Ein Feuerwerk der Fantasie

Vier Jahre nach dem Debüt mit neuer Sängerin veröffentlichten die finnischen Symphonic-Metaller am 2.12. ihr neues Album „Imaginearum“. Als Sahnehäubchen oben drauf gibt’s zum Album einen Film, beruhend auf den einzelnen Stücken und nach der Idee von Songwriter Tuomas Holopainen. Wie man sich diesen nun genau vorzustellen hat, weiß ich leider nicht, aber hier soll es auch erst mal nur um die Musik gehen, denn die steht ja nach wie vor im Mittelpunkt.
Im Vergleich zum Vorgänger Dark Passion Play ist Imaginaerum vor allem eines: anders. Weniger easy-listening, die Songs gehen langsamer ins Ohr, wenn sie dort allerdings erst mal ankommen breiten sie sich beeindruckend weit aus. Generell ist Imaginaerum rhapsodischer, man kann von den ersten Takten eines Liedes kaum auf dessen Ende schließen. Wendungen und Überraschungen, sowohl harmonisch als auch instrumental, begleiten fast jedes Lied. Der rote Faden, in variierender Form, ist deutlich sichtbar in den 13 Stücken: Fantasie. Träumen, Hoffen, Wünschen. Das reicht von Gutenacht-Geschichten über Alpträume bis hin zu Reisen in den fernen Orient.
Die erste Singleauskopplung „Storytime“ (erschienen am 8.11.) ist eigentlich kein besonders repräsentatives Stück für Imaginaerum. Wahrscheinlich das poppigste, das das Album zu bieten hat, eignet es sich aber wohl gut dazu, einen leichten Einstieg zu bieten.

Endlich wieder ein Lied in ihrer Muttersprache finden wir als ersten Track – „Taikatalvi“ („Wintermagie“), gesungen von Basser Marco Hietala. Ein zauberhaft melancholisches Stück in finnischer Folk-Manier, das stilistisch den ruhigen Trio Niskalaukaus Songs ähnelt und schließlich nahtlos in „Storytime“ übergeht.
Mit „Ghost River“ betreten wir nun weniger massentaugliche Gefilde, anfangs sehr düster und eher wild, mischt sich jedoch im Verlauf des Stückes ein geradezu heroischer Unterton hinein, der zu einem strahlenden Ende hinführt.
Eine Innovation erwartet uns mit „Slow, Love, Slow“. Jazz? Ich dachte, die machen Metal? Und doch hören wir hier extreme Anspielungen auf den ruhigen, etwas düsteren Bar-Swing der 20er Jahre, natürlich nicht ohne typischen Nightwish-Klang.
Mein erster Gedanke bei Track fünf, „I want my Tears back“, war in etwa: Oh je, plötzlich doch wieder so platt? Aber bei intensiverem Hören kristallisiert sich ein wunderschöner Refrain heraus, der von Sängerin Anette und Marco in ihre persönlichen Interpretationen eingefärbt wird. Schließlich mündet das Ganze in ein folkiges Instrumental-Battle zwischen Uillean-Pipes, Fiddle und Gitarre, das definitiv Spaß macht.
Doch gleich wird es gruselig: „Scaretale“ entführt den Hörer in einen Alptraum, in dem er einer mörderischen Braut, einem wahnsinnigen Zirkus und allerhand anderen Kinderschrecken begegnet. Musikalisch erinnert es teilweise an Danny Elfman, den Chefmusikanten von Tim Burton, was dem Stück einen nahezu burtonesquen Hauch verleiht.
Es geht nahtlos weiter mit dem Instrumental „Arabesque“, eine sehr rhythmische Reise auf einem fliegenden Teppich. Ein Stück, zu dem man sich einen Haufen Schals suchen möchte um den Tanz der Sieben Schleier aufzuführen!
Track Acht, „Turn loose the Mermaids“, beruhigt die Stimmung etwas und erzählt eine traurige Geschichte über lange vergangene Liebe. Nur wieso der Erzähler jemandes Zähne kontrolliert, will mir nicht in den Kopf, aber das ist wohl eine Metapher
„Rest Calm“ beginnt eher durchschnittlich, entwickelt sich aber zu einem extrem kraftvollen Ende hin, all die schönen Erinnerungen auffängt und episch in den Vordergrund rückt.
Ein Lied über Vögel? Na nu, sind wir unter die Ornithologen gegangen? „The Crow, the Owl and the Dove“ klingt nach dem Soundtrack zu einem nachdenklichen Romantik-Schinken, zum Teil sogar nach „The Last Unicorn“. Mancher mag es zu dick aufgetragen finden und hätte damit zumindest für den Mittelteil auch recht, aber im Großen und Ganzen ein sehr angenehmes, romantisches Stück zum Träumen.
Wir nähern uns dem Finale, auch inhaltlich: „Last Ride of the Day“ klingt anfangs wie der Ritt zur Schlacht, wird dann aber etwas fröhlicher und schlägt einen sehr optimistischen Ton an: „Aufwachen! Die Zukunft ist jetzt, lebe dein Leben!“ scheint es dem Hörer zurufen zu wollen.
Mit „Song of Myself“ gibt uns Tuomas einen kleinen Einblick in seinen verrückten Kopf. Die Melodie etwas flach, doch was sich darunter abspielt ist atemberaubend. Auch hier – wie schon vorher – sollte man nicht mit dem alten „Strophe – Refrain-Schema“ rechnen, es werden wesentlich komplexere Teile zusammengefügt, ohne dabei den Charakter des Liedes zu verändern. Es endet mit einem minutenlangen Gespräch über Eindrücke, Gedanken, Hoffnungen, Erinnerungen, Wünschen… also mit der Quintessenz des Albums!
Als besonderes Zuckerl hat sich Arrangeur Pip Williams als letzten Track ein orchestrales Medley der Stücke einfallen lassen, bei dem man die Gelegenheit bekommt, die Themen in ihrer Reinform nochmals zu verfolgen und sinken zu lassen. So beenden wir eine Reise in die Fantasie, schlagen unser Buch zu und stellen es zurück ins Regal, doch nicht, ohne ein Stück Kindheit wiedergefunden zu haben, das unter dem Alltag verschüttet lag.

