Der neue Spitzel des Lehrerzimmers

 

Bastian Bielendorfer ist für das schulische Leben gezeichnet: Er ist der Sohn einer Grundschullehrerin und eines Gymnasiallehrers und hat das zweifelhafte Vergnügen, seine 13 Schuljahre als Lehrerkind zu absolvieren – an den Schulen der Eltern. Damit hat er von Beginn an ein Kainsmal auf der Stirn, das sagt: Schlagt mich, quält mich, lasst euren Frust gegen meine Eltern an mir aus. Nicht nur das, denn Papa und Mama sind nicht nur Berufsdidakten, sondern auch zu Hause mit Fleisch und Blut Steißtrommler, was der arme Bastian ertragen muss.

Der Autor schreibt über seine Kindheit und Jugend. Mit viel Sarkasmus gelingt es ihm, die Schwächen und Marotten seiner Eltern für den Leser darzustellen, als wäre er dabei gewesen. Bielendorfer, Jahrgang 1984, hatte es nicht leicht, so schreibt er zumindest, und Mitleid bekommt man allemal. Sein Vater ist ein geborener Scherzkeks, der den Sohn zum Bravsein bringt, indem er von einem armen, gefangenen Markus erzählt, der aufgrund seines Ungehorsams für immer in ein Gefängnis eingesperrt wurde und nichts zu Essen bekommt. Als Bastian mit einer selbstgebastelten Schultüte sein Schulleben beginnt, zerreißt diese auf dem Schulhof und er ist der Loser der Nation. Ein halbes Jahr später steht er in Pumucklunterhose vor der Bildungseinrichtung, aus Solidarität mit den Kindern in Afrika. Dass alle anderen Kinder vollbekleidet zum Unterricht erscheinen, fällt dem kleinen Bastian zu spät auf.
Auch der vermeintliche Urlaub in Russland entpuppt sich als mittlere Katastrophe. Dafür hat der mittlerweile pubertäre Sohn endlich einmal die Chance, sich an seinem pseudowitzigen Vater zu rächen, in dem er „Moskau“ von Dschingis Khan umdichtet.
Das Buch ist sarkastisch, ernst und mit netten Beschreibungen bestimmter Lehrertypen gespickt. 24 Jahre aus dem Leben des Autors werden erzählt und bringen einen oft zum Lachen. Schade ist nur, dass Bielendorfer irgendwann auch sein Abitur erlangt und das Buch trotzdem weiterführt. Man liest noch über den Zivildienst und das Studium, was aber sehr langweilige Sequenzen werden, im Vergleich zum Vorherigen.
Dennoch lohnt sich die Biographie, die nahezu kein Klischee auslässt und wird zum amüsanten Zeitvertreib. Ob einem der Autor leidtut, muss jeder für sich entscheiden. Eines jedoch steht fest: Leicht hatte Bastian es nicht.

„Eins! Ich habe eine Eins!“ […]
„Aha.“ […]
„Gut, na ja, aber du kannst ja nichts dafür, das sind die Gene.“
[Lehrerkind, S. 9f.]

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Bastian Bielendorfer – Lehrerkind. Lebenslänglich Pausenhof
Piper Verlag 2011.
304 Seiten
9,99 € Taschenbuch
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