Rabenschwarzer Lieblingssong

Da gibt es einen deutschen Rapper namens Casper, der für mich völlig im Verborgenen schon mehrere Alben heraus brachte und in den Charts sogar schon auf Platz eins war. Mir fiel er aber vor kurzem erst auf mit einem Song, der nicht sehr an HipHop erinnert, eher an Düsteres und Morbides von Nick Cave. Und wen wundert’s? Blixa Bargeld ist mit dabei.

Der Text klingt wie ein Gedicht von Gottfried Benn und Bertolt Brecht, wie Nick Cave auf Deutsch oder Rio Reiser. Hier geht es nicht um Männer-mit-Statussymbolen-baggern-Frauen-mit-aufgespritzten-Lippen-an. Hier geht es um essentielle Dinge wie Tod, unser täglich Brot, brennende Herzen, die vor Liebe fast verglühen. Dieses Lied muss man mehrmals hören, es hat eine Message, es rauscht nicht einfach an einem vorbei.

Das Video ist ein Augenschmaus für Cineasten. Schwarz-weiß, unheimlich, eindringlich. Im Stil von Horrorfilmen à la The Conjuring oder Blair Witch Project, M. Night Shyamalans The Village oder auch dem Videoclip zu Hoziers „Take me to Church“ ähnelt es dann doch am ehesten Szenen aus Michael Hanekes Film Das weiße Band. Eine Jugend in schwarz-weiß, Böses geschieht. Nur ein paar Sekunden lang meint man, es sei eine Liebesgeschichte, aber dann wird das Paar gejagt, der junge Mann zu Tode geprügelt, sein Herz aus dem Leib gerissen, um dann aus der Körperöffnung Heuschrecken kriechen zu lassen. Die Apokalypse ist da.

Die Musik ist eine Mischung aus Rock, Pop, HipHop, Indie, und da man sich für den letzten Refrain Blixa Bargeld dazu geholt hat, klingt es eben auch nach den Einstürzenden Neubauten.

Ich habe normalerweise nicht viel mit HipHop am Hut, aber dieser Casper hat meine Seele berührt mit einem einzigen Lied, dafür mit allen Sinnen. Toller Song, toller Text, tolles Video, tolle Melodie, toller Gastmusiker. Im September kommt Caspers neues Album heraus. Dieses Lied und Video gibt es aber jetzt schon vorab im Netz. Und es ist großartig.

 

 

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