Fazit: Ein unheimlich interessantes Album, aber nichts zum nebenbei hören. Es zieht den Hörer nicht mit, sondern er muss schon selbst schauen wo er bleibt und aktiv zuhören und mitdenken. Komplexer als sein Vorgänger, jedoch muss ich bemängeln, dass viele der Melodien etwas flach und nahezu poppig sind, dadurch allerdings besser zu Anette’s Stimme passen. Trotzdem besteht da noch etwas Nachholbedarf. Im Allgemeinen ein sehr ambivalentes Album, jedes Stück hat mindestens einen genialen Moment, manche sind insgesamt echte Perlen, andere dümpeln nach ihrem großen Augenblick etwas vor sich hin. Doch alles in allem nicht nur für Fans ein Ohrenschmaus, sondern auch durchaus einen Versuch wert für diejenigen, denen die letzten Alben von Nightwish nicht gefielen.

Nightwish (2011)
Nuclear Blast
www.nightwish.com

Tracklist

1. Taikatalvi
2. Storytime
3. Ghost River
4. Slow, Love, Slow
5. I want my Tears back
6. Scaretale
7. Arabesque
8. Turn loose the Mermaids
9. Rest Calm
10. The Crow, The Owl and the Dove
11. Last Ride of the Day
12. Song of Myself
13. Imaginaerum

 

Die Wüste ist ein grausamer Ort

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Die Freundschaft zwischen Jack und Tory wurde bereits mehrfach auf harte Proben gestellt, aber sie hält dennoch schon seit 15 Jahren – und das obwohl der jähzornige Tory seinen besten Kumpel einst bei einem Streit so schwer verletzte, dass Jack auf einem Auge blind ist. Doch jetzt droht der latente Streit zwischen den beiden zu eskalieren, denn Tory findet heraus, dass Jack ein Verhältnis mit seiner Frau hat.

Jack flieht in ein Motel in der Wüste, um der Rache des Psychopathen zu entgehen. Dort trifft er auf die jugendliche Ausreißerin Rachel und die undurchsichtige Mona, die ihn sofort fasziniert. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, doch Jack weiß, dass er nicht bleiben kann, er muss auf der Hut sein. Bevor es richtig ernst werden kann, verlässt er die dunkle Schönheit und will sich absetzen, nur weg, nur keine Verantwortung, nur nicht noch mehr Komplikationen!

Komplizierter wird es allerdings: Mona wird bestialisch in Jacks Motelzimmer abgeschlachtet, und Jack gerät unter Mordverdacht. Doch er weiß: Torys Rachefeldzug hat gerade erst begonnen…

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Kölner Dom

Bei meinem letzten Besuch in Köln war ich mal wieder im Dom. Diese düstere Schönheit – in der Schule habe ich darüber mal ansatzweise etwas gelernt, aber es blieb nicht viel davon im Gedächtnis. Darum hab ich mir einen Vortrag zum Thema „Die Gotik als Gesamtkunstwerk am Beispiel französischer Kathedralen“ bei der VHS geleistet. Hier für Interessierte eine Zusammenfassung:

Die Gotik hat sich im Mittelalter entwickelt. Im Laufe des 12. bis 15. Jahrhundert wollte der Klerus die neu zu bauenden Kathedralen als eine Art „Bibel für Arme“ gestalten und das unwissende Volk dadurch belehren, u. a. wurden Geschichten aus dem Leben der Heiligen gezeigt und von kirchlichen Festen mittels Glasgemälde erzählt. Ebenso ausdrucksstark sollten die Portalstatuen sein.

Die Ausrichtung der neuen Bauwerke hatte in der Gotik von Ost nach West zu erfolgen. Der Kopf im Osten, in Richtung aufgehender Sonne. Den Außenfassaden an der Nordseite waren die Darstellungen des Alten Testaments, denen an der Südseite des Neuen Testaments vorbehalten; die Westfassaden sollten das jüngste Gericht darstellen und die Ostfassaden Todesszenarien vermitteln.

An den Kirchen bemerkt man den Höhendrang, die „Himmelssehnsucht“. Die vertikale Tendenz gotischer Bauten im Gegensatz zu mehr horizontalen Gebilden der vorausgegangen romanischen Baukunst zeigen den Unterschied der Architekturstile. Über den Portalen sind oftmals Heilige in Bogenform zu sehen. Ein hl. Papst bzw. König wurde bei dieser Anordnung erhöht und mittig abgebildet. Typisch ist auch die spitz zulaufende Fensterform.
Die Steinmetzmeister, die dem Äußeren der gotischen Bauten Gestalt geben sollten, wurden mit ihren umfangreichen Arbeiten an großen und unzähligen kleinen Skulpturen nur selten rechtzeitig fertig.
Das Gewölbe einer Kathedrale wird durch das Kreuzrippe getragen und leitet den Gewölbedruck zu den Pfeilern (s. a. Link). Dadurch ergeben sich auch die gegliedert aufgestellten Pfeiler.

