Klassische Urgesteine – Rock meets Classic 2013

Hinter dem Namen verbirgt sich bereits alles, was man wissen muss. Klassische Instrumente treffen auf harte Gitarren, ein lautstarkes Schlagzeug und rockige Stimmen. In diesem Jahr nahm das Bohemia Sinfonie Orchester aus Prag den Weg auf sich, um mit den ganz Großen eine tolle Show zu inszenieren. Mit dabei Chris Thompson (Manfred Mann´s Earth Band), Steve Augeri (Journey), Eric Bazilian (The Hooters), Paul Rodgers (Bad Company) und als special Guest Bonnie Tyler. Präsentiert wurde dieses Konzert unter anderem von Antenne Bayern.

Moderatorin Kathie Kleff ließ es sich nicht nehmen den Startschuss in den Abend zu geben. Pünktlich um 20 Uhr betrat sie die große Bühne, das Orchester im Rücken und kündigte den ersten Star an: Chris Thompson.

Gut gelaunt und mit viel Schwung kam er auf die Bühne und gesellte sich zu den Mitgliedern der Mat Sinner Band, die an diesem Abend den rockigen Part übernahmen und die Gitarren zum Kreischen brachten. Los ging es auch mit guten altbewährten Stücken aus alten Zeiten. Das Publikum in der Olympiahalle hatte die Songs größtenteils zu Teenagerzeiten erlebt. Die Augen wurden größer, ein Funkeln wurde sichtbar und die ersten klatschten, jubelten und sangen. Die Atmosphäre versprühte Gänsehaut, die Töne saßen und die Akustik war einfach hervorragend. Doch liebes Publikum: Warum mussten unbedingt diese hässlichen blauen Blinklichter bei den Balladen geschwungen werden? Warum kein klassisches Feuerzeug? Hätte viel besser zur Stimmung gepasst.

Steve Augeri war der Nächste. Auch er griff tief in die Kiste mit den alten Titeln und rockte zu „Wheel in the Sky“ und „Don´t stop believin“ über die Bühne. So wie schon Chris Thompson suchte er immer wieder Kontakt zu den anderen Musikern, spielte Luftgitarre oder flirtete mit den Backgroundsängerinnen. Bei Bonnie Tyler gesellte er sich sogar zu ihnen und unterstützte den Chor. Bis dahin war ich begeistert, aber so wie der Rest in der Halle noch ein wenig verhalten. Einige Tanzende mussten wieder auf ihren Sitzen Platz nehmen, weil sie sonst die Fluchtwege versperrten. Gut, die Sicherheitsmänner machen nur ihren Job, aber das tat der Stimmung schon ein wenig Abbruch.

 

Das Orchester konnte die Gemüter ein wenig besänftigen, zu dem „Pirates of the Caribian“-Thema blickten alle Augen auf die Bühne und genossen diese geballte Ladung an klassischen Instrumenten, die miteinander kommunizierten, kämpften und harmonierten. Ein Moment, in dem ich mir dachte, es wäre vielleicht mal Zeit ein klassisches Konzert zu besuchen. Mit dem ungarischen Tanz verstärkten sie dieses Gefühl noch mehr. Eine Gänsehaut, die nicht nur auf meinen Armen zurückblieb.

Gefeiert wurde richtig mit Eric Bazilian von The Hooters. Dieser Mann schaffte es, das sich die gesamte Halle von den Sitzen erhob und endlich ausgelassen tanzen konnte. Schließlich waren wir alle ja auf einem Rockkonzert und nicht auf einer Beerdigung. Er hatte das Publikum komplett im Griff, gerade mit „500 Miles“ oder „All you Zombies“ demonstrierte er, dass die Leidenschaft und der Spaß in den letzten Jahren geblieben sind. Mit einem Lachen im Gesicht und seiner Doppelgitarre gab der fast 60-jährige alles. „One of us“, eine gefühlvolle Ballade über Gott, textete Eric ein wenig um und sang eine Strophe in Deutsch. „Wenn Gott einer von uns wäre, würde er von viel Bier betrunken sein und um drei Uhr morgens nach Hause stolpern.“ Die Lacher und die Sympathie hatte er auf seiner Seite sowie jede Menge Applaus. Der Violinist Lucas leitete mit seinem Instrument und seiner ungewöhnlichen Fingerfertigkeit und den Haltungsvarianten zum Schluss des Auftrittes von Eric in den Klassiker „Johnny B.“ ein. Eine sehr schöne Geste und ein toller Auftritt.

Chris Thompson gab sich nur ein zweites Mal die Ehre, doch leider konnte er die gute Stimmung nicht ganz halten. Die Leute saßen wieder bequem auf ihren Stühlen und lauschten dem Sänger, der „Mighty Quinn“ dann leider ein wenig in die Länge zog und mich mit seinen kleinen („ich beherrsche jede Tonart“) Spielchen ein bisschen nervte. Nach zwei Stücken hatte sich Thompson den Feierabend verdient.

Dass nicht nur Männer mit rockigen und rauchigen Stimmen trumpfen können, und dass man auch mit Anfang 60 als Frau noch sehr gut aussehen kann, bewies uns an diesem Abend Bonnie Tyler. Sie strahlte, jauchzte und hüpfte auf der Bühne, sie hatte Lust und Elan wie eine 20-jährige. Ihre Stimme eindringlich und tief wie in früheren Tagen, „Total Eclipse of my Heart“ und „Holding out for a Hero“ verfehlten ihre Wirkung bei dem Publikum nicht. Es erhob sich von den Plätzen und feierte die Künstlerin. Bonnie Tyler wird mit ihrem neuen Song „Believe in me“ am 18.05.2013 Großbritannien beim Eurovision Songcontest in Schweden vertreten. Eine sehr ruhige und ungewöhnliche Nummer.

Bad Company, Free und Queen, drei große Bands die eine Gemeinsamkeit haben: den gleichen Sänger. Paul Rodgers durfte beim Rock meets Classic 2013 in das große Finale führen. Leider war das Publikum etwas müde und geschafft, die Interaktionen von Rodgers mit dem Publikum kamen nur vereinzelt an. Viele verließen sogar schon das bunte Treiben nach den ersten beiden Liedern. Seine Show und Stimme waren erstklassig, auch wenn ich von den Titeln, ich muss zu meiner Schande gestehen, keinen einzigen kannte. Der Finalsong gab mir allerdings wieder ein Aha-Erlebnis: Sämtliche Künstler versammelten sich auf der Bühne und rockten zusammen „All Right Now“.

Ein tolles Lied und ein grandioses Ende für einen musikalisch sehr hochwertigen und hochkarätigen Abend mit hervorragendem Sound, super Publikum, einem Gänsehaut erzeugenden Orchester, schrillen, rockigen Gitarrenriffs und Legenden der Musikszene, die nach all den Jahren immer noch wissen, wie sie die Leute in ihren Bann ziehen.

:mosch::mosch::mosch::mosch::mosch:

Fotos von Peter Seidel: Metalspotter

(3404)

1 Kommentar
  1. Gustav H
    Gustav H sagte:

    Ganz gut ausgedrückt. Diese Passagen sind natürlich brauchbar. Wir sind ab dieser Sekunde ein Freund der Seite für die Ewigkeit. Bau die Seite.

Kommentare sind deaktiviert.