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Thrash-Gewitterwarnung

Mit Death Angel und Sacred Reich marschieren gleich zwei 80er-Jahre US-Veteranen und Legenden des Thrash Metals auf, ohne die sich das Genre definitiv anders entwickelt hätte. Sie laden dabei zur Night of the Living Thrash European Tour 2023. Den Anheizer macht mit den Spaniern Angelus Apatrida ein weiteres Schwerkaliber, das sich seit der Bandgründung 2000 beharrlich einen Namen in der Thrash-Szene erspielt hat und auch Hardcore-Einflüsse nicht scheut. Das verspricht also heiß und eng zu werden in der Halle. Am Konzerttag wird das zu erwartende Thrash-Gewitter jedoch kurzfristig ins größere Werk verlegt. Das heißt mehr Platz und zusätzliche Kapazitäten an der Abendkasse. Aber ob bei nicht komplett voller Location auch genügend Stimmung aufkommt? Wir werden sehen. Weiterlesen

Celebrating fucking life!

Nach drei langen Jahren ist es endlich wieder soweit: Free & Easy im Backstage! Fast drei Wochen Konzerte, Lesungen, Partys, Filme auf dem Gelände, und (fast) alles umsonst. Metal nimmt traditionell einen wichtigen Teil des Programms ein, und das Backstage hat da wieder einige großartige Bandpakete geschnürt. Heute Abend freue ich mich zum Beispiel sehr auf Sweeping Death, Fateful Finality und Death Angel. Letztere habe ich auf meinem letzten Konzert vor Corona gesehen, nämlich bei der legendären „The Bay strikes back“-Tour Ende Februar 2020 mit Exodus und Testament zusammen. Nicht nur deswegen wird das heute ein besonderer Abend für mich, sondern auch, weil der halbe Tourtross damals an Corona erkrankte und Death-Angel-Schlagzeuger Will Carroll sogar einige Zeit zwischen Leben und Tod schwebte. Doch er hat es geschafft und sich hinters Drumkit zurückgekämpft. Das will gefeiert werden! Weiterlesen

Hoods up! Hoods up!

1_MDBMoscow Death Brigade, die Underground-Sensation aus Moskau, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, nicht nur in Europa, sondern auch in der Punk-Gemeinde im fernen Thailand, wie ich im letzten Urlaub wieder feststellen konnte. Die Crew um Ski Mask G und Boltcutter Vlad findet also weltweit Beachtung, das sieht man auch in den Kommentaren der Videos auf Youtube.
Die Europa-Tour im April musste Corona-bedingt leider ausfallen, doch als Ersatztermin der neuen Tour ist nun der 27.09.2020 für das Münchner Backstage angesetzt. Mit dem aktuellen Maskenzwang dürften sie noch am wenigsten Probleme haben, da sie es gewöhnt sind, ihre Auftritte mit Sturmhauben zu bestreiten, um auf auf diese Weise ihre Identität vor den russischen Neonazis zu schützen. Hoffen wir also das Beste und widmen uns bis dahin dem neuen und dritten Album Bad accent anthems. Ich bin gespannt, welche Entwicklung Moscow Death Brigade eingeschlagen haben. Weiterlesen

Thrash Metal auf dem nächsten Level

Testament-Titans-Of-Creation-ArtworkMuss man eine neue Testament-Scheibe überhaupt ausführlich besprechen? Reicht es nicht zu sagen: Ist wie immer geil geworden, kauft euch das Teil und freut euch auf die nächste Tour, die nicht lange auf sich warten lassen wird! Klar, man könnte es sich einfach und dabei auch nichts falsch machen, denn dass Testament mittelprächtige Arbeit abliefern, ist sowieso unmöglich. Die Band macht es sich ja aber auch nicht leicht, sondern präsentiert alle paar Jahre wahre Schmuckstücke an ausgefeilten Thrash-Alben, die textlich und musikalisch immer wieder neue Maßstäbe setzen. Mit ihrem dreizehnten Longplayer Titans of creation wird das sicher nicht anders sein, weshalb ich mich gern auf Entdeckungsreise begebe. Einen kleinen Vorgeschmack gab es auf der jüngsten, phänomenalen Tour mit Exodus und Death Angel zu hören, und das klang schon sehr vielversprechend. (Hier der Bericht dazu.) Alle drei Bands plus der Tourtross hatten übrigens nach ihrer Rückkehr in die Staaten mit teilweise lebensgefährlichen Corona-Erkrankungen zu kämpfen, die Erkrankten sind aber alle glücklicherweise wieder gesund oder auf dem Weg der Besserung. Weiterlesen

The Bay strikes back!

San Francisco Bay Area – das heißt Napa Valley, Stanford University, die Golden Gate Bridge, Silicon Valley und das Muir Woods National Monument mit den berühmten Mammutbäumen. Metal-Fans bekommen aber aus anderen Gründen leuchtende Augen, wenn sie „Bay Area“ hören: Diese Gegend im Norden von Kalifornien ist nämlich auch die Geburtsstätte des (amerikanischen) Thrash Metals. Drei namhafte Vertreter – Testament aus Oakland, Exodus aus San Francisco und Death Angel aus Concord – sind seit dreißig Jahren befreundet, und erst jetzt konnte eine gemeinsame Tour in dieser Konstellation möglich gemacht werden. Ein historisches Ereignis also, und auch wenn gerade Testament und Death Angel regelmäßig und verlässlich über den Teich kommen (zuletzt gemeinsam mit Annihilator im November 2017, und das war schon extrem großartig) und bei uns vorbeischauen, ist diese Kombination aus drei Legenden des Thrash Metals doch ziemlich einzigartig. Kein Wunder, dass die Shows der Tour nach und nach alle ausverkauft sind, und wieso sollte das in München anders sein? Es wird also kuschlig im Backstage Werk – mal schaun, ob noch Platz fürs Haareschütteln sein wird! Weiterlesen

