Beiträge

Cathedral in Flames bereiteten sich während der Covid-Pandemie langsam auf Live-Auftritte vor und schrieben ihr nächstes Album, als Wladimir Putin und russische Streitkräfte in die Ukraine einmarschierten.
Die Band beschloss sofort, die Ukraine zu unterstützen. Sie werden alle Tantiemen und Erlöse ihres Albums Hang me high and bury me deep spenden, um die Ukraine zu unterstützen, insbesondere um Nexta zu betreiben, einen unabhängigen Nachrichtensender, der die neuesten Nachrichten vom Schlachtfeld bringt. Weiterlesen

„Genießt den Abend trotz aller Umstände und die Freiheit!“

Endlich gastieren Lebanon Hanover mal wieder in München, und nicht nur das: Es ist der erste Konzertabend überhaupt nach langer Corona-Durststrecke, der bis auf die 2G+-Regelung ohne irgendwelche Einschränkungen stattfinden kann. Im Vorprogramm treten die Münchner Lokalmatadoren Rue Oberkampf auf und die Niederländer Bragolin. Auf den Shows von Rue Oberkampf, die ich bislang gesehen hatte, haben sie mich persönlich ehrlich gesagt noch nicht richtig überzeugt. Da freue ich mich schon mehr auf Bragolin, deren Name übrigens auf den italienischen Maler Giovanni Bragolin verweist, der vor allem für die Bilder weinender Jungen bekannt ist.
Nach und nach füllt sich das Ampere, und viele begrüßen lange nicht gesehene Freunde oder sichten schon mal den Merchandise-Stand von Young & Cold Records, während die Spannung steigt, was mittlerweile ein fremd gewordenes Gefühl ist. Aber allzulang kann man das gar nicht genießen, weil der Abend pünktlich beginnt. Weiterlesen

Sydney – Köln

KölnIn Sydney ist es bekanntermaßen sehr sonnig, und wo Sonne ist, gibt es auch Schatten. Genauer gesagt The Dark Shadows, ein Band-Trio, das ich das erste Mal 2009 oder 2010 im damaligen kleinen 59:1 vor einer Handvoll Leuten gesehen habe. Und mit ihrer höchst ungewöhnlichen wie eigenständigen musikalischen Mischung aus New Wave, Punk, Gothic und Psychobilly sind sie direkt zu meiner australischen Lieblingsband avanciert. If you ever read this, Nick Cave, I’m sorry.
Deren Sängerin und Gitarristin Brigitte Handley ist seit einer Weile auch solo aktiv und pendelt zwischen Deutschland und Sydney. Ihre erste Zeit in der Fremde in Köln hat sie mit der EP Köln – Visions… musikalisch verarbeitet. Weiterlesen

Dark as a dungeon

Dobler-CashDie erste Auflage von The beast in me: Johnny Cash erschien anlässlich des 70. Geburtstags von Johnny Cash, dem unvergesslichen Man in black. Nach dessem Tod 2003 hat Franz Dobler seine Biografie noch einmal für die Taschenbuchausgabe überarbeitet. Doch Johnny Cash ist als Thema noch lange nicht abgehakt, und so wurde das Buch auch 17 Jahre später noch einmal aktualisiert. Erst durch sein Spätwerk, den American Recordings, die in Zusammenarbeit mit dem legendären Producer Rick Rubin entstanden sind, wurde ich so richtig auf Cash aufmerksam. Denn wegen der abgrundtiefen Ausstrahlung sowohl von der Musik als auch von den Covermotiven stehen diese bei mir unter Gothic im Regal, und nicht unter Country. Man spürt den Tod jederzeit lauern, und was könnte mehr Gothic sein.
Wer dies noch nicht getan hat, sollte sich dringend seine Version von „Personal Jesus“ anhören (Link), die derart intensiv ist, dass das Original von Depeche Mode im Vergleich dazu nur mehr wie ein mäßiges Cover wirkt. Und wie Cash „Hurt“ von Nine Inch Nails intoniert (Link), das ist ein Song für die Ewigkeit und einfach nur zum Niederknien. Weiterlesen

Unterwegs auf der Route Six Six Six

King Dude aus Seattle, Washington, ist für uns im Webzine schon fast ein alter Bekannter, verfolgen wir seine musikalische Reise doch schon eine ganze Weile. Auch auf den Münchner Konzertbühnen ist er ein immer wieder gern gesehener Gast. Und nicht nur da, wie die aktuell laufende Europa- und Russland-Tour beweist, die Thomas Jefferson Cowgill, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, nur leider nicht in hiesige Gefilde führt. Ein Grund mehr, sich bis zum Wiedersehen mit ihm und der Band erst einmal an das neue Album Full Virgo Moon zu halten, das seit Freitag in den Startlöchern steht und wieder bei Ván Records erschienen ist. Weiterlesen