In der Gestaltung der Figuren überwiegt eine gewisse Typisierung. Hierbei sollte das Wiedererkennen der Darstellungen gewährleistet werden bzw. für das einfache Volk erleichtert werden. Die Dreidimensionalität fehlt und Objektschatten werden nicht dargestellt. Die starre Haltung der Statuen sowie der sich wiederholende Gesichtsausdruck sind diesem Kunststil entsprechend, v.a. auch durch die Praxis der Bildhauer im Mittelalter, schön gestaltete Gesichtsdarstellungen als Muster an Steinmetze weiterzugegeben. Erst Ende des 14. Jahrhunderts bemühten sich die Künstler, den Gesichtern der Statuen Gefühlsausdruck zu geben.

Die Kunst war im Mittelalter eine Art Heilige Schrift mit festgeschriebenen Attributen. Zum Beispiel musste der Heiligenschein vertikal und symmetrisch angebracht sowie mit einem Kreuz versehen werden, das die Göttlichkeit kennzeichnete. Der Lichtschein, der die heilige Person umgibt, war am ganzen Körper anzuwenden.
Ferner sollten Gott, Jesus und die Engel barfuss gestaltet sein, aber nicht Maria und die Heiligen. Der Himmel wurde durch mehrere geschwungene, konzentrische oder manchmal auch gezackte Linien dargestellt.
Parallel verlaufende Linien bedeuteten Wasser, die Flüsse und das Meer.
Ein Turm und ein Tor stellten eine Stadt dar. Sah man zwischen den Zinnen einen Engel, war die Stadt Jerusalem gemeint.

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Kölner Dom – Glasfenster

Bei den (Glas-)Bildern musste der Künstler eine gewisse Rangordnung der Abgebildeten einhalten, z.B. wurde Petrus an die rechte Seite von Jesus gesetzt. Das resultiert auch aus der Ansicht des Klerus, dass links nur unwürdige Personen stehen und rechts die würdigen.

Die Symbolik ist in der Gotik weit verbreitet. Seit der Zeit des Urchristentums, soll heißen in den Katakomben Roms, wendet die christliche Kunst Symbole an. Zum Beispiel stellt ein Löwe, der neben dem Grab Christi steht, die Auferstehung dar, Stroh bezeichnet die Sünde. Damals wurde gesagt, dass jede Form in der Kunst durch den Geist, durch das Symbol belebt wird. Dazu gehören auch die Gestik, die Priestergewänder, die Gegenstände, die bei der Messe und anderen Zeremonien gebraucht werden, die Tiere und sogar die Pflanzen, die ein Künstler darstellt.

Das in der Gotik verwendete „Bestiarium“ ist eine mittelalterliche Tierdichtung. Es zeigt auch die Symboleigenschaft der Tiere in der mittelalterlichen Kirchenkunst, insbesondere in Frankreich. Evangelisten wurden z. B. durch den Löwen (Markus), den Stier (Lukas) und den Adler (Johannes) dargestellt.

Auch die Flora wurde symbolisch eingesetzt: die Rosen symbolisierten das Blut Jesu, Nesseln die brennende Glut des Lasters. Ein Gewächs konnte auch mehrere Bedeutungen haben, z. B. die Lilie. Sie bezeichnete erst den Heiland, später auch die Heiligen, die Menschheit oder die seligen Gefilde. Die Künstler mussten vorwiegend Frühlingsgewächse einsetzen, z. B. Sprösslinge, Ranken, Zweige, Reben. In Stein wurden Wegerich, Farn, Ginster, Efeu gemeisselt.

Adam und Eva wurde die Bearbeitung der Felder auferlegt. Deswegen finden sich in vielen Kirchen in Stein gemeisselte Jahreskalender. Die Feldbestellung, der Weinbau und die Ernte wurden von einem Tierkreis begleitet. Diese Bilder sind dem Heidentum entnommen und fanden nichtsdestotrotz ihren festen Platz in den Sakralbauten der Christen.

Für die Menschen im Mittelalter waren Heilige nicht nur Helden der Weltgeschichte, sondern auch ihre Fürsprecher und Schutzpatrone. Dementsprechend oft wurden große Heilige in der Glasmalerei der Kirchen verherrlicht. Im Rang der Heiligen nahmen die Apostel den ersten Platz ein, danach kam St. Nikolaus und der Hl. Jakobus.

Ein Irrtum der Handwerker in der Darstellung und Malerei oder eine Nichtbeachtung der vorgenannten Richtlinien der römischen Kirche galt als Ketzerei.

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Kölner Dom

In den Kunstwerken der Kathedralen waren auch Handwerker mit den von ihnen gestifteten farbigen Fenstern vertreten. Es wurden Glasbilder mit den Attributen der Stifter in Auftrag gegeben und ausgeführt: z. B. dem Webstuhl, dem Metzgermesser, dem Hammer, der Maurerkelle oder der Schaufel. Könige, Edelleute und Bischöfe nahmen in den Glasgemälden als Stifter nur einen bescheidenen Platz ein, meistens in Demut vor Jesus, Maria oder einem Heiligen.