Doomsday

Vierzig Jahre haben Die Krupps mittlerweile auf dem Buckel, und sie waren nicht nur wegweisend in der jungen Elektro- und EBM-Szene der Achtziger Jahre. Als die Gitarren in den Neunziger Jahren Einzug halten, sind sie mit dem neuen Genre Industrial Metal der bahnbrechende Wegbereiter für viele weitere Bands. Zwischenzeitlich ist Engler nach Austin, Texas, gezogen, und es ist zumindest gefühlsmäßig etwas ruhiger um die Band geworden. Auch wurden die jüngsten Alben bei den Kritikern eher zurückhaltend aufgenommen. Aber die Double-Headliner-Show zusammen mit Front Line Assembly (Link zum Bericht) ist eingeschlagen wie eine Bombe, umso mehr bin ich auf das neueste Werk Vision 2020 Vision gespannt, das bereits 2019 erschienen ist. Die Krupps, das sind Ralf Dörper, Herr der Sounds am Synthesizer, Gitarrist Nils Finkeisen, zweiter Gitarrist und Keyboarder Marcel Zürcher, Schlagzeuger Paul Keller und natürlich Sänger Jürgen Engler, der außerdem auf das berühmte Steel-O-Phon einschlägt.
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Dankeschön bitteschön wunderschön!

Ein „Heavy Metal Wednesday“, und das Backstage Werk ist fast ausverkauft? Wie kommt das? Nun, wenn die finnischen Meister der todesmetallischen Melancholie Insomnium zum verträumten Haareschütteln bitten, dann hat man gefälligst zu erscheinen – selbst in diesen an Metal-Highlights wahrlich nicht armen Novemberwochen. Wer’s ein bisschen unmelodiös-brachialer mag, für den grunz-brüllen sich The Black Dahlia Murder heute durch den mittleren Bandslot, und Stam1na aus dem finnischen Thrash-Untergrund dürften die großen Unbekannten des Abends sein. Drei Bands, drei Stilrichtungen – das kann gutgehen, aber auch zu einem Wechselbad des Interesses werden im Publikum. Abwechslungsreich wird es jedenfalls sicher, und das schadet ja auch nichts. Weiterlesen

Set the spirit free

Indian Nightmare Bandcamp

Indian Nightmare Bandcamp

Die 2014 gegründete Band Indian Nightmare ist eine multinationale Truppe mit Musikern aus Indonesien, Italien, Mexiko und der Türkei. Neben den beiden Gitarristen Dodi Nightmare und Butch Fury steht Cedro am Bass, Lalo trommelt die Felle und Poison Snake steuert den Gesang bei. Sie haben sich einem Song nach selbst zu War-Metal-Punx ernannt und verarbeiten so auch folkloristische Einflüsse ihrer jeweiligen Heimatländer. Berlin ist jedoch die Basis, von der aus sie sich mit ihrem Debütalbum Taking back the land (2017) schnell einen Namen machten, sowohl im Underground Metal als auch in der Crust-Punk-Szene. Nun ist bei High Roller Records der Nachfolger By ancient force erschienen.
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Für immer Punk – Part 4/4

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Immortal Bar, Bangkok

Typhoon, den wir in der Mohawk Bar kennengelernt hatten, hat uns sein Kommen schon angekündigt, und so machen wir uns mit dem Taxi auf zur Immortal Bar. Nicht weil wir so dekadent sind, sondern weil das der einfachste und zugleich billigste Weg ist. Dort angekommen sehen wir ihn gerade noch mit zu Spikes gestylten Haaren in den 7Eleven ums Eck reinstolpern, also lauern wir ihm erst auf und holen uns dann auch noch ein Kaltgetränk. Vor der Immortal Bar treffen wir auf seine Freunde von der Band Chaos Of Society. Die Jungs haben schicke bunte Irokesenhaarschnitte, keine Ahnung wie das bei der Luftfeuchtigkeit hier hält. Überhaupt ist gutes Styling wichtig, mit ihren Nietenwesten sehen sie aus, wie man sich gute Punks eben vorstellt. Typhoon trägt sogar eine Lederjacke trotz der Wärme, wir haben nachts noch ca. 28° Celsius. Weiterlesen

Krach aus Japan made in Sweden

Paranoid_CoverWenn man die Kanji sieht, die japanischen Schriftzeichen, hält man 偏執症者 (Paranoid) automatisch erst einmal für eine dieser obskuren japanischen Krachbands. Umso überraschter bin ich, dass die Mitglieder aus Frösön am schwedischen Östersund stammen und vorher in Bands wie Mob 47, Brottskod 11 und den legendären Warvictims gespielt haben. Henrik Låsgårdh spielt die Gitarre und Joakim Staaf-Sylsjö den Bass, außerdem teilen sie sich den Gesang. Drummer Emil Bergslid vervollständigt das Trio, das Crust Punk/D-Beat mit metallischem Einfluss spielt und sich außerdem von japanischem Hardcore beinflusst zeigt, was dann auch die Schriftzeichen erklärt. Nach dem Debütalbum Satyagraha erscheint nun das zweite Album Heavy Mental Fuck-Up!. Da im hiesigen Kulturkreis aber nur die wenigsten Kanji lesen können, gibt es die Liedtitel zum Glück in lateinischen Buchstaben. Weiterlesen