Von Dackeln, Kindern und Vögeln

©Stadttipps Rosenheim

Bereits zum fünften Mal veranstaltete die Städtische Galerie Rosenheim mit Unterstützung der meine Volksbank Raiffeisenbank eG das Street Art Event *transit art. Vom 28. Juni bis 7. Juli 2024 waren nationale und internationale Künstler*innen in Rosenheim, die wieder innerhalb weniger Tage mitten in der Stadt sechs großformatige, ausdrucksvolle Wandgemälde gestalteten. 34 Murals sind mittlerweile im Stadtgebiet zu finden! Begleitet wurde das Event von einem Kulturprogramm, von geführten Mural-Walks zu Mural-Rides per Rad. Manches konnte wetterbedingt nicht durchgeführt werden, deshalb unbedingt im Internet nachsehen, was aktuell noch mach- und buchbar ist: KLICK

Mit einem Flyer, den es als PDF gibt (KLICK) oder in Papierform in der Städtischen Galerie, der Tourist Information oder dem Rathaus, kann man aber sehr gut auf eigene Faust alle alten und neuen Wände abgehen oder abradeln, grün gekennzeichnet sind die neu hinzugekommenen Wände von 2024.

Gleich nach Ankunft am Bahnhof in Rosenheim bin ich zuerst zu den Wänden in der Endorfer Au.

Case Maclaim hat an der äußeren Hauswand der Oberwöhrstraße 78/80 etwas sehr Interessantes geschaffen. Die Fenster aller Stockwerke sind integriert. Links stehen Turnschuhe, und rechts hält jemand einen Dackel in die Höhe. Ist der Jemand ein Künstler? Wieso trägt der Dackel einen weißen Kragen? Fragen über Fragen, aber das Bild ist gestochen wie ein Foto, beeindruckend!

Case Maclaim ist im Osten geboren und ein „Wendekind“. Er kommt aus einer Kleinstadt (Schmalkalden) mit einer Mini-Szene. In der Endorfer Au hat er einen seiner zwei Dackel, Rudi, verewigt, der glücklich von der Hauswand schaut.

Lidia Cao hat gleich nebenan die Hauswand an der Oberwöhrstraße 67/69 gestaltet. Der Hintergrund ist ganz in blau gehalten. Wir sehen hier drei verschiedene sich umarmende Kinder nebst drei blauen Vögeln. Sind sie über den Wolken, sind sie über dem Horizont? Ist es ein Märchen? Wunderschön!

Die Spanierin Lidia Cao erzählt hier von der Schönheit der Jugend und vom „vogelfrei“ sein. Sie will mit ihrem Bild eine Botschaft hinterlassen, Kindheit ist die kürzeste aber schönste Zeit im Leben, wenn sie vielfältig und frei ist, ist das wie ein Märchen.

Wieder in der Stadt bin ich zur Johann-Rieder-Realschule (Am Nörreut 10) gegangen, hier entstand auch letztes Jahr schon ein wunderschönes riesiges Mural. ATE haben sich genau gegenüber platziert. Große Zitronen, außen lila und innen grün, und doch appetitlich? Man weiß es nicht so genau, wenngleich es gut aussieht!

ATE sind zwei Künstler in ihren 30ern, die sich nicht gesucht, aber gefunden haben. Durch die Liebe zum Essen geeint, stolpern sie seit ein paar Jahren gemeinsam durch Würzburg. Deshalb vielleicht nicht die goldenen, sondern lilanen Zitronen!

Sie haben zusammen mit Schülern eine Wand der Schule gestaltet, leider konnte ich das nur von außen durch den Zaun erkennen.

Im Zentrum von Rosenheim, im Innenhof des Städtischen Museums (Ludwigsplatz 26), hat Jeroo etwas sehr Großes geschaffen. Auch ein blauer Vogel? Es ist ein farbenfroher Pfau! Sehr schwer zu fotografieren, weil der Innenhof so klein ist. Wie reizend von der Dame in der Boutique, mich einzuladen vom Laden aus vielleicht besser fotografieren zu können. Ein sehr schönes Mural und eine sehr nette Situation.

Christoph »Jeroo« Ganter ist ein Urban Art- und Graffitikünstler aus Stuttgart. Seit 1993 ist er in der Szene aktiv. Davor war er Gymnasiallehrer! Sein Stil ist harmonisch und dennoch dynamisch, immer auf der Suche nach der perfekten Verbindung der Ausdruckskraft von Graffitikunst mit der klassischen Ästhetik des Jugendstils. Jeroo will aufhübschen, eine triste Wand schön und interessant gestalten.

Mr. Woodland war danach leicht zu finden, relativ nah am Ludwigsplatz, und außerdem hat er die Rückwand der Gillitzerstraße 4 und 6 schon 2020 in ein Kunstwerk verwandelt. „Dare to believe“, der Astronaut. Wieso hat er das nun übermalt? Es war ein ganz simpler Grund: Die Hintergrundfarbe war komplett ausgeblichen, das war für Mr. Woodland nicht mehr tragbar, die Message war dahin. Nun haben im Bild zwei Kinder angegriffen: Sie haben sich eine Leiter genommen und haben den Mond gestohlen, während andere immer noch probieren, die Sterne zu erreichen. „Some try reaching for the stars – while we‘ve stolen the moon“.

Mr. Woodland (alias Daniel Westermeier) sprüht seit 1993. Seine meist in dunklen Farben gehaltenen Arbeiten sind inspiriert von klassischer Malerei, Grafikdesign und der Natur. Er selbst beschreibt seinen Stil als eine Kombination aus zeitgenössischer Malerei mit grafischen Fragmenten und Surrealismus. Als Künstler und Berater ist Mr. Woodland seit Beginn von *transit art in Rosenheim sehr eng mit dem Festival verbunden.

Das letzte Bild, das noch fehlte, ist das von Mobar an der Mittelschule am Luitpoldpark (Wittelsbacherstraße 16). Eine ganze Wand voller Stylewriting und wie die Farben mit der Umgebung harmonieren!

Mobar ist ein Graffitikünstler, der sich dem klassischen Stylewriting, also dem Abstrahieren von Buchstaben, verschrieben hat. 2003 sprühte er sein erstes Bild. Bis heute hat er sich innerhalb der Szene einen internationalen Ruf als Styleexperte erarbeitet. Er ist Mitglied der „Los Capitanos“ und „OSTCrew“, die überall in Deutschland aktiv sind.

Bei Gelegenheit werde ich mir noch das Kunstwerk von Luogo Comune an der Schule an der Heckscher-Klinik anschauen – und wenn es anlässlich des Transit Art Festival 2025 ist –, aber zum jetzigen Zeitpunkt war die Arbeit an der Wand noch nicht umgesetzt.

 

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