Die großen Männer des Altertums sind in den gotischen Kirchen kaum dargestellt. Jedoch findet man in Frankreich die Taufe Clodwigs und die Geschichte Karls des Großen dargestellt.

Man kann die Gotik auch noch in weiteren deutschen Kirchen finden, z. B. im Regensburger Dom, dem Ulmer Münster, der St. Martins-Kirche in Landshut und dem Müncter zu Freiburg.

Wer sich für die Gotik interessiert, kann auch bei Wikipedia weitere Informationen nachlesen.

Viel Schmerz und nackte Haut

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Im verschneiten Wien wird bereits die dritte junge Frau gekreuzigt vorgefunden. Der nackte Körper ist übersät mit Striemen von einer Peitsche. Marcus Wolf, ehemaliger Polizist und durch eine Erbschaft vor acht Jahren Besitzer des bekanntesten SM-Clubs der Stadt wird in die Ermittlungen einbezogen. Alle Spuren führen zu seinem Edel-Bordell und er ist der einzige, der über die nötigen Kontakte zur Szene verfügt, um den Täter zu identifizieren. Doch Wolf plagen plötzlich Zweifel, ob alles, was er im „Dominion“ und mit seinen drei Subs tut so richtig ist. Was hat der Erbonkel zweien von ihnen angetan und welche Verbindungen hatte er, dass ein altes Video einer Kreuzigungssession im Internet auftauchen konnte und nun nachgestellt wird? Ein geplanter Rachefeldzug gegen Wolf oder Sadisten, die keine Grenzen kennen und mit einer unbekannten Substanz ihre Opfer willig machen? Doch viel Zeit für Nachforschungen bleibt nicht mehr, denn über das nächste Opfer wird bereits im Internet abgestimmt und in drei Tagen ist Deadline…

Der Roman fesselt. Gleich mit einem Tatort beginnend, wartet man darauf, dass dieser Strang der Geschichte weitererzählt wird. Doch die Verwicklungen führen in die Vergangenheit, erzählen ein bisschen von damals, vor acht Jahren, als Marcus Wolf noch Polizist war und keinen Kontakt zu seinem Onkel hatte. Bei der Sitte hat Wolf genügend Puffs von innen gesehen, doch das „Dominion“ ist etwas anderes: Ein BDSM-Schuppen, der zu den bekanntesten Wiens gehört.
Dass die ganze Story damit zu tun hat, mag kaum verwundern. Der Umfang jedoch schon – und alle großen und kleinen Geständnisse, die ans Licht kommen.
Andras, der Autor, erzählt sehr feinfühlig, wie es in der BDSM-Welt zugeht. Er beschreibt krasse Sexszenen, malt Sessions in blutigen Farben und irgendwo dazwischen findet sich auch mal Blümchensex unter Stinos. Sein Protagonist Marcus Wolf war auch mal so ein Stino, ein Stinknormaler eben, der mit Peitschen, Handschellen, Ball-Gags und Paddels nicht viel zu tun hatte. Er ist verheiratet mit einer seiner drei Subs und kein Dom aus Leidenschaft. Vielmehr kämpft er mit sich, muss sich teilweise dazu zwingen, Caro, Amber oder Jacqueline wehzutun. Doch nach all den Jahren hat er sich daran gewöhnt und muss feststellen, dass er Gefallen daran gefunden hat, seine Liebsten zu demütigen, ihnen wehzutun oder sie an andere auszuleihen. Was wie ein No-Go klingt, ist in der Szene üblich und gar nicht so verwerflich, wie es erscheint. Durch die Zweifel des Protagonisten an seinen neuen sexuellen Vorlieben, durch seine Angst, die Grenzen zu überschreiten, erfährt der Leser, der mit der Szene nicht viel zu tun hat, dass hinter BDSM keine skrupellose Gewalt steht, keine harten Kerle, die gerne Frauen dominieren, die sich nicht wehren können, sondern genau das Gegenteil: Dahinter stehen starke Frauen, die es kickt, wenn sie geschlagen werden und wehrlos gefesselt eine Nacht auf dem Fußboden verbringen müssen. Dahinter steckt viel Vertrauen und Zustimmung und noch etwas ganz Wichtiges: Liebe. Was Außenstehende nicht begreifen können, ist die gegenseitige Zuneigung und die Verantwortung, die der dominante, sadistisch veranlagte Top für den devoten und masochistischen Partner übernimmt – und dass jeder Bottom Mayday sagen und damit das Spiel sofort beenden kann. Andreas hat ein Tabuthema angesprochen und mit viel Sorgfalt aufgearbeitet.
Dass es auch anders geht, dass Grenzen überschritten werden und ein Save-word eben nicht berücksichtigt wird, ist der unschöne Teil der Geschichte und daraus resultieren die Morde, die ausgepeitschten jungen Frauen an den Kreuzen in Wien.
Manchmal ist es eklig, was beschrieben wird. Ich kann das Buch nicht an einem Nachmittag durchlesen und nur warnen, es kann verstören. Aber spannend ist es von der ersten bis zur letzten Seite und immer wieder für eine überraschende Wendung gut.

Fazit:
Eine gut durchdachte Story, die alles hat, was man erwartet: Viel Sex, ausreichend Crime und kleine Prisen Liebe und Romantik.


