luegenmaedchenWer einmal lügt, dem glaubt man nicht …

Eines Tages läutet es an Stellas Haustür. Und das, wo sie doch eigentlich total abgeschirmt und abgeschottet lebt, um wegen ihrer Agoraphobie niemand anders sehen zu müssen als ihren geliebten Mann Max. Aber das, was Stella auf dem Überwachungsmonitor sieht, erschüttert sie so sehr, dass sie entgegen aller Vernunft öffnet: ein etwa 15-jähriges verfrorenes Mädchen, viel zu dünn für eine Winternacht gekleidet, steht vor ihrer Tür und bittet um Hilfe. Stella ahnt nicht, dass sie damit jemanden einlässt, der sie mehrmals in dieser Nacht überraschen wird.

Das Mädchen Blue ist zunächst dankbar für die Hilfe, aber dann erzählt sie Geschichten, die so hanebüchen und auch innerhalb weniger Minuten so konträr sind, dass Stella nicht weiß, woran sie ist. Mal erzählt sie, dass ihr Mann Max sie als Psychotherapeut behandelt, dann, dass er ihr Liebhaber ist, um gleich darauf wiederum zu suggerieren, dass er ihr Vater sein könnte. Stella ist vollkommen verwirrt.

Die Geschichte springt vor und zurück in eine ein paar Jahre zurück liegende Vergangenheit, in der Stella eine junge Psychiaterin ist und einen schlimmen Fall vom Sozialamt aufgebürdet bekommt, der ihr ganzes Leben verändern soll. Nur ihr Chef Max, in den sie heimlich schon seit langem verliebt ist, kann ihr beistehen. Er lindert ihre seelischen und körperlichen Schmerzen, und die beiden heiraten. Dennoch kann sie seit dem Fall, bei dem sie grausam vergewaltigt und gedemütigt wurde, keinen Schritt mehr aus dem Haus gehen. Das Haus in der Nähe von London wird ihre Zuflucht, ihre Bastion, bis einige Zeit später Blue auf der Türschwelle auftaucht und ihr Leben gehörig durcheinanderbringt.

Ist Blue das einzige „Lügenmädchen“ in der Geschichte? Nein, es bleibt nicht bei der einen Lügnerin. Das ganze Leben rund um Stella ist im Begriff, in einen einzigen Scherbenhaufen zu zerfallen. Sie weiß nicht mehr, an wen sie sich wenden soll, und wem sie glauben darf.

Es gibt ja viele Krimis, die mit Vor- und Rückblenden arbeiten, mit armen, gequälten Seelen, die nicht wissen, was sie tun, weil sie nicht Herr ihrer Sinne sind, mit Opfern von Krankheiten wie zum Beispiel Agoraphobie. Bei dieser Geschichte ist aber sehr schön, dass man das Gefühl hat, Luana Lewis, die selbst klinische Psychologin ist, bringt Wahrheiten ein, und es ist nicht nur alles pure Fiktion. Das Buch war zwar spannend, aber überzeugt hat es vor allen Dingen durch das fundierte Wissen der Autorin, durch die psychologische Tiefe, die eben nur jemand wirklich mit einfließen lassen kann, der sich in dem Metier auskennt.

Die Schriftstellerin ist auch Autorin zweier Sachbücher. Sie ist in Simbabwe geboren und hat in Südafrika, den Niederlanden und in England gelebt. Sie wohnt mit ihrer Familie und ihren Haustieren in Buckinghamshire.

:lesen: :lesen: :lesen: :lesen: :buch2:

Luana Lewis – Lügenmädchen
320 Seiten
Goldmann Verlag, 11. Mai 2015
Broschiert 14,99 €, Kindle Edition 11,99 €
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