… und dann warf Amberle den Ring ins Feuer.

Brooks_ElfensteineIn Arborlon, der Hauptstadt der Elfen, steht der magische Baum Ellcrys, der die Welt der Elfen, Menschen, Trolle, Zwerge und Gnome vor den Dämonen schützt, die dereinst über die Lande hergefallen sind. Die Dämonen wurden damals zurückgeschlagen und verbannt; und der Ellcrys erhält die Mauern aufrecht, die sie an einer Rückkehr in die Welt hindert. So war es schon immer, und viele glaubten, so würde es immer sein – bis der Baum die Anzeichen einer Krankheit zeigt und die Mauern bröckeln. Allanon, der mysteriöse Druide, weiß Rat: Amberle, die junge Elfe und Enkelin des Elfenkönigs, soll ein Samenkorn des Ellcrys in das sogenannte „Blutfeuer“ tauchen, damit der Baum wiedergeboren werden kann. Dummerweise weiß niemand mehr so recht, wo dieses Blutfeuer ist. Außerdem braucht Amberle einen Beschützer – und so wird ihr der Talbewohner Wil an die Seite gestellt, um sie auf ihrer beschwerlichen Reise zu beschützen und dabei zu helfen, die Welt vor dem sicheren Untergang zu schützen.


So, und wem das jetzt schon zu sehr nach Herr der Ringe klingt (weißer Baum, weiser alter Zauberer, ahnungsloser Bewohner einer friedlichen Gegend wird auf weltrettende Mission geschickt), der sollte besser gar nicht erst weiterlesen. Die Shannara Chroniken stammen aus den 70ern, als in Sachen Fantasy außer Tolkien nicht viel los war. Offenbar hat sich Terry Brooks für den ersten Teil dieser Reihe – Das Schwert von Shannara (de.wikipedia.org/wiki/Terry_Brooks#Shannara-Zyklus) großzügig bei Tolkien bedient, und auch in Teil zwei spürt man die Einflüsse des Großmeisters der High Fantasy ganz deutlich. Da haben wir die magischen Elfensteine, die dem Träger große Macht verleihen, allerdings bei jedem Benutzen dem Feind verraten, wo er sich aufhält. Auch ein gefährlicher Kampf gegen einen bösen Dämon auf einer Brücke in einer Festung im Berg darf natürlich nicht fehlen. Und natürlich das gefährliche Totenmoor, die riesenhaften Rocks (Adler), die unsere „Helden“ aus aussichtslosen Situationen retten, und das Samenkorn, das ins Feuer getaucht werden muss, um die Mission zu beenden.

An sich ist es ja nicht verkehrt, sich bei den Vorreitern eines ganzen Genres zu bedienen, aber wenn man dann dazu auch noch vollkommen eindimensionale, unsympathische Hauptcharaktere entwickelt, die sich in seitenlangen Monologen ergießen und so ambivalent in ihren Gedanken, Gefühlen und Handlungen sind, dass es schon fast an Schizophrenie grenzt, dann ist einfach alles verloren. Frodo war ja schon kein ausnehmend sympathischer Charakter, aber immerhin hat er sich den Ring unterwegs nicht auch noch zweimal klauen lassen.
Dazu kommen seitenweise Beschreibungen der Schlacht zwischen den edlen Elfen die… nun ja, edel sind, und den Bösen, die sich vor allem durch hasserfülltes Heulen und Kreischen auszeichnen (und auch im Buch öfter einfach nur „die Bösen“ heißen). Die Schlachten selbst bestehen vor allem aus ständigem Hin und Her. Tor fällt, Tor wird zurückerobert, Tor wird gehalten, Tor fällt… nun ja.

Ich wollte dieses Buch wirklich mögen. High Fantasy ist, gerade wegen Tolkiens Schatten, der darüber schwebt, ein anspruchsvolles, aber unendlich spannendes Genre – wenn man es richtig hin bekommt. Aber nach spätestens 300 von über 500 Seiten war Die Shannara Chroniken: Die Elfensteine nur noch frustrierend und ich habe mit jedem Umblättern die verbleibenden Seiten gezählt. Die Grundidee – nett. Wenn Brooks seinen Charakteren mehr als eine Dimension gegeben hätte (oder wenigstens die eine mal konsequent durchgezogen hätte!), sich ein bisschen mehr von Urvater Tolkien weggetraut hätte und wenn irgendwer mal die zahlreichen Logikfehler aussortiert hätte, wäre aus Die Shannara Chroniken: Die Elfensteine vielleicht ein gutes Buch geworden.

In den USA lief am 5. Januar die erste Staffel der auf dem Roman basierenden Serie The Shannara Chronicles an. Bei uns kann man die Serie über Amazon Prime Video ansehen.

:buch: :buch2: :buch2: :buch2: :buch2:

Terry Brooks – Die Shannara-Chroniken. Elfensteine.
Blanvalet Verlag, 2015 (erschienen bisher als ePub in zwei Teilen, Taschenbuch folgt im Februar)
ePub: Teil 1: 255 Seiten, Teil 2: 310
Amazon

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