Andreas – Schatten
592 Seiten
Heyne Hardcore 2008
9,95 €
Heyne Verlag
Amazon

Als „Commercial-Future-Trance-Pop“ beschreibt Dennis K. sein Projekt „Dystrance“ auf Facebook. Nach den Downloaderfolgen von „Pure Love Infinity“ und „Walking in Circles“ veröffentlichte er vor knapp einem Monat einen weiteren Song. Der Sänger und Gründer der Gothic-Band FragileChild lebt für die Musik – und ist dabei offen für verschiedene Genres. In diesem Exklusivinterview hat Dennis K. sich Zeit genommen, um über das Projekt zu erzählen.

Kyra Cade:„Le Coeur de la Mer“ ist am 04.11. als Download erschienen. Knüpft die Single an die Erfolge von „Pure Love Infinity“ und „Walking in Circles“ an?
Dennis K.: „Le Coeur De La Mer“ knüpft sogar sehr gut an die „Erfolge“ der beiden anderen (kostenlosen) Download-Singles an!! Bin sehr überrascht, da es ein neues Projekt ist und darüber hinaus „nur“ ein Nebenprojekt.

K. C.: Du planst ein Album. Wie weit sind die Vorbereitungen?
D. K.: Nun ja, ich experimentiere gerade noch ein wenig. „Dystrance“ besteht, wie man vielleicht schon auf der „Tanz EP“ hören konnte, aus mehreren Facetten, welche ich innerhalb dieses Jahres noch weiter ausgebaut habe. Die Vorbereitungen laufen gut, nur noch ein paar Songs und dann nehmen wir die Gesänge für das Album auf, welches den Titel „Euphoria“ tragen und elf Songs haben wird. „Euphoria“ wird voraussichtlich im Sommer 2012 veröffentlicht.

K. C.: Wird das Album nur als Download verfügbar sein?
D. K.: Das weiß ich zum aktuellen Zeitpunkt leider noch nicht. Wenn es als CD veröffentlicht wird, dann als streng limitierte Edition. Als Download wird es das Album definitiv geben.

„Ein Zustand relativer Hilflosgkeit“

K. C.: Auf Facebook hast Du nach Gastmusikern gesucht. Läuft das gut oder suchst Du immer noch?
D. K.: Die Suche beschränkt sich mittlerweile auf Remix-Interessenten. Auch im punkto Gastsänger/in hat sich etwas geändert, da ich für „Dystrance“ nun eine feste Sängerin habe, worauf ich schon sehr stolz bin und mich sehr auf die Zusammenarbeit / Aufnahmen mit ihr freue! Aber wenn sich Gastmusiker melden und das Zusammenspiel passt, wäre ich nicht abgeneigt. Bin generell offen für alles und sehr experimentierfreudig. Es muss einfach nur passen.

K. C.: Dystrance ist ein Begriff aus dem Bereich der Hypnose. Er bezeichnet einen Zustand relativer Hilflosigkeit. Wieso ausgerecht dieser Name für das Projekt?
D. K.: Ich fand den Begriff sehr prädestiniert für mein Soloprojekt. Zu Beginn hieß das Projekt noch „TranceMission“, was mir aber nach kurzer Zeit schon zu kitschig wurde und ich mich dann auf puren „Trance“ festlegen müsste und das wollte ich nicht. Ich wollte etwas in Richtung „Trance“ machen, mich jedoch nicht darauf beschränken. Also hab ich mich ein wenig mit dem Begriff „Trance“ an sich beschäftigt und bin auf „Dystrance“ gestoßen. Allein dessen Bedeutung ist schon sehr aussagekräftig.

K. C.: Dystrance, Emportement, Letters for D., FragileChild. Alles Projekte, an denen Du beteiligt bist. Sticht eines besonders raus?
D. K.: Ich finde, dass jedes Projekt seinen Reiz hat! So habe ich für jedes Gefühl und für jede Laune einen Trichter. Ich mag‘s nicht, wenn ich vier bis fünf Musikrichtungen auf einem Album habe, möchte jedoch aber auch meinem „kreativen Fluss“ freien Lauf lassen, ohne mich in irgendeiner Hinsicht einschränken zu müssen.

Viel geplant für die Zukunft

K. C.: Mit FragileChild steht im Dezember die Veröffentlichung des neuen Albums „Pulse of Life“ an. Wird das nicht manchmal ein bisschen viel?
D. K.: Ich hab ja sonst keine Hobbys also von dem her… Nein, im Ernst: „FragileChild“ hat Priorität, da wird es manchmal schon sehr viel, weil es dort mehr Aufgaben zu bewältigen gibt als bei anderen Projekten. Da die Solo- und Nebenprojekte nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen (was ich auch weiterhin so beibehalten werde), wird es auch nicht „zu viel“. Es macht ja unheimlich viel Spaß, neue Songs zu schreiben.

K. C.: Dystrance ist ein reines Studioprojekt. Soll sich das einmal ändern?
D. K.: Ich glaube nicht, dass sich da was ändert. Wenn, dann werde ich, sollte es einmal soweit sein, ein Special Event machen, aber zu viele Auftritte sollten es nicht werden. Generell heißt es in dem Fall, abwarten, was die Zukunft hierfür bereithält.

K. C.: Was hast Du mit Dystrance noch vor?
D. K.: An erster Stelle steht die Fertigstellung der Songs für das Debutalbum. Vorher wird es noch die „Mindcontrol“ und „Heartcontrol“ EPs geben, welche sich musikalisch vom Album abheben. Ansonsten fände ich es einfach toll, wenn ich‘s mit „Dystrance“ auf einen Sampler wie z.B. „Trance Voices“, „Dream Dance“ oder in der Art schaffen würde.

