Get it on!

SeadrakeSeadrake gehen ihren eigenen Weg in der Synthpop-Szene, obwohl sie hier schon gut mit ihren früheren Bands unterwegs waren: Frontmann Hilton Theissen mit Akanoid, Keyboarder Mathias Thürk mit Minerve und Bassist/Keyboarder Rickard Gunnarsson mit Lowe. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, trafen sich zum ersten Mal in Berlin (es heißt an einer Autobahn), die Zusammenarbeit fand zum Großteil über Skype statt, aber das Ergebnis kann sich hören lassen, nicht nur live auf Tournee mit Solar Fake (unser Bericht vom Januar 2019). Mit ihrem Debüt Isola werde ich mir an diesem Sonntagmorgen mein eigenes Bild machen.

Gerade dieser typische Synth- bzw. Electropop zu „What you do to me“ macht es möglich, gut in diesen Morgen zu starten. Die Abmischung der CD ist sehr gut gelungen, der Grundbeat stimmt und lässt einen mittanzen („Get it on“, „Something durable“ „Die of temptation“, „Conformity loves company“). „On the run“ erinnert mich etwas an Herrn Heppner und M.I.N.E. Aber es gibt auch melancholische Anteile („Room 316“ – großartiger Orchesterteil!), die mich genauso hinhören lassen und das Paket gut abrunden. Aber gerade die tanzbaren Beats bestärken mich immer mehr in meiner guten Laune. Dabei dringen auch hin und wieder die Bass-Anteile durch, wenn auch nicht so offensichtlich wie mit aufgesetztem Kopfhörer. „Lower than this (someday)“ hat etwas Endzeitliches, beginnt leise und steigert sich, wieder so ein Track, den ich mittlerweile mitsingen kann. Mit der locker-flockigen ersten Single-Auskopplung „Daydreamer“ hätten sie mich nicht sofort in den Bann gezogen, ich bin froh über die Empfehlung meiner Redaktionskollegin nach dem Konzert. Der Gitarrenpart zu „Soulshaver“ ist unüberhörbar (selbst ohne Kopfhörer), Hilton strapaziert seine Stimmbänder, was anfangs geschmeidig erscheint, steigert sich gewaltig und hat etwas Bedrohliches.

Isola bietet einen mitunter herben Electropop mit Bass und viele eingängige Refrains, das Album erzählt Geschichten über Beziehungen und die Welt. Hilton Theissen beweist Stimmkraft und die Fähigkeit, sich den Stories anzupassen. Die Keyboard-Spielereien von Mathias Thürk und Rickard Gunnarsson sind selbstbewusst und zeigen frische kompositorische Ideen. Im Interview als Band der Woche zum Thema „Genre“ sagten sie: „Wir sitzen irgendwo zwischen den Stühlen, für die Electropop-Fraktion haben wir zu viele Gitarren in unseren Songs, und für die Gitarren-Indie-Wave-Fraktion sind wir zu elektronisch und zu poppig.“ Erhaltet euch das, es ist ein Erkennungsmerkmal und etwas Eigenwilliges in der Synthpop-Welt.

Anspieltipp: What you do to me, Get it on, Lower than this (someday)

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Seadrake: Isola
Megahype Records, Vö. 27.04.2018
14,95 € z.B. bei POPoNAUT

Tracklist:
1 What you do to me
2 Get it on
3 On the run
4 Something durable
5 Room 316
6 Lower than this (someday)
7 Die of temptation
8 Conformity loves company
9 Daydream
10 Soulsharer

Website: www.seadrakemusic.com
Facebook: https://www.facebook.com/seadrakemusic

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