„All das macht mich zu der Person, die ich bin“

 

ditto_bheavy_crossAm 22. Oktober 2012 erschien die Biografie von Mary Beth Ditto. Sie erzählt darin von ihrer Kindheit in Arkansas, die alles andere als schön war: Die Mutter meist nicht anwesend, ein Vater, der nicht ihr Vater ist, Hunger, kein richtiges Zuhause und Missbrauch durch ihren Onkel. Während der High School stylt sie sich und anderen Mädchen gern die Haare. Durch ihre Körperfülle ist sie dazu gezwungen, ihre Kleider selbst zu schneidern.
Früh wird ihr Interesse für die Musik geweckt. Anfangs ist es Blues, dann Punk, Grunge und Riot Grrrl. Sie gründet mit ihrem Freund ihre erste eigene Band, entwickelt sich durch ihre Auftritte weiter, lernt mit Jerry, Nathan und Kathy ihre neue Familie kennen und gründet mit den letzten beiden Gossip. Aber auch jetzt ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen: Bis zu ihrem großen Durchbruch ist die Zeit angefüllt mit Armut, unzähligen Jobs, auch Krankheit und dem Wunsch nach Beständigkeit, um sich durch die Musik selbst finanzieren zu können. Wie wir heute wissen: Es gelingt ihr. Und sie hat damit auch die Möglichkeit bekannte Modedesigner kennenzulernen, (textillose) Fotoshootings zu machen und sogar als Lehrerin für Nachwuchssängerinnen zu agieren.
Das dicke, vernachlässigte, missbrauchte Mädchen von früher hat ihre Bestimmung gefunden: die Musik!

Dies ist nicht nur ein Lebensbericht, es ist auch eine Milieustudie einer kleinen Stadt in Arkansas und die Schilderung einer Familie, deren Seelen durch wiederkehrenden Missbrauch gezeichnet sind. In einer klaren und deutlichen Ausdrucksweise gewährt Beth dem Leser Einblick in ihr Leben sowie Denken und zeigt auch ihre Ängste auf. Miss Dittos sexuelle Erfahrungen werden natürlich auch nicht ausgelassen, stehen aber nicht im Vordergrund. So manche Zeitsprünge innerhalb der Kapitel sind nicht störend sondern passend, um die Geschichte besser zu verstehen.
„Es fühlte sich gut an, mit dem Körper Klänge zu erzeugen“ (S. 82). Mit ihrem eigenen Körper muss sich die Femme oft auseinandersetzen und lässt den Leser daran teilhaben. So manche psychische und physische Krankheit unterbricht ihren musikalischen Werdegang.

Das Buch ist eine gut geschriebene Biografie, sogar Bilder fehlen nicht. Bedrückend, interessant, motivierend!

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Beth Ditto: Heavy Cross
Heyne HardCore Verlag , 2012
201 Seiten
16,99 €
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