K. C.: Ein paar Worte zum Schluss?
D. K.: Erst mal ein Danke an dich. Danke an alle Fans von Dystrance und kämpft für eure Träume, sie sind es wert!

K. C.: Vielen Dank für dieses Exklusivinterview!

Sie haben es wieder getan: Corvus Corax veröffentlichen am 25.11.11 ihr neues Album „Sverker“.
Schon im Vorfeld hatten sie täglich einen Song in Auszügen veröffentlicht, um auf die neue Scheibe aufmerksam zu machen. Dabei können sich die Könige der Spielleute, die eben noch in Mexiko gastierten und in den nächsten Tagen ihre Tour durch Deutschland beginnen, bereits großer Beliebtheit erfreuen, stehen sie doch seit 22 Jahren auf der Bühne und begeistern.
Ob Dudelsack, Schalmei, Trumscheit oder Percussion, die Spielleute wissen, wie man in alte Zeiten entführt.
Auch ihr neues Album ist schöne, gediegene Musik. Ruhige Töne schlagen sie dieses Mal an und begeben sich mit „Sverker“ auf die musikalischen Spuren des mittelalterlichen Nordeuropas. Zehn Länder wurden bereist, auf der Suche nach Inspiration, Legenden und Bräuchen. Dass Corvus Corax fündig geworden sind, beweisen sie eindrucksvoll.

Das Intro ist ruhig, dunkel, stimmt gut ein auf das, was kommt, als wolle es sagen: Setzt euch hin, entspannt euch, schließt die Augen und lasst euch in den Norden entführen.
„Gjallarhorn“ klingt nach Ankunft. Langsam und majestätisch beschreitet man den Bifröst, der in der Mythologie Midgard und Walhalla verbindet. Heimdal ist der Wächter der Götter und besitzt das Gjallarhorn. Wie ein langsamer Marsch auf dieser Brücke, auf dem Weg ins Walhalla schreitet die Musik voran.
Der dänische König „Sverker“ scheint in dem gleichen, schreitenden Stil aufzutreten, zumindest ähnelt das Thema des gleichnamigen Songs dem Vorangehenden.
Geradezu tanzen möchte man, wenn „Fiach Dubh“ erklingt. Eine kleine irische Kneipe vor Augen, Guinness trinkend und sich die roten Bärte zwirbelnd. Das kann ich mir sogar als Frau vorstellen, wenn ich der leichten Musik zuhöre und diese mich entführt aus dem kalten Deutschland.
„Trinkt vom Met, vom Bier und vom Wein. Alles, ja, alles, das muss hinein, und wenn dann die Nacht beginnt, füllet die Gläser hoch bis zum Rand!“ Kann man stilechter zum Trinken aufgefordert werden als durch dieses Lied?
Da passt es dann auch, dass der nächste Song uns noch einmal zum Trinken bewegen möchte, aber das Tanzen bitte nicht vergessen und die Liebe auch nicht! „The Drinking Loving Dancers“ hat Elemente eines ruhigen, hymnenartigen Gesangteils und die spielerische Leichtigkeit der Dudelsäcke, die man von Corvus Corax gewohnt ist. Selbst im Sitzen wippe ich mit, weil es bei diesem Lied gar nicht anders geht.
Flötenspiel beschreibt den Tag im Mai, der als nächstes mit sanfter Stimme besungen wird. Eine schöne Ballade, die nachdenklich stimmt. Da macht es auch nichts, dass man den Text nicht versteht.
„Havfru“ könnte die Jagd durch’s Wasser beschreiben, auf der Suche nach einem unglücklichen Seemann, der sich in die Meerjungfrau verliebt und ihrem tödlichen Gesang folgt. Der Trommelrhythmus zieht mit und wird sehr schön vom Dudelsack untermalt.
Militärisch hingegen klingt der Beginn von „Baldr“. Ein Aufmarsch zur Schlacht, die jungen Krieger noch alle angespannt und siegesgewiss. Das instrumentale Stück erinnert an die Kampfvorbereitungsszenen aus „Herr der Ringe“, „Die Chroniken von Narnia“ oder ähnlichen Filmen. Gegen Ende hin wird es schneller und ich habe das Gefühl, die Spannung steigt – worauf auch immer – bis es abrupt abbricht.
Ein Wikingerschiff, das langsam durch Wasser gleitet, oder doch ein Bach, der durch einen Wald rauscht, vielleicht auch der Klang der Räder einer Kutsche, die langsam auf unsicherem Weg gezogen wird. Ich kann mich nicht entscheiden, welche Assoziation am ehesten zum Beginn von „Ragnarök“ passt. Vielleicht doch das Schiff, das sich anschleicht, die Feinde ins schlafende Dorf bringt, die sogleich die Bewohner ermorden oder gefangen nehmen und die Besitztümer plündern, musikalisch sehr schön durch schnellen Trommelrhythmus, Schalmei und weitere Instrumente dargestellt. Fast anklagend erscheint dann eine helle, weibliche Stimme, als beweinte sie das in Flammen aufgegangene Dorf. „Ragnarök“ bezeichnet in der nordischen Mythologie das Schicksal der Götter, die in der letzten großen Schlacht gegen die Riesen kämpfen. Drei lange Jahre dauert der Kampf, der viele – und schließlich auch Odin – das Leben kostet. Im Weltbrand wird die ganze Welt zerstört. Doch am Ende entsteht ein neues Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos, und Fimbultyr (Odin) kann eine neue Welt erschaffen. Es fehlen Blitz und Donner, es fehlt der richtige musikalische Weltuntergang, aber Corvus Corax setzen ihn in dunklem, ruhigem Ton um, mit sich wiederholendem „Ragnarök“. Ein würdiger Weltuntergang.
„Tjúgundi biðil“ ist kurz und rein instrumental, wie mir scheint eine Schalmei. Mich erinnert das Stück an Jagdsignale wie „Sau tot“ und vermutlich ist es so ähnlich auch gedacht.
Den Abschluss bildet das düstere “Na lamá-sa“. Nun ist es also vorbei mit der CD, scheint es zu sagen. Das gälische Stück geht auf das 10. Jahrhundert vor Christus zurück und es kommt bekannt vor. Ein passender Abschluss, der einen langsam wieder aufwachen lässt.

