Süden im Sumpf
Mia Bischoff erteilt der Detektei Liebergesell den Auftrag, ihren Bekannten Siegfried Denning zu suchen, allerdings ohne Foto, denn sie hat keines. Dem früheren Hauptkommissar der Münchner Vermisstenstelle Tabor Süden, dem „grauesten Schattenschleicher“ Leonhard Kreutzer und der impulsiven Patrizia Roos stehen unruhige Zeiten bevor. Denn bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass sich der vom Erdboden verschluckte 54-jährige in rechtsextremen Kreisen bewegt haben soll. Aufgrund dessen bekommen es die Detektive im weiteren Verlauf mit dem Verfassungsschutz, dem LKA und der Münchner Polizei zu tun. Die Staatsdiener tragen aber durch ihre Ausflüchte und Täuschungen nicht dazu bei, den Verschwundenen schneller zu finden.
Edith Liebergesell, die Chefin der Detektei, hat sich zum zehnten Jahrestag des Verschwindens ihres Sohnes zu Hause eingeigelt. Aber sie muss ihre Auszeit vorzeitig unterbrechen, denn durch den neuen Fall bringen sich ihre Angestellten in Gefahr, und sie muss eingreifen. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie aber noch nicht, was dieser neue Auftrag auch für sie bedeuten wird.
Kennt ihr Tabor Süden? Noch nicht? Selbst wenn man schon wie ich in einem der vorangegangen Bücher um Süden mit auf die Suche nach verschwundenen Personen gegangen ist, ergeben sich zwar leichte Vorteile, aber schon auf den ersten Seiten von M erhält der Leser einen guten Ein- und Überblick zur persönlichen und dienstlichen Aufstellung der Münchner Detektei Liebergesell. Ani-Krimis sind keine Zack-Bumm-Hau-drauf-Geschichten, der Protagonist geht stillere Wege, er ist ein besonnener Typ, läuft schon mal zu Fuß quer durch München (vielleicht sollte Süden respektive sein Schöpfer einen München-Stadtführer schreiben) und blickt den Menschen hinter die Fassade. Seine Kollegen Kreutzer und Roos unterstützen ihn in ihrer Art und Weise, der eine durch seine Beschattungsqualitäten, und die andere durch ihre weibliche Intuition. Zusammen mit ihrer Chefin sind sie eine eingeschworene Gruppierung, die allerdings durch einen Überfall in ihren Grundfesten erschüttert wird. Die Anspannung, die sich daraufhin entwickelt, und die Befürchtungen im Bezug auf den rechtsextremen Sumpf ist fühlbar, der Leser sitzt meist im Kopf der Ermittler und Nebendarsteller, kann vieles, aber nicht alles, hautnah miterleben. Es entwickelt sich auch so etwas wie ein Psychogramm von Liebergesell und Co., was dieses Buch für mich wertvoll macht. Ich hoffe auf noch mehr Lesestoff aus dem Hause Ani und möchte mir in der nächsten Zeit noch einige ältere Süden-Krimis nach Hause holen.
Es ist wieder einmal ein absolut gelungener Lesestoff, den ich nur ungern wegen nötigem Schlaf oder Ähnlichem aus der Hand gelegt habe. Das Buch bedarf einer ruhigeren Umgebung, um sich konzentriert den Zeilen zu widmen, nur so hatte ich meinen perfekten Lesegenuss.
Friedrich Ani wurde 1959 in Kochel am See geboren. Er arbeitete als Reporter, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er verfasst Romane, Kinderbücher, Gedichte, Hörspiele, Drehbücher und Kurzgeschichten. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, so u.a. mit dem Tukan-Preis für das beste Buch des Jahres der Stadt München. Als bisher einziger Autor erhielt Ani den Deutschen Krimi Preis in einem Jahr für drei Süden-Titel gleichzeitig. 2010 folgte der Adolf-Grimme-Preis für das Drehbuch nach seinem Roman „Süden und der Luftgitarrist“. 2011 erschien bei Droemer der Roman „Süden“, der mit dem Deutschen Krimi Preis 2011 ausgezeichnet wurde. Zuletzt erschien „Süden und das heimliche Leben“ im Knaur Taschenbuch. Friedrich Ani lebt in München. (Quelle: Droemer Knaur Verlag)
Friedrich Ani: M
Droemer Verlag, 1. Oktober 2013
Hardcover, 368 Seiten
€ 19,99
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Nachtrag Februar 2014: Friedrich Ani erhält den Deutschen Krimipreis 2014 für M!
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