Electronic Rock City

 

emigrate_silentsolongRichard Kruspe, Gitarrist von Rammstein, hat sich mit Emigrate ein weiteres Standbein erschaffen. 2007 erschien das gleichnamige Debüt, im November 2014 folgte das zweite Soloalbum Silent so long, auf dem so klangvolle Namen wie Lemmy Kilmister (Motörhead), Marilyn Manson, Jonathan Davis (Korn), Peaches, Frank Dellé (Seeed) und Margaux Bossieux (Dirty Mary) mitwirken. Diese doch auch unterschiedlichen Charaktere und Stilrichtungen hat Kruspe mithilfe des Gitarristen und Produzenten Olson Involtini sowie Arnaud Giroux (Bass) auf den Silberling gebannt.

Mit „Eat you alive“ (feat. Frank Dellé) sind schon die ersten Ansätze der guten Neuen Deutschen Härte zu hören. Das Stück reißt von Anfang bis Ende mit. Das gleiche kann man von „Faust“ sagen. „Get Down“ (feat. Peaches) zieht durch Elektro und den lasziven Gesang der Künstlerin, das Duett beweist seine Qualität auch durch den guten Grundsound, mal ganz abgesehen von den eingefügten herrlich hohen Riffs. Am Ende folgt ein Feuerwerk aus Gitarre und Schlagzeug. Und dann endlich Lemmy at his best: „Rock City“, seine markante Stimme im Vordergrund, so kenn ich ihn, so mag ich ihn. Mit Marilyn Manson gehe ich nicht immer konform, aber das anfänglich elektronische „Hypothetical“, das bald den Rockeinschlag hören lässt, gefällt. Danach glänzt Kruspe durch seinen Soloeinsatz in Gesang und Saitenspiel, zum Beispiel mit „Rainbow“. Dies ist eine gute Paarung von Synthesizer und Rock. Das anfangs langsamere Stück „Born on my own“ hat wieder diese rockigen Elemente, die aber auch kraftvoll nachgelegt werden. „Giving up“ könnte ein bisschen von Robbie Williams inspiriert sein, aber die rockigen Töne lassen mich daran zweifeln. Mit „My Pleasure“ geht es passend weiter, das Schlagzeug legt ein flottes Tempo vor, die Saiteninstrumente bekommen ihren effektvollen Einsatz. Für „Happy Times“ hat sich Kruspe eine alte oder auch neue Liebe zur Seite gestellt: Margaux Bossieux. Sie verpasst dem rockigen Stück einen guten gesanglichen Ausgleich, das kommt gut an. „Silent so long (feat. Jonathan Davis) bietet das interessante Zusammenspiel zweier männlichen Stimmen, der Hard Rock setzt sich auch hier durch. Es wurde eine lateinische Textstelle eingebunden, und das nachfolgende Gitarrenspiel hat Stonerrock-Qualitäten.

Silent so long ist eine gute Mischung: Emigrate mischt Bekanntes (durch die prominente Unterstützung) mit Unbekannterem (Kruspes Stimme gepaart mit seinem musikalischem Input). Eine bessere Auswahl der Stücke innerhalb der CD – nicht alle Prominenten am Anfang – wäre vielleicht interessanter gewesen. Der Grundtenor von Silent so long ist (Hard-) Rock, die vielseitige Einsetzbarkeit von elektronischer Musik kommt klangvoll zur Wirkung. Da könnte für jeden Interessierten etwas dabei sein. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht nur bei den bereits 2007 angekündigten zwei Alben von Emigrate bleibt.
Da Kruspe mit seinem Soloprojekt nicht auf Tour gehen will, ist dies eure einzige Möglichkeit, mit seiner eigenen musikalischen Welt in Kontakt zu treten. Dafür kann ich nur eine eindeutige Kaufempfehlung aussprechen.

Anspieltipp: Born on my own, Silent so long

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Emigrate: Silent so long
Vertigo, Vö. 14.11.2014
amazon € 15,99
iTunes € 9,99

Tracklist:
I. Eat you alive
II. Get down
III. Rock City
IV. Hypothetical
V. Rainbow
VI. Born on my own
VII. Giving up
VIII. My Pleasure
IX. Happy Times
X. Faust
XI. Silent so long

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