Fazit: Corvus Corax ist mit „Sverker“ wieder ein Glanzstück gelungen. Ruhiger zwar, aber nicht minder fesselnd wie die vorherigen Alben. Sie entführen, sie nehmen einen mit in die alte nordeuropäische Zeit und sorgen für ein Feuerwerk an Assoziationen. Ein sehr gelungenes Album.

Anspieltipp: The Drinking Loving Dancers


Corvus Corax – Sverker
VÖ: 25.11.11
Label: Soulfood

Tracklist:
1. Intro gjallarhorni
2. Gjallarhorni
3. Sverker
4. Fiach Dubh
5. Trinkt vom Met
6. The Drinking Loving Dancers
7. Lá í mbealtaine
8. Havfru
9. Baldr
10. Ragnarök
11. Tjúgundi biðil
12. Na láma sa

Die Thüringer Band SCHOCK hat sich mittlerweile einen Namen gemacht. Im Süden Deutschlands jedoch sind die Auftritte noch rar, wenngleich mit Spannung erwartet. Im Oktober waren sie Support bei einigen Tanzwut-Konzerten. Außerdem brachten sie 2011 ihr aktuelles Album „Kosmos“ raus. Mit viel Leidenschaft und Texten, die unter die Haut gehen, stehen sie auf der Bühne. Nun haben sie zwischen all den Terminen ein wenig Zeit für ein Interview gefunden.
Kyra Cade: Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
SCHOCK: Messerscharf und voller Liebreiz.

K. C.: Hat sich eure Musik seit eurer Gründung 1999 verändert?
SCHOCK: Hey, als wir 1999 starteten war uns lange nicht bewusst, wo uns unsere Reise hinführen sollte. Wir waren fasziniert von diversen Düsterkapellen, die Elektronik und Gitarren mischten und damit eine düstere Atmosphäre kreierten. Die Entwicklung unserer eigenen Musik ist eher ein Prozess, der sich seitdem immer weiter entwickelt und wir sind, so glaube ich, noch lange nicht am Ziel.

K. C.: Was macht SCHOCK aus?
SCHOCK: Leidenschaft und totale Hingabe, das stetige Bestreben, unsere Songs auf der Bühne zum Leben zu erwecken und den Zuhörer in ein Bad der Gefühle zu tränken.

K. C.: Welches Lied empfehlt ihr, wenn man SCHOCK noch nie gehört hat?
SCHOCK: Jedes, natürlich. Ein einzelnes hervorzuheben fällt uns schwer, da die Favoriten bandintern doch sehr verteilt sind. Dennoch, da ja immer die letzte Platte die Beste ist, natürlich von unserem aktuellen Album „KOSMOS“ Song 1- 13.

K. C.: Habt ihr Vorbilder?
SCHOCK: Inspirationen triftt es besser. Aber alle aufzuzählen wäre wahrscheinlich zu umfangreich und man müsste diese Antwort eh kürzen.

Spüren, was bewegt

K. C.: Was inspiriert euch zu Songs wie „Ware Fleisch“ oder „Babylon“?
SCHOCK: Liebe, Sex, Sex, Liebe. Unterwerfung und Macht bzw. Ohnmacht.

K. C.: Michael, Du lebst Deine Songs bei Liveauftritten. Die Mimik, die Gestik, alles passt zu den Texten. Ist das Deine Art oder hast Du lange dafür geübt?
SCHOCK: Ich hasse leidenschaftslose Interpretationen von Gefühlen. Und ein Song oder ein Text ist immer ein Ausdruck mindestens einer bestimmten Emotion. Wenn ich auf eine Bühne gehe und die Songs spielen darf, dann möchte ich nicht irgend ein Lied singen, sondern das spüren, was mich im Moment der Entstehung bewegt hat.

K. C.: Im März kam euer 4. Studioalbum „Kosmos“ raus. Warum mussten wir so lange auf ein neues Album warten?
SCHOCK: Für unsere Verhältnisse waren wir eigentlich ziemlich flott. Schließlich haben wir vom „Glamour“-Album bis zur VÖ von „Halt Still“ mal eben 5 Jahre verbraten. Wir sind außerdem in der glücklichen Position nicht jedes Jahr ein Album veröffentlichen zu müssen und lassen uns gern so lange Zeit, bis wir als Band auch wirklich zufrieden sind.

K. C.: Plant ihr schon wieder etwas Neues?
SCHOCK: Selbstverständlich gibt es große Pläne, wir werden uns als nächstes darauf konzentrieren, eine Platte mit etwas leiseren Tönen aufzunehmen, also mehr Akustikgitarre und Co.

