Brasilianisches Feuer
Der wärmste Tag des Jahres bisher – und prompt zieht es die Menschen nicht mehr primär in die Konzerthallen der Stadt. Das ist insbesondere bei den alten Haudegen Sepultura sehr schade, aber natürlich auch für die beiden anderen Bands des Abends, Hammercult und Gumo Maniacs, die doch vor recht lichten Reihen im Backstage Werk spielen müssen. Vielleicht waren Sepultura auch in den letzten Jahren etwas zu präsent in München (zwei Auftritte auf dem Free & Easy Festival) – woran auch immer es lag, ein bisschen mehr Publikum hätte ich mir schon erwartet.
Gumo Maniacs
Um kurz nach halb acht betreten schließlich die Regensburger die Bühne und könnten dabei fast jeden Zuschauer persönlich begrüßen, so übersichtlich ist das Werk noch gefüllt. Abschrecken lassen sie sich davon aber glücklicherweise nicht, sondern brettern sich durch ihr Oldschool-Thrash-Metal-Set, das sich aus Titeln der zwei Demo-CDs Priest Of Lucifer (2009) und Psychomania (2010) zusammensetzt und schon mal richtig Laune macht. Nach und nach reißen die Jungs das Publikum mit schön rhythmischen und teils auch sehr schnellen Titeln wie „Invert The cross“, „Insurrection“, „Maniac Metal“ oder „Ashes To Ashes“ mit. Auch werden Kostproben von dem im September erscheinenden ersten offiziellen Album gegeben, auf das sich Thrash-Fans schon freuen dürfen.
Um viertel nach acht verlassen die Gumo Maniacs unter mehr als wohlwollendem Beifall die Bühne und lassen ein durch sogar ein paar Mitsingspielchen angeheiztes Publikum zurück, das sich mittlerweile auch schon im niedrigen dreistelligen Bereich bewegt.
Hammercult
Der heutige Abend ist wahrlich international, Hammercult kommen aus Israel und halten die Fahne hervorragender israelischer Metalbands erfolgreich hoch. Die 2010 gegründete Band spielt eine knüppelharte und sehr raue Thrash-Variante, die ab und an einige Hardcoreanleihen aufweist (was aber auch an der Stimme des Sängers liegen kann). Jedenfalls walzen Hammercult alles nieder, während sie einen Großteil der Songs ihres Debütalbums Anthems Of The Dead aus dem Jahr 2012 präsentieren. Energetisch, kraftvoll, sympathisch und durchaus schon sehr professionell kommen die Musiker rüber und ernten die ersten euphorischen Beifallsstürme und den ersten zaghaften Mini-Moshpit vor der Bühne. Auch sehr beeindruckend sind die muskulösen Oberarme des Sängers („Schinkengott“ Glenn Danzig lässt grüßen), die ungefähr viermal so umfangreich sind wie die Oberarme des Gitarristen rechts von ihm – ein etwas skurriler Anblick, wenn beide direkt nebeneinander agieren.
Insgesamt präsentiert sich die Gruppe sehr homogen und spielfreudig, und man darf gespannt sein, was die Zukunft noch bringt für Hammercult. Nach etwa vierzig Minuten Spielzeit ist der Auftritt um viertel nach neun beendet, alle sind zufrieden.
Setlist:
Black Horseman
Diabolic Overkill
Riding Through Hell
We Are Hammercult
Let The Angels Burn
Hell’s Unleashed
Hellbent
Stealer Of Souls
Sepultura
Nach einer halbstündigen Umbaupause geht es schließlich endlich weiter, und einer nach dem anderen betreten die Musiker der brasilianischen Legende Sepultura die Bühne. Zuerst wird im dichten Nebel noch instrumental gespielt, bis nach kurzer Zeit Sänger Derrick Green vor das Publikum tritt und begeistert empfangen wird. Das Werk ist zumindest im Raum vor der Bühne endlich gut gefüllt, und einem glorreichen Auftritt steht eigentlich nichts mehr im Weg. Und wie es dann auch gleich losgeht! Headbangen und Fotografieren sind keine gute Mischung, aber den Kopf stillhalten ist unmöglich. Schon als zweites Lied wird uns „Refuse/Resist“ vom unübertroffenen Chaos–A.D.-Album um die Ohren geblasen, und da weiß man wieder, warum man Metalfan ist. Pure Energie! Und so geht es weiter – „Kairos“, „Convicted In Life“, „Attitude“, „Treatment“, „Mask“, „Sepulnation“, „Biotech is Godzilla“, ein Hit aus nahezu jeder Schaffensperiode der Band folgt auf den anderen.
Die Stimmung heizt sich so auf, dass ein Zuschauer sich kamikazeartig und blitzschnell auf dem Bauch unter einem der Rolltore seitlich neben der Bühne hindurchschlängelt und schon zwischen den Bandmitgliedern steht, bis die Security überhaupt reagieren kann. Nach einem kurzen Wortgefecht darf der (bekleidete) Flitzer dann von der Bühne nach unten springen und ist selig. Die Band ist so routiniert und gelassen, die stört das in keinster Weise, die Security ist danach allerdings merklich angespannter. Weitere Zwischenfälle gibt es aber nicht, Sepultura spielen sich und das Publikum in Ekstase, der Mosh-Pit kocht, und es ist wirklich eine Freude, dieser erfahrenen Band, die doch so einiges in ihrer Karriere durchgemacht hat, zuzuschauen. Extrasympathien werden (dem sowieso schon unglaublich netten) Derrick Green auch wegen seiner meist deutschen Ansagen entgegengebracht, die sich durchaus hören lassen können.
Als Zugabe gibt es schließlich noch zwei der größten Hits der Band, „Ratamahatta“ – von Derrick Green auf einer Extratrommel begleitet – und „Roots“, bei dem die Halle endgültig überkocht. Um halb zwölf ist dann schließlich Schluss, und ich durfte schon wieder ein berauschendes Konzert einer bestens eingespielten Metal-Legende sehen. So darf das Konzertjahr gern weitergehen. Danke, Sepultura!
Setlist:
Troops Of Doom
Refuse/Resist
Kairos
Desperate Cry
(Intro) Altered State
Convicted In Life
Dialog
Attitude
Choke
Treatment
Mask
Escape To The Void
Sepulnation
Biotech Is Godzilla
Subtraction
(Intro) D.E.C.
Slave New World
Territory
Arise
Ratamahatta
Roots
(6256)