Ärger im Anmarsch?
Dead River ist ein Ort, der für junge Leute nicht viel zu bieten hat. So suchen sie sich bei nächtlichen Streifzügen oder kriminellen Aktivitäten ihren Adrenalinkick. Ein verlassenes Haus in den umliegenden Wäldern wird eines Nachts kurzerhand zur Spielstätte erklärt. Aber nicht immer sollte man seinen Freunden trauen, und so wird die Nacht blutiger als geplant.
„Versteckt“ ist ein Thriller von Jack Ketchum, der bereits 1984 aus seiner Feder entsprang und erst jetzt den Weg zum Heyne Verlag gefunden hat. Nachdem ich schon etliche Werke des Autors mein Eigen nenne und sie auch gelesen habe, musste ich natürlich auch unbedingt dieses Buch haben.
Diesmal beginnt Ketchum nicht mit einem blutigen Paukenschlag, sodass ich zunächst den Eindruck hatte, einen Teenagerroman zu lesen, in dem es um verdrängte Gefühle, unerwiderte Liebe, Zukunftsgedanken und Cliquendruck geht. Dave erzählt dem Leser seine Gedankengänge und Emotionen. Ein junger Mann, der nicht viele Freunde hat und durch Zufall in eine Clique rutscht, die nicht immer mit legalen Mitteln durch das Leben zieht. Er lässt sich mitreißen, findet es toll, und um zu gefallen, ist er trotz leichten Zweifeln an der Richtigkeit seines Handelns bei allen Aktivitäten dabei. Doch wer von uns hat diese Zeiten nicht selber erlebt.
Ein wenig zieht sich die Geschichte, doch die Neugier siegt einfach, und ich las mich, verbunden mit Dave, durch die Kapitel. Ketchum hat einfach einen tollen Schreibstil, der ohne große Umschweife das Wesentliche in den Vordergrund stellt. So verliert man den Faden nicht, es kommt keine Langeweile auf, und er steigert die Spannung zum Ende des Buches mal wieder enorm. Und wer am Anfang vergeblich den Horror bzw. den Thriller sucht, der wird durch das Ende für das Durchhalten belohnt.
Fazit: Eine tolles Werk, das nicht auf einen blutigen Anfang aufbauen muss, sondern vielmehr mit sozialen Hintergründen punktet. Aber es wäre kein richtiger Ketchum, wenn er ganz auf die packenden und unbarmherzigen Szenen verzichten würde. Und diese hinterlassen beim Leser wieder Schaudern und große Augen. Diese älteren Werke von Jack Ketchum gefallen mir, zeigen sie nicht nur hirnlose Schänderei und Metzeleien wie in „Beutegier“, „Beuterausch“ und „Beutezeit“. Könnte allerdings für einige zu „schwache“ Kost sein.
Im Epilog des Buches gibt der Autor einiges aus seiner Vergangenheit preis, hauptsächlich sind es aber Informationen über die Hintergründe zur Entstehung des Buches. Interessante Aspekte und Einblicke für jeden Jack-Ketchum-Fan.
Jack Ketchum
Heyne Hardcore Verlag
228 Seiten
8,99 Euro
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