K. C.: Es sind auf der „Kosmos“ sehr nachdenkliche Texte, beispielsweise „Nur ein Mensch“ oder „Augenblick“. Auf den früheren Alben ist mir diese Häufung nicht so stark aufgefallen. Hat diese Veränderung einen Grund?
SCHOCK: Wahrscheinlich so etwas wie älter, reifer und erfahrener werden. Die Veränderung diverser Sichtweisen, die Erfahrungen, die jeder einzelne macht und die natürlich Einfluss auf dein gesamtes Schaffen haben.

„Kinder an die Macht!“

K. C.: Gibt es Themen, über die Du am liebsten singst, oder vielleicht gar nicht mehr singen möchtest?
SCHOCK: Schwere Frage und ich hab leider keine Antwort. Ich plane keine Texte sondern versuch ledigliche Dinge, die mich bewegen in Worte zu fassen.

K. C.: Wenn ihr eine Sache auf der Welt ändern könntet, was wäre das?
SCHOCK: Kinder an die Macht!

K. C.: Vervollständigt diesen Satz: Musik ist…?
SCHOCK: Leidenschaft.

K. C.: Pläne und Ziele für die Zukunft?
SCHOCK: Weiter und noch erfolgreicher Musik machen, Konzerte, Konzerte, Konzerte!

K. C.: Ein paar Worte zum Schluss?
SCHOCK: Vielen Dank, auf bald im schwarzen Bayern.

K. C.: Vielen Dank für das Interview!

Eine der erfolgreichsten Liebesgeschichten unserer Zeit

1831 wird in einem verschlafenen französischen Nest ein Junge mit einer scheußlichen Missbildung geboren. Erik soll der Priester den Knaben taufen, denn einem solchen Ungeheuer kann die junge Mutter Madeleine unmöglich den Namen ihres geliebten verstorbenen Mannes Charles geben. Widerwillig akzeptiert sie ihr Schicksal und fertigt noch in der Nacht seiner Geburt das erste Kleidungsstück an, das Erik je tragen würde: eine weiße Maske.
Erik entwickelt sich wider Erwarten prächtig und erschreckend schnell, und bald stellt sich heraus, dass er neben einer offensichtlichen Hochbegabung viele weitere Talente besitzt, besonders seine Stimme, die von solch engelsgleicher Schönheit ist, dass selbst seine Mutter ihr voller Verzückung lauscht. Erik lernt schnell, dass er mit seiner Stimme Macht ausüben kann und verfeinert seine Fähigkeiten über die Jahre immer weiter. Er wächst eingesperrt auf, da seine Mutter und der Priester ihn vom Hass und Spott der Welt bewahren wollen. In seiner Einsamkeit entwickelt er bemerkenswertes Können als Musiker, Architekt, Zauberer, Physiker… Doch mit dem Alter wächst auch seine Neugier, und sein großartiger Geist erträgt es kaum, dass ihm Grenzen gesetzt werden.
Als seine Mutter schließlich einen jungen Mann kennenlernt, und es für Erik aussieht, als müsse sie sich entscheiden, fasst der 9 jährige einen Entschluss. Er läuft davon und eine jahrzehntelange Reise durch ganz Europa und darüber hinaus beginnt. Zigeuner, Architekten, sogar der Shah von Persien – jeder, der Erik begegnet, ist fasziniert von seinen fast übermenschlichen Fähigkeiten, und doch wird ihm stets Misstrauen und Hass entgegen gebracht. Sein unerschöpflicher Drang, etwas zu erschaffen, treibt ihn schließlich nach Paris, wo die Vorbereitungen für den Bau des neuen Opernhauses getroffen werden. Endlich eine Möglichkeit für Erik, seine Kreativität zu verwirklichen, und sich gleichzeitig ein eigenes Zuhause zu schaffen.

Basierend auf Gaston Leroux‘ Roman „Das Phantom der Oper“ verarbeitet Kay in biographischem Stil die Geschichte des fiktiven Phantoms, das die Pariser Oper in Atem hielt. Der Inhalt des Originals, bekannt auch aus dem gleichnamigen Erfolgs-Musical, wird in „Das Phantom“ nur im letzten Viertel behandelt. So konzentriert sich Kay im Hauptteil des Romans auf die Vorgeschichte. Wie wurde Erik zum Phantom, woher kam dieses Genie? Wie kann man einen so schöpferischen Geist mit den manischen Phasen eines Wahnsinnigen vereinen, ohne ihn als Monster darzustellen? Diese Fragen behandelt Kay sehr ausführlich, durchdacht und gut recherchiert. Dabei hält der tagebuchähnliche Stil die Geschichte stets sehr emotional und hilft dem Leser, sich in jeden der erzählenden Charaktere hineinzuversetzen. Für Leser, denen die Geschichte von Leroux bekannt ist, hält „Das Phantom“ natürlich wenige Überraschungen bereit, aber darum geht es in diesem Roman auch gar nicht. Vielmehr ist er eine sehr emotionale und schlüssige Hintergrundgeschichte, die uns hilft, einen der faszinierendsten fiktiven Charaktere des 20. Jahrhunderts zu verstehen.

Für „Phans“ ein echtes Muss, für Einsteiger eine gute Möglichkeit, sich mit der Geschichte vertraut zu machen und Hintergründe zu verstehen.

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Susan Kay – Das Phantom
Fischer Verlag, Taschenbuch, 2005

416 Seiten
9,99€

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