Die tote Schwester

 

kaninchenherz_awienersGesine geht ihrer alltäglichen Beschäftigung nach: Für die nächste Beisetzung auf dem Ostfriedhof sorgt sie für die benötigten Pflanzen und Gebinde. Zu spät erkennt sie, dass sie die Verstorbene sehr gut kannte: Es ist Mareike, mit der sie seit zehn Jahren keinen Kontakt hatte und die Schuld am Tod ihres geliebten Sohnes war. Mareike, die mittlerweile zwei Töchter bekommen hatte und deren Ehemann nicht glaubt, dass sie Selbstmord begangen hat. Gesine sieht sich mit ihrer Vergangenheit als Teil einer Familie und ehemalige Kriminalpolizistin konfrontiert. Kann und will sie sich diesen jetzigen und ehemaligen Geschehnissen stellen?

Das Kaninchenherz ist eine spannende Kriminalgeschichte mit dubiosen Beteiligten, einige haben irgendwie mit den Geschehnissen von damals zu tun; beim Lesen bekommt man ein ungutes Gefühl. Die Zwillinge Martha und Frida suchen beharrlich die Nähe ihrer Tante, Gesine ist abweisend und versucht keine Nähe aufkommen zu lassen. Und selbst nach zehn Jahren schafft sie es nicht, das Grab ihres Sohnes zu besuchen. Annette Wieners streut viel Gefühl und berührende Momente ein, was der Geschichte guttut. Die Autorin schlägt immer wieder einen Bogen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit: Gesine als Friedhofsgärtnerin und Einzelgängerin – Gesine als Kriminalkommissarin und Mutter. Langsam bringt der Erzählstrang Licht ins Dunkle. Interessant sind auch die Erklärungen zu so manchem Friedhofsgewächs, das giftige Bestandteile aufweist.

Viele werden sich jetzt vielleicht fragen, warum dieser Krimi *Kaninchenherz* heißt. Erklärend dazu ist das Interview von Sabine Schmidt (List Verlag) mit Annette Wieners: „Das Wort zeigt Gesine, wie ich sie am Anfang sehe: Sie hat Angst, ist starr vor Schreck, als sie auf dem Friedhof merkt, dass es ihre Schwester ist, die beerdigt wird. Sie will ihre Eltern nicht sehen und auch sonst niemanden, will nur weg und weiter die Luft anhalten: Einfach ihr Leben auf dem Friedhof und in ihrem Wohnwagen führen und alles so lassen, wie es jetzt ist. Das ändert sich im Lauf der Geschichte. Aber anfangs ist sie noch das Kaninchenherz.“

Fazit: Das Krimidebüt von Annette Wieners sollte gekauft und gelesen werden. Die im Interview ebenfalls angekündigte Fortsetzung wird von mir mit Freude erwartet.

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Annette Wieners: Kaninchenherz
List Taschenbuch, 8. Juni 2015
352 Seiten
9,99 €
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