Winter im Bergischen Land

Pünktlich zu Beginn der kalten Jahreszeit haben Obscurity mit Vintar ihr neuestes Album fertig, zwei Jahre nach der letzten Scheibe Obscurity, mit der sie endgültig aus der Underground-Szene heraustraten. Beim Label Trollzorn sind sie mittlerweile einer der Top-Acts und touren erfolgreich in ganz Europa. Die Wikinger aus dem Bergischen Land haben den Titel ihres neuen Werkes bewusst gewählt: Eine Kombination aus dem germanischen „Wintar“ und nordischen „Vinter“ beschreibt auch das Konzept des Albums.


Bisher haben sich Obscurity bereits viel der heidnisch-germanischen Vergangenheit gewidmet, vergangene Alben waren stets eine Mischung aus Pagan und Viking Metal mit germanischen Einflüssen, doch bisher hat immer eins gefehlt – eine Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch ein ganzes Album zieht. Genau diesen roten Faden hat Vintar jetzt. Die Grundidee hinter dem Album besteht darin, dass Ragnarök eingetreten und die alte Welt Midgard untergegangen ist. Einige wenige überlebende Krieger siedeln sich auf einem neuen Kontinent namens Wodanheim mit Zentrum im Bergischen Land an. Dort müssen sie sich weiterhin zahlreicher Feinde erwehren. Die Geschichte dieser Schlachten erzählt Vintar in epischer Manier.
Eine geniale Idee, diese „fiktiv fortgeschriebene Geschichte unserer Ahnen“. Einerseits ein richtig spannendes „Was wäre, wenn …“-Spiel, gleichzeitig aber auch mit einem deutlichen Augenzwinkern umgesetzt.

Und wie sieht es musikalisch aus? Nun, da bekommt man genau das, was man von Obscurity kennt. Harte Riffs, noch härtere Drums, und ganzganz harte Screams und Growls. Das ist auf jeden Fall technisch gut gemacht und eben genau das, was Obscurity am besten können. Das Problem dabei ist nur, dass man so ein Konzeptalbum ja am Stück von vorne bis hinten durchhört – und da wird es dann irgendwann doch etwas eintönig, weil sich die einzelnen Songs etwas arg wenig voneinander unterscheiden. Live kann das wieder ganz anders aussehen, und da kennt man Obscurity ja als absoluten Topact. Wenn man also die alten Scheiben von Obscurity oder generell die Richtung Pagan/Viking mag, ist man mit Vintar sicher gut beraten.
Die Produktion ist einwandfrei, auch wenn man manchmal vielleicht die Lyrics etwas deutlicher von den Gitarren abheben hätte können, aber das sind nur Details, die jeder je nach persönlicher Vorliebe anders sieht.
Die Texte selbst sind gut geschrieben, da hat sich jemand ausführlich mit nordischer und germanischer Mythologie beschäftigt. Praktisch an deutschen Texten: Man versteht sie und kann schnell mitsingen/screamen. Allerdings betritt man leider mit deutschen Texten bei diesem Thema immer auch ein Spannungsfeld. Selbst wenn Obscurity selbst sich als absolut unpolitische Band sehen, müssen sie aufpassen, dass tumbe Zeitgenossen, die das Augenzwinkern in Vintar nicht kapieren, Titel mit Schlagworten wie Sieg, Niedergang und Ehre nicht für absolut nicht so gedachte Zwecke nutzen. Ich hoffe einfach, dass das nicht eintreten wird, denn es wäre schade um ein richtig gutes Konzept, und ich bin gespannt, wie es auf dem nächsten Album in Wodanheim weitergeht.

Fazit: Eine gute Idee, durchaus hörbar, wenn auch nicht das Album des Jahrtausends.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Reinhören: „Wodanheim“, weil man einfach mal wissen muss, wie das Bergische Land zum Nabel der Welt werden soll.

Obscurity – Vintar

Trollzorn Records, 28.11.2014

14,99 €

Links:
Bandseite
Facebook
Youtube

Tracklist:
1. Schicksal der Götter
2. Naglfar
3. Nebelwelt
4. Wodanheim
5. Alter Feind
6. Vintar
7. Dominium
8. Alte Zeichen
9. Sieg oder Niedergang
10. Feld der Ehre
11. Legiones Montium

(2901)