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„Ich übe noch an meinen langen Ansagen.“

Der luxemburger Musiker Jérôme Reuter ist seit 2005 mit Rome musikalisch unterwegs und im Bereich des Neofolk und Martial Pop zu Hause. Dabei verarbeitet er oft sozialkritische bzw. historische Themen wie beispielsweise den spanischen Bürgerkrieg auf dem Album Flowers from exile oder mit A passage to Rhodesia den rhodesischen Bürgerkrieg. Chansonnier Jaques Brel und Leo Férré gehören zu seinen wichtigsten Einflüssen, und so bezeichnet er seinen Stil auch als Chanson Noir. Noch kurz vor Ausbruch des Krieges hatte er in der Ukraine ein Konzert gespielt, und die grausamen Ereignisse danach haben ihn nicht losgelassen. Nicht nur hat er online Solidaritätskonzerte gespielt, für die er Morddrohungen erhalten hat. Mit Gates of Europe hat er sogar ein ganzes Antikriegs-Album aufgenommen und ist der erste ausländische Künstler, der in die Ukraine gereist ist, um dort komplette Konzerte zu spielen. Vor dem Hintergrund sind wir natürlich mehr als gespannt, wie die Show heute ausfallen wird. Weiterlesen

There are two places you can go: To hell or the hangman

Mit ihrem neuen Album im Gepäck Exile amongst the ruins (Link zur Review) rufen Primordial um Frontmann Alan AverillNemtheanga“ zur Heathen-Crusade-Tour, und zahlreich erscheinen die Fans zum Heiden-Kreuzzug, sodass im Gegensatz zur letzten Show 2016 (Link zum Bericht) von der Halle ins doppelt große Werk gewechelt werden muss.
Im Video der ersten Single „Stolen years“ präsentierte sich Nemtheanga ohne Asche im Gesicht, dafür mit Hipster-verdächtigem Bart. Insofern darf man gespannt sein, wie die Show heute ausfällt. Im Vorprogramm spielen die renommierten Der Weg einer Freiheit aus Würzburg und Moonsorrow aus Helsinki. Damit könnte man den Abend als kleines europäisches Festival bezeichnen. Weiterlesen

You gonna hear some fuckin‘ doom!

Primordial kennt sicherlich jeder, der sich für Metal interessiert. Deren Sänger Alan Averill, den die meisten wohl besser unter dem Namen Nemtheanga kennen, kommt heute mit seinem weit weniger bekannten Nebenprojekt Dread Sovereign nach München in den kleinen Backstage Club. Dubh Sol sitzt wie auch bei Primordial am Schlagzeug, und Bones von den Wizards of Firetop Mountain zaubert an der Gitarre. Alan selbst bedient den Bass. Die genreübergreifende und teilweise recht experimentelle Herangehensweise an ihre Version von Doom Metal hat mir sehr gut gefallen (Link zur Rezension des zweiten Albums For Doom the bells tolls), und ich bin gespannt, ob sich die Wirkung der Songs heute auch live entfalten kann. Weiterlesen

Süßer die Glocken nie klingen

DREAD_SOVEREIGN_van209Dread Sovereign wurden 2013 in Dublin gegründet. Bisher wurden die EP Pray to the Devil in Man und das erste Album All Hell’s Martyrs veröffentlicht. Das Nebenprojekt von Primordials Sänger Alan Averill, besser bekannt als Nemtheanga, geht nun mit For doom the bell tolls in die zweite Longplayer-Runde. Bei Dread Sovereign bedient er zusätzlich den Bass, die weiteren Mitstreiter sind Dubh Sol, der auch bei Primordial Schlagzeug spielt, und Bones an der Gitarre, der außerdem bei Wizards of Firetop Mountain aktiv ist. Zusammen bilden sie ein unheiliges Dreigestirn, das sich nicht von Genregrenzen einengen lässt. Das fängt schon bei den Albumcovern an. Kein typischer Metalband-Schriftzug, und im aktuellen Fall dazu eine düstere Hinrichtungsszene, die aus einem alten Holzschnitt von Albrecht Dürer stammen könnte. Auch die angegebenen Songlängen sind ungewöhnlich und alles andere als radiokompatibel, und ein Strophe-Refrain-Strophe-Schema sucht man vergebens. Weiterlesen

Gods to the godless

„We are Primordial! We are from the Republic of Ireland! And I have a question – are you with us, Bang Your Head?“

Primordial-LiveCV-3kKraftvoll ertönt Alan Averills Stimme aus den Lautsprechern, im Hintergrund ist das Jubeln der Fans zu hören – und schon ist man mittendrin, schon packt einen diese ganz besondere Magie, die Primordial bei ihren Konzerten verströmen. Nach der Live-CD/DVD All empires fall aus dem Jahr 2010, die zwei Konzerte enthielt (Ragnarök-Festival 2008, Dublin 2009), folgt nun mit God to the godless eine weitere Live-CD der Band, die ihren Auftritt auf dem Bang Your Head 2015 festhält. Live-Mitschnitte sind ja sehr verbreitet, nahezu jede Gruppierung bringt im Lauf ihrer Karriere mindestens einen davon auf den Markt, und über Sinn und Zweck kann man sicher streiten (außer dass damit Geld verdient werden soll, klar). Doch bei manchen Bands sind die Konzerte so viel intensiver, so viel mehr für die Ewigkeit wie die Studioalben, da ist ein guter Live-Mitschnitt ein absolutes Muss. Primordial gehören zweifellos dazu. Weiterlesen

Too bad for you!

In den zehn Jahren ihres Bestehens haben sich die Schweden Sister quer durch Europa gespielt und haben sich ihren Ruf als hervorragende Liveband hart erarbeitet. Auch ich habe sie schon einmal live erlebt als Vorband von Wednesday 13, und an dem Abend haben sie mich weit mehr überzeugt als der eigentliche Hauptact. Mittlerweile sind drei Jahre vergangen, was ist also aus Sister geworden? Martin SweetIMG_2610 von Crash Diet hat den ausgeschiedenen Rikki Riot am Bass ersetzt. Martin hat zuvor schon als Produzent für Sister gearbeitet, das neue Album Stand up, Forward, March! wurde jetzt aber von Jona Tee von der Band H.e.a.t. produziert. Als Vorband treten heute Noise Pollution aus Italien an.
19 Uhr ist als Konzertbeginn angesetzt, und obwohl es im Backstage in aller Regel recht pünktlich zugeht, glaubt das heute offenbar niemand. Zwanzig vor sieben bin ich scheinbar der erste Gast. Mich empfängt lediglich eine beeindruckende zusammengeschweißte Stehlampe mit Sister-Logo und dahinter mit vollen Backen das Mädel vom Merchandise, das gerade noch ihr Abendessen verzehrt. Erst nach und nach tröpfeln weitere Besucher in den Club. Oder ist die Vorband so schlecht, dass sie keiner sehen will? Hoffentlich nicht. Da ich sie mir nicht vorher angehört habe, muss ich mich überraschen lassen. Weiterlesen