Möge der Sog nie enden

monstermagnet_cobra-and-fireMonster Magnet – bei den einen wird es einen Aufschrei geben: wow! Bei den anderen das fragende Gesicht: wer? Ich muss gestehen, ich gehörte zu Zweiteren. Auf dem Rock’n’Roll-Zug sitze ich schon länger, die Stonerrock-Familie habe ich mir in der letzten Zeit erschlossen, mit Cobras and Fire habe ich mir die Redux-Fassung des Mastermind-Albums (aus dem Jahr 2010) vom Altmeister Dave Wyndorf und seinen Mannen geholt. Stonerrock, psychedelische Momente, eine markante Stimme, das Programm klang vielversprechend.

Ein sehr guter Einstieg ist schon mal „She digs that Hole“. Die Frau, die alle anderen vergessen lässt, wird getragen von einer verzerrten Stimme, die sich dem Midtempo der Instrumente ergibt. Bis zum Refrain, da kommt der Gesang wesentlich klarer durch. Die Gitarre spielt natürlich eine große Rolle, wie kann es bei einer Rock’n’Roll-Scheibe auch anders sein. Dass sie eine solche und noch mehr ist, beweist auch gleich der nächste Song: „Watch me fade“. Ein indisches Mantra ist eingangs bei „Mastermind“ zu hören. Die Stonerrock-Anklänge sind unüberhörbar, die Instrumente bekommen viel Spielraum. Gegen Ende des Tracks verebbt die Musik, um kurz danach wieder aufzubranden und eine kurze Fortsetzung in „Cobras and Fire (Hallucination Bomb)“ zu finden. Hier taucht meine lang ersehnte Trance auf, die mich auch schon bei anderen psychedelisch durchsetzten Alben einfing, noch dazu dieses magisch lange Instrumental am Ende. Danach geht es allerdings mit „Gods and Punks and the everlasting Twilight“ schon wieder ruhiger weiter, aber nicht minder hörenswert. Zur Bassgitarre gesellen sich klare Klavieranschläge, die höheren Saitenklänge mischen sich ein: Es baut sich etwas Großes bei „The Titan“ auf. Aus dem Hintergrund kommen wuchtige Töne, es ist ein bemerkenswertes Klangspiel. Erinnerungen an *Led-Zeppelin* drängen sich mir bei „When the Planes fall from Sky“ auf. Die Verstärker geben den Gitarren ihren Stonerhall, dem Sog kann man sich nur ergeben. Schwungvoll und mitreißend präsentiert sich „Ball of Confusion“. Hier hat Dave Wyndorf der 70er-Jahre-Song von The Temptation gecovert. Mir drängt sich die Vorstellung eines Flippers auf. Nein, nicht der Delfin, sondern das Spielgerät, wie die Kugel immer wieder gegen die Flipper kracht. Hinter dem Song ist viel Druck, die Instrumente liefern sich ein immer schneller werdendes Gefecht. Wesentlich entspannter geht es mit „Time Machine“ weiter. Das Instrumental lässt akustische Saitentöne hören, die Melodie ist beruhigend, nur zeitweilig greift die Gitarre an, aber lässt im Verlauf wieder Ruhe einkehren. Mit „I live behind the Paradise Machine: Evil Joe Barresi’s Magnet Mash Vol. 1“ wird dem Produzenten und Tontechniker Joe Barresi ein Denkmal gesetzt. Der Song passt sich dem Vorgänger an, die Singstimme kommt aus der Entfernung. Die musikalische Inszenierung trudelt durch die Ewigkeit und hinterlässt zum Abschluss eine Geräuschkulisse.

Nachdem ich keine Erfahrung mit Monster Magnet hatte, scheint mir diese CD ein guter Einstieg in die musikalische Welt der Band zu sein. Ich gebe es zu: Cobras and Fire war keine Liebe aufs erste Hören, aber schon beim zweiten Mal hat es gefunkt. Man begibt sich in eine psychedelische Rock’n’Roll-Welt, in die man jederzeit abdriften kann, ohne Schaden zu nehmen. Die zwei neuen Aufnahmen, „Ball of Confusion“ und „I live behind the Paradise Machine“, gliedern sich ein, als wären sie vorher auch schon da gewesen.
Es gibt einfach nichts zu meckern, die Erfahrung der Instrumentalisten und des Sängers spiegelt sich hier wider. Die Stonerrock-Familie hat starke Vertreter, Monster Magnet gehören zu den Gründungsvätern des Genres und das immer noch zu Recht.

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Monster Magnet: Cobras and Fire
Napalm Records, 2.10.2015
ab 13,99 €
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Tracklist:
01. She digs that Hole
02. Watch me fade
03. Mastermind
04. Cobras and Fire (Hallucination Bomb)
05. Gods and Punks and the everlasting Twilight
06. The Titan
07. When the Planes fall from the Sky (Sitar and Psych Version)
08. Ball of Confusion
09. Time Machine (Instrumental)
10. I live behind the Paradise Machine: Evil Joe Barresi’s Magnet Mash Vol.1

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