Wo geht’s raus?

Geschäftsmann Nevio hat eine alte Burg gekauft und möchte hier eine spezielle Escape-Welt eröffnen. Der Clou: Nevio will mit Hilfe einer KI individuelle Escape-Welten für jeden Geschmack wahr werden lassen. Man gibt diverse Eckparameter an und plötzlich findet man sich in einem dunklen Wald, in futuristischen Welten oder verwunschenen Burgen wieder. Da die Burg kurz vor der Eröffnung steht, lädt sich Nevio ein paar Leute für einen Testlauf ein, darunter eine Influencerin, einen Geschichtsprofessor, einen ehemaligen bekannten Sportler (der ungefragt mit seiner neuen Flamme auftaucht) und einen Escape-Game Konkurrenten. Die Teilnehmer sollen dafür auch ziemlich gut finanziell entschädigt werden. Die Gruppe wählt sich ein Mittelalter-Szenario, in dem sie vor der Macht eines Königs fliehen, der am Ende vor Gericht stehen soll.

Nach und nach lösen sie die Rätsel. Allen wird nach und nach klar, dass die KI intime Details von ihnen kennt, und sie müssen weitere Geheimnisse erzählen, um in neue Räume zu gelangen. Doch am Ende stellt die KI fest, dass einfach weiter gespielt werden muss.

Da ich bereits den Klappentext von Die Burg spannend fand, war ich sofort on fire. Anfangs wurde ich auch wirklich abgeholt, da gewisse Sachen angeteasert wurden. In der Mitte gab es jedoch ein ziemliches Spannungstief. Die Räume in und unter der Burg sind in A1, B1 etc. unterteilt. Die Gruppe versucht natürlich durch das Lösen der Rätsel schnell heraus zu kommen, was jedoch fehl schlägt. Sie irren ziemlich lost durch Räume und Gänge und lösen relativ langweilige KI-generierte Rätsel. Man verirrt sich sozusagen mit, ich hatte aber auch kein Interesse daran zu wissen, wo sie sich nun wirklich befinden. Es ist dem Leser bewusst, dass auch erst keine Gefahr durch die KI besteht, weil alles ja nur aus LED-Wänden ausgekleidet ist und die Gefahr erst greifbar wird, je länger die Menschen in den unterschiedlichen Räumen gefangen sind. Aufgelockert wird das nur dadurch, als geschildert wird, wie Nevios Team von außen versucht, die Teilnehmer zu befreien. Hier wird ihnen klar, dass doch nicht alles nach Plan läuft. Trotzdem ist die Geschichte sehr schön erzählt, ein paar Wendungen gibt es, und falsche Verdächtigungen kann man tätigen. Am Ende von Die Burg nimmt der Spannungsbogen noch mal Fahrt auf.

Ursula Poznanski versteht es, immer aktuelle Themen in ihre Bücher einfließen zu lassen. In Die Burg wird der Nutzen einer KI hinterfragt. Man darf auch nicht aus den Augen verlieren, dass eine KI nie einfach da ist, sondern von Menschen programmiert werden muss. Trotz des Spannungsloches in der Mitte und der etwas uninspirierten Escape-Rätsel ist Die Burg wirklich lesenswert.

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Ursula Poznanski: Die Burg
Droemer Knaur, Vö. 01.02.2024
400 Seiten
24 EUR

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