Zurück zu alten Stärken

VNV Nation muss man eigentlich nicht mehr groß vorstellen. Seit über drei Jahrzehnten füllt der aus Dublin stammende Ronan Harris die Tanzflächen überall auf der Welt. Sein elektronisches Musikprojekt entwickelt er mittlerweile in Hamburg, und seit einiger Zeit hat er auch den Part als Songwriter und Produzent übernommen. Die Liveshows sind bekannt für ihre Energie und positiven Emotionen und ziehen eine treue Fangemeinde an. Das letzte Album liegt bereits fünf Jahre zurück, Ende April 2023 erschien Electric sun.

Die elektronischen Rhythmen und die orchestralen Teile ziehen einen wieder in den Bann. Es beginnt ruhig und doch irgendwie bekannt, der Titeltrack wirkt so verzweifelt, das tragische Element unterstreichen auch Streicher, „… am I only dreaming?“. Vor drei Monaten erschien das erste Video zu „Before the rain“. Und da ist eben wieder das so bekannte Phänomen, man möchte sich von Anfang an dazu bewegen, „… the cosmos in our hand …“:

Da ist er wieder der stampfende Takt, dem sich die Tänzer*innen ergeben können, „The Game“, das wir aus unterschiedlichen Gründen spielen: „… some play to win, for fortune … some play for love“. Dunkel und dann doch mit hellen Sprengseln zeigt sich „Invictus“, wieder so ein Song mit dem richtigen Beat, dem man folgt. „Artifice“ bietet viele elektronische Soundspielereien, wieder so ein VNV-Takt, wo man mit muss. „In the temple“ ist ein Instrumental, hier muss ich an Orgelvariationen denken, dieses Instrument hat ebenso eine große Klangvielfalt. Mit „Prophet“ wird wieder voll auf Elektronik gesetzt, der schnelle Drive ist songbestimmend. „Wait“ überzeugt nicht nur durch Musik, Beat und Text, sondern auch visuell:

So hoffnungslos, so schimmernd geht es in „At horizon’s end“ zu: „For all who are lost can always be found“. Einen großen Eindruck hinterlässt „Run“, da schwebt Traurigkeit mit: „Where should I go, where shoud I run“, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, die Synthesizer lassen den Track zum Abschluss glänzen, die E-Drums lassen einen langsamen Marsch im Hintergrund hören. Denkanstöße gibt „Sunflare“, und „Under sky“ ist wieder eine Art Orgelinspiration, ganz dezent und leise, man fühlt sich umarmt und gewärmt.

Das 15. Album von VNV Nation ist ein großartiges, gefühlvolles und intensives Album geworden, nicht zu vergleichen mit seinem Vorgänger Noire, mit dem ich mich nicht anfreunden konnte. Es geht zurück zu alten Stärken, die einen einfach mitreißen und tanzen lassen. Die elektronische Musik unterstreicht perfekt die Worte von Ronan Harris, er lässt uns eintauchen in seine Gedankenwelt und den Zustand unserer Welt. Der Mastermind bewegt sich mit uns zwischen Dunkelheit und Licht, fernab von der Tanzfläche können wir über seine Worte sinnieren. Da ist es also wieder, dieses großartige VNV-Gemeinschaftsgefühl, so tanzbar und mit gut abgestimmten, zeitkritischen Texten.
Die abgelaufene Tournee wird eine sehr kurze Fortsetzung am 25.12. in Chemnitz auf dem Darkstorm Festival haben, hier wird Ronan Harris sicher mehr Tracks von Electric sun spielen können, als es vor der Veröffentlichung möglich war.

Anspieltipp: Electric sun, The game, In the temple, Wait

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VNV Nation: Electric sun
Vö. 28.04.2023
9 € or more bei Bandcamp

Tracklist:
1. Electric sun 06:43
2. Before the rain 04:46
3. The game 04:14
4. Invictus 04:34
5. Artifice 04:55
6. In the temple 04:45
7. Prophet 05:41
8. Wait 07:26
9. At horizon’s end 05:29
10. Run 06:24
11. Sunflare 05:33
12. Under sky 02:56

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