Hoch lebe Woodstock – gestern, heute, immerdar!

WoodstockDie 68/69er Jahre, es waren unruhige Zeiten: der Vietnamkrieg, die Demonstrationen, die Hippies und diese Musik! Man kann schon verstehen, dass sich die damaligen Mütter und Väter verunsichert fühlten, aber da entstand etwas Neues, ein Aufbruch. Die Jugend wollte sich einmischen und ihren eigenen Stil leben. Da kam Woodstock und das Musikfestival im amerikanischen Ort Bethel gerade recht. Es hat sich etwas Großes daraus entwickelt, damit haben die Urheber nicht gerechnet: So viele junge Menschen, verstopfte Zufahrtstraßen, niedergerissene Zäune etc. und dazu diese großartigen Bands mit ihren individuellen Musikrichtungen aus Folk, Rock und intensiven Bühnenperformances – es müssen großartige Tage im August 1969 gewesen sein. Das beweist das Buch Woodstock – Chronik eines legendären Festivals mit den darin enthaltenen Bildern, Kommentaren, Zeitzeugenberichten usw.

Anlässlich des 50-jährigen Woodstock-Jubiläums in diesem Jahr darf der Leser eintauchen in eine Art Stadt in der Stadt und teilhaben am Höhepunkt der Hippie-Bewegung. Der Bildband, zusammengetragen und redaktionell bearbeitet von Mike Evans und Paul Kingsbury, ist allein von seiner Größe und seinem Umfang her nicht übersehbar: großformatig, schwer, herausstechende Buchstaben auf schwarzem Grund. Ein gelungener Einstieg ist das psychedelisch wirkende Bild von Janis Joplin und die Abbildung damaliger Eintrittskarten. Ach ja, die 1960er Jahre, damals war ich noch zu jung, heute ist das Event lang vorbei, aber jetzt kann Versäumtes nachgeholt werden.
Erst wird etwas Geschichtsnachhilfe erteilt, danach geht es über in organisatorische Belange und Schwierigkeiten, die im Vorfeld aufgetreten sind. Es wird eine interessante Einführung geboten, die keine Minute langweilig ist: ein kurzer Abriss über die Entwicklung der verschiedenen Musikrichtungen in der damaligen Zeit, andere Festivals im Vorlauf wie zum Beispiel in Newport, Monterey und anderes. Nach 33 Seiten kommen wir dem Thema immer näher: Vorstellung des Organisationsteams, der kurzfristige Umzug von Walkill nach Bethel oder auch die Aufklärung, woher das Motto „Make Love, Not War“ kommt. Probleme bleiben auch nicht außen vor: Verkehrskollaps, Versorgungsprobleme und -lösungen, chaotische Zustände durch den einsetzenden Starkregen etc. Bei jedem Umblättern fühlt man sich mehr in das Lebensgefühl der damaligen Zeit und an diesen Ort versetzt, unterstützt wird dies durch großartige Fotos. Dann noch die detaillierten Beschreibungen zu den Bands, die beim Woodstock-Festival aufgetreten sind, Songlisten (damit lassen sich viele Abende füllen, um evtl. vorhandenes Video-/Musikmaterial aufzuspüren) sowie Anekdoten.
Als Nachschlag gibt es noch Informationen zu nachfolgenden Festivals und den Hinweis auf das Woodstock-Museum in Bethel. Lesenswert ist auch der Abschnitt „Was ist aus ihnen geworden?“, dies bezieht sich nicht nur auf die aufgetretenen Künstler.

Dieses Buch ist ein großartiger Beitrag zur modernen Musik- und Kulturgeschichte. Die Autoren haben mit Akribie und Sachverstand den späten Hippies unserer Tage ein großartiges Geschenk gemacht. Die großformatigen Bilder transportieren Stimmungen, der Blick in den Backstagebereich war damals nicht jedem gegeben, mit diesem Buch haben wir heute die Möglichkeit, noch dazu mit den Momentaufnahmen.

Infos zu den Autoren (lt. riva Verlag):
Mike Evans trat in den Sechzigerjahren selbst als Rockmusiker auf. In den Siebzigern begann er für den Rundfunk, für die Zeitschrift Melody Maker und als freier Schriftsteller über Musik zu schreiben. Zu seinen zahlreichen Büchern gehören #The Beatles, Elvis, Ray Charles und Rock ’n‘ Roll: 1945–1963. Er lebt und arbeitet in London.
Paul Kingsbury war stellvertretender Direktor für Sonderprojekte der Country Music Hall of Fame and Museum und ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher. Seine Artikel erschienen unter anderem in der Entertainment Weekly und der US Weekly.

Eine einfache Bewertungen reicht für dieses Buch nicht aus:

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Mike Evans, Paul Kingsbury: Woodstock – Chronik eines legendären Festivals
riva Verlag, Vö. März 2019
Hardcover, 288 Seiten
24,99 €

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