Feuer in der Arschritze!

Die völlig durchgeknallte Psychobilly-Band Klingonz existiert mit Unterbrechung und Besetzungswechsel bereits seit 1988 und zählt damit zu den Veteranen des Genres. Zum Glück spielen sie eines ihrer wenigen Konzerte auch in München. Klar, dass ich da dabei sein muss, denn die Konzerte sind jedes Mal eine Erfahrung, die ihresgleichen sucht. Was haben sie sich heute Verrücktes einfallen lassen? Das neue Album heißt Klownz R Us, was schon mal bestens in die aktuelle Killer Clowns Hysterie kurz vor Halloween passt. Offiziell ist der Beginn heute um 20 Uhr, da baut die Band allerdings noch den Merchandise Stand auf, und es sind erst zehn Besucher da. Erst gegen 21 Uhr füllt sich der Club, und eine Viertelstunde später beginnt der Gig schließlich vor etwa 40 Leuten.

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Die Klingonz haben sichIMG_2107 entsprechend des Albumtitels Klownz R Us als Clowns kostümiert und die Gesichter entsprechend grell geschminkt. Zusammen mit ihren schrägen Frisuren könnten sie echt Killer-Clowns-Ängste erzeugen, aber gleich zu Beginn verteilt der Clown vom Merchandise im Publikum Piratenschwerter, die aus Luftballonschlangen geknotet worden sind und verbreitet damit gute Laune und richtige Zirkusstimmung. Aber auch musikalisch geben die Klingonz Vollgas und rocken die Bühne. Die Opener „A.K.A.B.“ und „Werewolf Boogie“ zeigen gleich, wo es lang geht. Plötzlich steht der Clown wieder auf der Bühne und schluckt ein Schwert, bevor er es genüsslich wieder aus dem Hals herauszieht. W.T.F.? Aber das soll nur der Auftakt sein zu einer echten Freak Show.

IMG_2169Ein persönliches musikalisches Highlight ist für mich die Coverversion des Dead Kennedys Klassiker „Too drunk to fuck“, der in dieser Up-Tempo Psychobilly-Version richtig reinknallt. Als nächstes balanciert der Clown relativ harmlos einen Tennisschläger auf der Nase, doch dann zwängt er seinen Körper einmal durch den Rahmen hindurch. Die nächste Einlage besteht wieder aus Schwertschlucken. Derweil hält sich Sänger Titch mit großen Ansagen zurück, doch nach „Your Mother is a Whore“ verstehe ich in etwa: „Fuck Fuck Fuck Fuck Fuck Fuck Fuck Stop the fucking clapping. So how long do you wanna live?“, womit dann auch der nächste Song angekündigt wäre. Dann wird es richtig schmerzhaft, denn der Clown hängt sich einen Metallhaken ins Auge, von dem sein Schwert an einer Kette baumelt. Eine Dame hält sich bei dem Anblick sogar die Augen zu.

Natürlich darf auch daIMG_2164s Feuerschlucken zweier Fackeln bei so einem Auftritt nicht fehlen. Der Clown entzündet eine Fackel ein zweites Mal, doch jetzt zieht er überraschend die Hose herunter und brennt sich die Haare in der Arschritze ab, was erst für ungläubiges Staunen und dann für großes Gelächter sorgt. Es folgt noch eine Jongliereinlage mit drei Keulen, bevor dann nach ungefähr einer Stunde mit „Oompa Loompa“ und „Honk Time Boogie“ der Auftritt gefühlt irgendwie viel zu früh endet, aber wenigstens kommen die Klingonz noch einmal zurück, um den Matchbox-Klassiker „Rockabilly Rebel“ zu performen. Anschließend wird der Merchandise Stand mit vorgehaltenem Luftballonschwert geentert.

Fazit: Eine herrlich abgedrehte Freak Show im wahrsten Sinne des Wortes, ein Fest für die Ohren und die Augen, das einen Mordsspaß gemacht hat. Schade nur, dass sich am heutigen Dienstag nicht mehr Psycho-Fans haben anlocken lassen. Zum einen hätten das die Klingonz echt verdient, zum anderen haben die Daheimgebliebenen gewaltig was verpasst. Selbst schuld.

Setlist:
01 A.K.A.B.
02 Werewolf Boogie
03 Deep Space 69
04 Destruktobotz
05 Captain Kirk
06 Frite Nite
06 Too drunk to fuck
07 Sausage Tits
08 Madness
09 Jiz Junkie
10 Spawn
11 Kling Stomp
12 Your Mother is a Whore
13 How long do you wanna live
14 Spiderman
15 Delirium Tremens
16 Jobot
17 Bitch
18 Oompa Loompa
19 Honk Time Boogie

20 Rockabilly Rebel

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