Kulturgut mit Schwips

„Wir verkaufen nicht einfach nur Schnaps, wir verkaufen Kulturgüter!“, so der Organisator der Finest Spirits, Frank-Michael Böer. Und diese flüssigen Kulturgüter wie auch die Veranstaltung sind beliebt – dieses Jahr ist die Bar-und Spirituosenmesse mit 120 Ausstellern noch ein bisschen weiter gewachsen und erreicht damit dann wohl endgültig die Kapazitätsgrenzen des immer wieder charmanten MVG-Museums. Das Thema des Jahres ist Rum – und der ist nun wirklich in vielen wärmeren Gefilden ein integraler Bestandteil der Kultur und auf jedem gedeckten Tisch (oft mit Limetten, Wasser und Zucker) zu finden.

GlenfiddichFrank begrüßt uns wie jedes Jahr mit einer Willkommensrede zur Pressetour, dieses Jahr allerdings zum letzten Mal. Wie er uns eröffnet, hat er kürzlich seine beiden Marken, Finest Spirits und Braukunst Live, an den Meininger Verlag (u.a. Veranstalter des Forum Vini) verkauft. Ob und was sich ändert, wird sich zeigen – das Organisatorenteam wird jedenfalls vollständig übernommen. Um diese Neuigkeiten zu verarbeiten, gibt es auf der Tour natürlich wieder ausreichend leckere Dinge zu probieren, los geht es am Stand der Campari Gruppe (Importeur für Glenfiddich, Balvenie, Appleton Rum u.a.). Passend zum diesjährigen Thema Rum dürfen wir hier die Deutschlandpremiere des Glenfiddich Fire & Cane feiern (Single Malt mit Rum-Fass-Finish). Weiter geht es zu fernen Ufern, aber wir bleiben noch bei Gerstenspirituosen – Paul John Whiskey aus Goa (Indien) überrascht uns mit Ausgewogenheit und angenehmen Malznoten.

Über die Maßen verwöhnt werden wir am Stand von Beam Suntory (Marken wie Jim Beam aber auch Highland Park, Macallan, Bowmore und Auchentoshan). Ein Abgesandter der Bowmore Distillery auf Islay hat uns tatsächlich etwas vom Distillery Only „Handfill“ mitgebracht, also einen Whisky, den man ausschließlich vor Ort in der Destillerie kaufen kann. Es handelt sich um einen 20 Jahre alten Bowmore aus einem Oloroso-Sherryfass. Das ganze in Fassstärke mit fast 60 % Alkohol. Es ist mir vollkommen unverständlich, dass manche Pressekolleg*innen dieses Schmuckstück nicht genüsslich austrinken – ich würde am liebsten die halbvollen Gläser, die sie abstellen, mitnehmen und diese Rarität in irgend einer stillen Ecke genießen.

MessebarDas wäre auch wesentlich vernünftiger als die nächste Station MBG Goldberg, bei der wir einen neuen Kokos-Rumlikör namens Mahiki probieren dürfen. Ich probiere ihn pur – nein danke, da verklebt mir die Leber. Einige Kolleg*innen sind begeistert. Mit Maracujasaft und Tonic kann man das trinken. Muss man aber nicht. Ich werde an der Finest Spirits Messe-Bar von meinem Lieblingsbarkeeper Richi Link und seinem Kollegen Florian Geschka (Foto) entschädigt – der Cocktail „Wilma“ macht dem Hurricane, nach dem er benannt ist, alle Ehre. Panama-Rum, Jalapeno-Likör (brauche ich UN-BE-DINGT!), Bitters und Maracujasirup (selbst gemacht und nicht zu süß) erfreuen mich mit fruchtiger Schärfe.

