Herausragende Science Fiction aus dem fernen Osten

Liu_CDie_drei_Sonnen_176227Wang Miao ist Nanophysiker und arbeitet an der Herstellung von hochfesten Nanomaterialien. Er ist kein bedeutender Grundlagenforscher, beschäftigt sich nicht mit den großen Rätseln und Paradoxen der Physik, sondern lebt mit Frau und Kind gemütlich in einer kleinen Wohnung und macht in seiner Freizeit gern Fotoausflüge mit einer alten Analogkamera. Doch sein Leben gerät auf einen Schlag aus den Fugen. Erst wird er von Polizei und Militär zu einer geheimen Sitzung eingeladen, die sich offenbar mit einer Verschwörung in den Rängen der Weltelite der Grundlagenforschung auseinandersetzt. Doch das ist harmlos verglichen mit dem mysteriösen Phänomen, das er plötzlich auf seinen Fotographien entdeckt: Auf von ihm frisch geschossenen Fotos, egal mit welcher Kamera, erscheinen Zahlen. Und zwar nicht nur zufällige Zahlen, sondern ein Countdown, der von 1200 Stunden nach unten zählt. Wang Miao wird in eine Kette von Ereignissen verstrickt, die ihren Anfang in den 1960er Jahren zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution nahm, und die erst in vierhundert Jahren spürbare Auswirkungen haben wird – dafür aber katastrophale.

Die drei Sonnen ist derzeit im Sci-Fi Bereich in aller Munde, und das nicht zu Unrecht, schließlich ist China, das muss man wohl zugeben, auf der literarischen Karte des durchschnittlichen „Westlers“ vermutlich ein großer weißer Fleck. Was sollte man also vom Auftakt dieser Trilogie aus dem fernen Osten erwarten? Ich hatte keine konkreten Vorstellungen, aber Cixin Liu hat mich schier umgehauen.

Zunächst scheint die Welt in Die drei Sonnen ganz normal. Ein wenig fremdartig höchstens, weil ich mich weder mit chinesischer Geschichte noch mit chinesischer Moderne besonders gut auskenne. Bald jedoch bekommt man das Gefühl, dass am Horizont ein Unheil lauert – was passiert am Ende des Countdowns? Halluziniert Wang Miao oder ist dieser Countdown echt? Und wenn ja, was passiert, wenn er bei 0 ankommt? Was haben die Physiker gesehen oder erlebt, die sich umgebracht haben? Die drei Sonnen beginnt als wissenschaftlicher Thriller, vielleicht vergleichbar mit David Waltons Quantum, doch gewinnt bald deutlich mehr Facetten dazu. Dystopie, politischer Thriller, Invasionsszenario – wird das zu viel? Ganz im Gegenteil. Die Komplexität dieses Romans ist beeindruckend, aber nie überwältigend, und obwohl wir zunächst nur mit Einzelteilen gefüttert werden, bleibt stets ein Gefühl eines großen Bildes, das wir nur noch nicht ganz sehen können. Erst zum Ende von Teil eins steht man plötzlich vor der Gesamtlage und begreift mit einem dumpfen Gefühl im Magen, worauf unsere Welt in dieser Geschichte zusteuert.

Die drei Sonnen ist keine rosarote Star Trek Sci-Fi in der noble, moralgesteuerte Lebewesen auf eine abenteuerliche Reise in die unendlichen Weiten des Weltalls aufbrechen. Es ist der Wettlauf zweier Rassen mit dem einzigen Ziel zu überleben. Auch die oft geträumte „Einigkeit“ der Gesellschaft wird schnell in die Realität gerückt: Die Menschheit ist tief gespalten, selbst die Fronten in sich sind in Gruppierungen gesplittert, und es scheint, dass wir erst einmal mit unseren internen Problemen klarkommen müssen, bevor wir eine Gefahr von außen überhaupt richtig einschätzen können. Es gibt keinen klassischen gut gegen böse Kampf. Die Konflikte, die Liu aufzeigt, könnten dabei brisanter nicht sein: Macht vs. Vernunft, Fortschritt vs. Nachhaltigkeit, Hoffnung vs. Resignation. Wohin geht es mit der Menschheit? Ist sie überhaupt noch zu retten, oder wäre es nicht vielleicht besser, von einer außerirdischen Rasse übernommen zu werden?

