Die Bläsersektion fährt hier schließlich voll auf, bevor die Schlusssequenz an ein Kinderschlaflied erinnert. An Schlaf ist jedoch dank dem metallischen Hardcore von „Garras“ nicht zu denken, dessen instrumentaler Zwischenpart für reichlich Dramatik sorgt. „Luz Y Fer“ steht voll auf Ska und Mariachi und reduziert dafür die Gitarrenwucht zugunsten der Drums. Der Stil setzt sich auch in „Gato“ fort, in dem aber der Gitarren-Höhenflug für eine Überraschung sorgt, der an Slash von Guns ’n‘ Roses erinnert. Mit Klavierbegleitung klingt der Song ruhig aus und schafft dadurch einen Übergang zu dem Instrumentalstück „Flatline“, in dem das Klavier das dominante Element bildet. 8 KALACAS können also auch ruhig und gefühlvoll, und so beginnt auch „1941“, bis die Drums die Marschrichtung vorgeben und alle zusammen noch einmal heftig aufspielen. Riffing, Geknüppel, Gebrüll, Posaune, Trompete, Schweiß, bevor es gegen Ende noch einmal gefühlvoll wird.

Fazit: 8 KALACAS präsentieren auf Fronteras einen wilden Stilmix aus Ska, Hardcore, Metal und ihren mexikanischen Wurzeln im Mariachi. Und der klingt genauso abgefahren, wie sich die Beschreibung alleine schon anhört. Es ist eine Urgewalt, die einer Dampfwalze gleich alles platt macht, was den Weg kreuzt. Heftige Riffattacken gehören genauso dazu wie die aufpeitschende Bläsersektion, Tempowechsel und ruhige Zwischensequenzen. Die Punk-Energie von Social Distortion und Suicidal Tendencies trifft auf die Gewaltausbrüche von System Of A Down trifft auf den metallischen Hardcore von Hatebreed, so in etwa kann man Skacore einordnen. Die spanischen Texte sind dabei die Krönung des Ganzen, die für Authentizität sorgen.
Ich kann zwar leider nicht viel mehr Spanisch als „una cerveza por favor“ und „joder a la policia“, aber Texte der Songs auf YouTube lassen sich zum Glück übersetzen. Sie handeln vor allem von der Schattenseite des Sunshine-State California, der hässlichen Rückseite des American Dream. Und dem haben sie eine Botschaft entgegenzusetzen und nutzen ihre Musik, um Grenzen zu überwinden: Ob arm oder reich, schwarz oder weiß, unsere Schädel sind gleich.
Ich kann nur hoffen, das es die Band schafft, hierzulande auf Tour zu gehen, denn der Skacore schreit geradezu danach, live in einem schwitzenden Pogo-Kessel erlebt zu werden. Die CD kommt übrigens zusammen mit einer DVD, die mir aber leider nicht vorliegt.

Anspieltipps: Frontera

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

8 KALACAS: Fronteras
Atomic Fire Records, Vö. 25.03.2022
CD+DVD 15,99 €, LP 21,99 € erhältlich über Atomic Fire Records

Homepage: https://www.8kalacas.com/
https://www.facebook.com/8kalacas
https://label.atomicfire-records.com/de/

Tracklist:
01 Frontera
02 Pudrete
03 Mutante
04 Esquizofrenia
05 R2rito
06 Labios negros
07 Luna
08 Garras
09 Luz Y Fer
10 Gato
11 Flatline
12 1941

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