Huckleberry GinIm restlichen Verlauf der Messe sind es neben den vielen großen und bekannten Marken ganz oft die kleinen, unbekannten, lokalen Marken, die mich interessieren. Zum Beispiel die Münchner von Huckleberry Gin – pun intended! – die ihren Gin mit Heidelbeeren (Huckleberry) versetzen. Das Aroma erinnert etwas an Hubba Bubba, was ich gar nicht schlecht finde, und der Gin ist schön fruchtig.
Link: Huckleberry Gin

MoordestillerieVon nicht ganz so nah, aber auch nicht weit, nämlich aus Kolbermoor im Chiemgau, kommen Moor-Rum und Moor-Whisky. Im Gegensatz zu manch anderen deutschen Herstellern ist hier die Devise: Warum sollen wir es selbst machen, wenn andere das viel besser können? Es wird also Whisky aus der Speyside (von einer kleinen unbekannten familiengeführten Destillerie) und Rum aus Martinique importiert und im Chiemgau in Fässer aus unbehandelter Moor-Eiche (also Eiche, die aus dem Moor ausgegraben wurde!) umgefüllt, um dort nachzureifen. Das Resultat wird per Hand in liebevoll designte Apothekerflaschen aus recyceltem Glas abgefüllt und schmeckt mir ganz ausgezeichnet! Ob meine Anregung, den Rum etwas weniger zu süßen (Zuckerzugabe ist bei Rum gang und gäbe und völlig legal, aber eben Geschmackssache) und eine Whiskyabfüllung in Fassstärke herauszubringen, Gehör gefunden hat, werden wir in den nächsten Jahren sehen. Jedenfalls habe ich von dem Rum gleich mal eine Flasche mitgenommen. Die Obstbrennerei und Weinkellerei Franz Stettner, zu der die Moordestillerie gehört, macht auch sehr leckeren Met (eine leere Metflasche liegt deshalb seit Jahren bei mir im Schrank, als Erinnerung damit ich mal wieder welchen bestelle).
Link: Moordestillerie; Franz Stettner

Aureum gravedigger 1Wiederum tatsächlich in Deutschland destilliert, nämlich von Ziegler, ist der Whisky namens Aureum. Hier musste ich beim vorbeilaufen (unterwegs zum Treffen der Sharing Angels, einer Gruppe von Frauen in und nahe der Whiskybranche) mal eben die Bremse reinhauen. Auf einem Bildschirm laufen Metal-Videos, der Whisky ist in einer sargförmigen Schmuck-Schachtel präsentiert – wo bin ich denn hier gelandet? Achja, na klar. Aureum Gravedigger 2Gravedigger. Der Gitarrist von Gravedigger, Axel Ritt, hat mir vor einiger Zeit überraschend auf Facebook die Freundschaft angetragen – und zu meiner Verwunderung waren unsere vielen gemeinsamen Freunde nicht etwa Musiker, sondern samt und sonders aus der Whiskybranche. Insofern nicht weiter verwunderlich, dass Zieglers Aureum nun auch in der Gravedigger-Edition erhältlich ist, und zwar als Single Malt mit sechs Jahren, getorft als „The Bruce“ mit fünf Jahren, und dazu passend gab es noch „The Bassist“.
Ich hatte schon immer ein Faible für Bassisten – enough said!
Link: Brennerei Ziegler

Natürlich muss auch – wie jedes Jahr – das beste Eiskonfekt der Welt von Goufrais mit nach Hause, in mehrfacher Ausführung. Dieses Jahr kommen auch noch einige Sorten Fudge von Der Süße Regenbogen dazu.
Links: Goufrais; Der Süße Regenbogen

Balis Duke FacebookMein letztes Highlight möchte ich euch nicht vorenthalten, obwohl es weder besonders süß noch alkoholisch ist: Balis Basil – Basilikum-Ingwer-Limonade. Und schon wieder aus München! Es war noch nie so einfach, einen Gin Basil Smash zu machen oder auch gleichzeitig Freunde, die keinen Alkohol trinken möchten oder dürfen, glücklich zu machen. Diese Limonade auf Eis macht alkoholischen Cocktails locker Konkurrenz. Bis jetzt noch leider nur online (und nicht gerade günstig) oder im ausgewählten Getränke/Feinkostfachhandel erhältlich, soll allerdings bald bei REWE gelistet werden – mal schauen, was dann das Preisschild sagt!
Link: Balis Drinks

Glücklich und beschwipst ziehe ich mit meiner Beute von dannen – wiedermal erfolgreich gejagt!
Der Termin für’s nächste Jahr steht auch schon fest – wir sehen uns vom 7. – 9. Februar 2020!

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