Zorn liegt in der Luft

Schon das Cover weist darauf hin, was jetzt bevorsteht: Ein Gehirn, die rote Farbe zeugt von pulsierender Gefahr und eben dem titelgebenden Zorn. Maerzfeld haben sich ein Thema rausgepickt und pflastern damit die Tracklist ihres vierten Albums, weg von ihrem Status als Rammstein Tribute Band (Stahlzeit), weiter auf eigenen Wegen.

Die NDH fließt durch die gesamte CD: harte Riffs, herausfordernde Schlagzeugimpulse, das Untermischen von Synthesizern sowie überzeugende Texte. „Zorn“ und „Ohrblut“ erfassen sehr gut die Vorgänge, wenn man jemanden reizt und was dann passiert bzw. passieren kann. Die Abgründigkeit des Menschen beschreibt „Die Sünde lebt“, „Schwarzer Schnee“ erzählt von Depressionen. Wenn Du einmal „Reich“ bist, zeigt sich dein wahres Gesicht, „Bittersüß“ kann die Liebe sein. Hier kann ich einen Bezug auf Eisbrecher im Text erkennen: „Liebe kann auch Sünde sein“, aber das gleicht sich evtl. wieder aus durch das Programming von Noel Pix (Gitarrist bei Eisbrecher) bei „Menschling“. Die Eltern versuchen ihre Kinder zu stärken, indem sie ihnen mit auf den Weg geben, dass sie etwas Besonderes sind, aber im Erwachsenenleben stellt sich heraus, dass „Einer wie alle“ ist. Wer sich mit den falschen Propheten einlässt, liefert sich aus an die „Flammenhände“, und „Die Welt reißt auf“ weist auf die arge kontinentale Schieflage hin. Völlig überraschend steht am Ende der CD „Zeig mir die Nacht“ – ein Münchener Freiheit– Cover! Keine poppige Version, sondern lüstern und NDH-mäßig aufgebaut, aber nicht minder mit Ohrwurmqualität.

Ganz im Sinne des Rock bzw. der Neuen Deutschen Härte offenbart sich der Silberling. Es gibt viele Abgründe und dunkle Seiten in uns, das wird zum Thema gemacht und gut interpretiert, sei es durch die Texte und den Gesang von Heli Reißenweber oder durch die dazugehörige riffreiche und dahinpreschende Instrumentierung: Mike Sitzmann und Matthias Sitzmann – Gitarre, Korbinian Stocker – Bass, Michael Frischbier – Schlagzeug. Der 80er Jahre Song hat mich völlig überrascht und absolut mitgenommen, mein Ohrwurm wird noch lange anhalten. Vielleicht sogar bis zu ihrem Konzert im Rahmen des „Volle Kraft voraus“-Festivals im September 2020.

Anspieltipp: Zorn, Die Sünde lebt, Zeig mir die Nacht

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Maerzfeld: Zorn
Südpolmusic, 04.10.19
14,99 € z.B. bei EMP

Tracklist:
1. Zorn
2. Ohrblut
3. Die Sünde lebt
4. Schwarzer Schnee
5. Reich
6. Bittersüß
7. Einer wie alle
8. Flammenhände
9. Menschling
10. Die Welt reißt auf
11. Zeig mir die Nacht (Münchener Freiheit Cover)

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