Ein besonderer Leckerbissen für Freunde der Naturwissenschaften sind auch Lius Ausführungen und Anlehnungen an die Wissenschaft. Am prominentesten natürlich das Dreikörperproblem – ein noch immer ungelöstes physikalisches Problem, in dem drei Körper sich in einem chaotischen Gleichgewicht umkreisen, sodass ihre genauen Bahnen nicht vorhersagbar sind. Aber auch die wunderbare Vorstellung vom menschlichen Computer, ein paar Details aus der Astrophysik und Computertechnik. All das zeigt auf ganz beeindruckende Weise, wie weit die Menschheit mittlerweile gekommen ist, und wie weit wir noch kommen können, auch wenn man sich gleichzeitig fragt, ob es genau diese unendliche Suche nach Antworten vielleicht unseren Untergang bedeutet.

Die drei Sonnen ist ein herausragendes Beispiel für einen packenden Sci-Fi Thriller, der mich so sehr gefesselt hat, dass das Ende mich quasi mit Vollbremsung aus der Warpgeschwindigkeit gerissen hat. Ich konnte schlicht nicht begreifen, wie dieses großartige Buch plötzlich aus sein konnte, so sehr hatte mich Cixin Lius Welt vereinnahmt. Jedem, der sich nur entfernt für Wissenschaft und Sci-Fi interessiert, möchte ich dieses Buch als absolutes Must-Read ans Herz legen.

:lesen: :lesen: :lesen: :lesen: :lesen: + :lesen:

Cixin Liu – Die drei Sonnen
Heyne Verlag, 12. Dezember 2016
Taschenbuch, 592 Seiten
€ 14,99
Ebook: € 11,99

HALT! Noch nicht virtuell weiterblättern!
Es gibt was zu gewinnen …

Wer sich noch weiter über dieses Juwel der Sci-Fi-Literatur informieren möchte, dem möchten wir diezukunft.de ans Herz legen und insbesondere die Reihe „Science oder Fiction?„, in der Dr. Bernard Bittner die Physik hinter Die drei Sonnen erklär.
Und weil wir immer noch nicht darüber hinwegkommen, wie genial dieses Buch ist, hat der Heyne Verlag uns freundlicherweise drei Exemplare zum Verlosen zur Verfügung gestellt!
Um zu gewinnen, beantwortet einfach bis 1. März 2017 die folgende Frage in einem Kommentar unter diesen Beitrag:

Welches prominente Problem der Physik steht im Mittelpunkt
von Cixin Lius Die drei Sonnen?

Ein kleiner Tipp ist im Namen des Romans versteckt!

Unter den Teilnehmern losen wir nach Ende der Frist drei Gewinner aus und geben euch zeitnah per E-Mail Bescheid, wenn ihr der oder die Glückliche seid.
Der Gewinn macht sich dann so bald wie möglich auf den Weg zu euch.
Habt bitte Verständnis dafür, dass jeder Teilnehmer nur ein Buch gewinnen kann, und dass die Gewinne nur nach Deutschland versendet werden.
Eure Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nur zum Zweck des Gewinnspiels verwendet, danach werden sie gelöscht.
Für die Richtigkeit von E-Mail- und Postadressen seid ihr selbst verantwortlich. Für Verlust oder Beschädigung auf dem Postweg übernehmen wir keine Haftung.

Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Administratoren, Moderatoren und Blogger von SchwarzesBayern.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

(5613)

7 Kommentare
  1. enchantress
    enchantress sagte:

    Aus’glost is!

    Vielen Dank allen Teilnehmern am Cixin Liu Gewinnspiel – die richtige Antwort lautete natürlich „Das Dreikörperproblem“, das die Wechselwirkung dreier Himmelskörper beschreibt und bislang nicht analytisch lösbar ist.
    Wir möchten uns bei allen Teilnehmern herzlich bedanken.
    Die drei Exemplare von Cixin Liu – Die drei Sonnen machen sich auf den Weg zu Reinhold aus Waldkraiburg, Rebecca aus München und Jens aus Neustadt. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!
    Wer diesmal kein Losglück hatte, sollte ein Auge auf unser Webzine behalten – die nächste Verlosung kommt bestimmt!

Kommentare sind deaktiviert.