Kennt ihr Soljanka? So klingen Embersland.

Spanien war bisher zugegebenermaßen ein Land weit außerhalb meines metallisch-musikalischen Horizonts. Fünf Mannen aus Barcelona mit dem Namen Embersland sollten dies nun ändern. 2009 schlossen sie sich zusammen, um die spanische Metalszene aufzumischen, und nach einer kurzen Phase der Selbstfindung und Eingewöhnung ging es dann auch direkt ins Studio. Die besten neun ihrer Songs sollten den Weg auf ein Album namens Sunrise finden, das im Februar 2013 veröffentlicht wurde und seitdem auf ihrer Homepage gratis aber nicht umsonst heruntergeladen werden kann.


Musikalisch lassen sich Embersland wohl am besten als Melodic Metal beschreiben, doch sie machen vor nahezu keiner Spielart des Metals halt und bauen fleißig Elemente aus Power- und Thrash Metal ein, heroische Kriegerchöre und auch der eine oder andere Growl sind zu hören. Abwechslungsreiche aber eingängige Riffs bestimmen den Gesamtklang, ergänzt durch einen dezent abgemischten Keyboardteppich und die polarisierenden Stimmen der beiden Sänger. Die vollkommen unterschiedlichen Stimmlagen harmonieren prächtig, und die interessante Zweistimmigkeit bereichert den Sound ungemein.
Mit „Why“, zu dem es auch einen Videoclip gibt, steigen Embersland kraftvoll und ohne viel Schnickschnack ein und rocken sich mit eingängiger Gitarrenarbeit in den Gehörgang. Doch bereits beim Zwischenteil wird klar: Die Spanier langweilen sich schnell und bauen geschickte Stilwechsel ein. In jedem Fall ein gelungener Einstieg ins Album.
Es folgen acht weitere Tracks, in denen einfach mal alles, was Metal zu bieten hat, gekonnt in einen Topf geworfen wird. Ich habe ganz ehrlich Schwierigkeiten, sinnvoll zu beschreiben, was Embersland da treiben. Kennt ihr Soljanka? So klingen Embersland. Alles, was noch im Kühlschrank liegt, kommt rein. Die einzelnen Teile scheinen nur schwer zusammenzupassen, sind nichts Neues, hat man alles schon mal gehört und reißen nur mäßig vom Hocker. Aber wenn man das ganze zusammensetzt und kräftig umrührt, kommt überraschenderweise etwas wirklich Leckeres für die Ohren dabei raus.
Ahnung von Musik haben die Jungs jedenfalls, das spürt man ganz deutlich. Das Album ist durchdacht und handwerklich einwandfrei gemacht. Dennoch sind die meisten Songs etwas zu lang, und durch die radikalen Stilwechsel balancieren sie hart an der Grenze zum Unzusammenhängenden. Einen richtigen Ohrwurm gibt es leider nicht, außerdem dürften die einzelnen Songs nach meinem Empfinden unterschiedlicher ausfallen.
Ihre Stärke für abwechslungsreiche Songkonstrukte dürfen sie in Zukunft gern noch weiter ausbauen, und sie sollten sich dabei bloß nicht zu sehr auf einen Stil beschränken, denn gerade diese Mischung aus verschiedenen Arten des Metal macht Embersland wirklich interessant, auch wenn sie sich selbst darin noch finden müssen. Für ein Debütalbum haben die Spanier mit ihrer musikalischen Soljanka jedenfalls ziemlich solide Arbeit geleistet.

Aktuell arbeiten sie bereits an Album Nummer zwei und haben sich dazu auch eine Sängerin ins Boot geholt. Ich finde das sehr vielversprechend, eine weibliche Stimme stelle ich mir als schöne Ergänzung vor. Jedenfalls bin ich gespannt, was man von Embersland noch hören wird.
Eine richtige Empfehlung a la „für Fans von …“ kann ich hier beim besten Willen nicht geben, daher mein Tip: Wer Metal mag, einfach mal runterladen und durchhören. Kostenlos, aber bestimmt nicht umsonst!

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Anspieltips: „Not the Way“, „Memories“, „When“

Embersland – Sunrise (2013)
www.embersland.com

01. Why
02. In Vain
03. Kidnapping
04. Fight for my Dream
05. Memories
06. Sadness
07. When
08. Not the Way
09. Sunrise (Part I)

http://www.youtube.com/watch?v=h2iofRDbkVw

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