God is in the house

Nick Cave scheint über unerschöpfliche Kreativitäts- und vor allem Energiereserven zu verfügen, trotz seiner gut sechzig Jahre und – wie wir alle wissen – nicht leichten zurückliegenden Jahre. Mit dem Album Skeleton tree und der dazugehörigen Tour hat er so öffentlich wie intim um seinen verunglückten Sohn Arthur getrauert und sich von Abend zu Abend mehr dem Publikum geöffnet. Wer bei einem dieser Konzerte war, weiß, was ich meine. Nick Cave hat für sich die Kommunikation, den Weg nach außen gefunden, um mit dem Schmerz und der Trauer fertig zu werden und beständig neue Kraft zu schöpfen. Auf seiner Webseite The Red Hand Files beantwortet er Fragen, die ihm Menschen zugeschickt haben – manche ganz banal, manche sehr schwer und tiefgründig. Daraus entstand ein ganz neuartiges Auftrittskonzept, die „Conversations with Nick Cave“, mit dem er 2019 in ausgewählten Städten auftrat. Die Idee: Er allein mit Klavier auf der Bühne, abwechselnd spielt er Songs und beantwortet Fragen aus dem Publikum. Ohne Netz und doppelten Boden. Nicht viele Künstler*innen sind so souverän (Amanda Palmer würde ich gern mal in so einem Rahmen erleben), und nicht viele haben so viel zu sagen. Jeder dieser Abende ist eine Wundertüte, und umso gespannter bin ich auf den heutigen Auftritt im Kurhaus Wiesbaden. Weiterlesen

Spiegelbild einer dunklen Seele

King_Dude_CoverMusic to make war to steht auf dem Cover des neuen Albums von T.J. Cowgill alias King Dude, und das in einem Schriftzug, der an alte Freak-Show-Plakate erinnert. Doch statt fröhlich bunt ist hier alles tiefgründig schwarz. Es ist nur der Kopf von King Dude zu sehen, mit einem riesigen Loch im Gesicht, als wurde ihm das Gesicht von einer Granate weggerissen. Das lässt einen nun in den Abgrund seiner Seele blicken. Insgesamt ein schlichtes, aber auch beunruhigendes und verstörendes Bild. Spiegelt das damit auch den Inhalt von Music to make war to wider? Weiterlesen

Auferstehung aus Freude und Unglück

JoyDisaster-Resurrection_CoverAls die Franzosen Joy/Disaster 2005 im Gothic-Underground auftauchten, dachten viele schon fast zwangsläufig direkt an Joy Division, und auch in der Musik ließen sich einige Parallelen finden. Nach mittlerweile sechs Studioalben hat die Band, aktuell bestehend aus Sänger und Gitarrist Nicolas Rohr, Gitarrist Simon Bonnafous, Bassist Soupa Rundstadler und Drummer Nicolas Giraud, aber ihre Eigenständigkeit im Post-Punk-Kosmos bewiesen. Im nun 13. Jahr präsentieren Joy/Disaster ihr neues Album Resurrection, ich bin gespannt wie dieses nun ausgefallen ist. Weiterlesen

I like your Devil’s Blood patch

Der Tag nach der WGT-Rückreise ist ein denkbar ungünstiger Konzerttermin, denn eigentlich will man sich mal ausruhen, Wunden lecken und vielleicht noch Wäsche waschen. Andererseits kann man nun den Post-Festival-Blues abmildern und die beim WGT verpasste Gelegenheit nachholen, King Dude auf der Bühne zu erleben. Dieser spielte dort am Sonntag im NAUMANNs im Felsenkeller ein Set im Rahmen einer Neofolk-Veranstaltung. Leider sollen die Rahmenbedingungen chaotisch gewesen sein, da man auch unabhängig vom WGT dafür Tickets erwerben konnte. Die Ordner wussten wohl teils nicht Bescheid und waren überfordert, sodass das kleine NAUMANNs letzten Endes überfüllt gewesen sein muss.
Auf dem WGT selbst wurde King Dude alias T.J. Cowgill überraschenderweise am Montag von der befreundeten Band Drab Majesty im Alten Landratsamt auf die Bühne geholt, um einem Song seine Stimme zu verleihen. Ein toller Moment, der vom Publikum auch gebührend honoriert wurde. Er wirkte zwar etwas zurückhaltend und schüchtern, aber es war ja eigentlich nicht seine Bühne. Das wird heute im Club sicher anders sein. Mit im Gepäck hat King Dude sein neues Album Sex, dessen Review man im Webzine nachlesen kann (Link). Weiterlesen

Besser als Sex

King-DudeIch muss ja zugeben, dass mich King Dude bislang nicht so richtig begeistern konnte, trotz vieler positiver Reaktionen in meinem Umfeld. Seinen vom Country inspirierten Neofolk-Stil, auch gern als Dark Americana bezeichnet, fand ich zwar nicht schlecht, aber es war eben nicht meine persönliche Baustelle. Auch seinen Auftritt beim WGT 2015 empfand ich als zu Neofolk-lastig, einfach zu viel einschläfernde Lagerfeuerromantik. Doch dann wurde mir das neue Album Sex empfohlen, auf dem sich King Dude erstmalig einem externen Produzenten anvertraut und somit zwangsläufig neuen Einflüssen gegenüber geöffnet hat. Zusammen mit T. J. Cowgill sei nicht nur ein neuer Sound entstanden, auch eine Bassgitarre soll massiv in die Musik von King Dude eingeflossen sein. Dementsprechend bin ich gespannt, wie Sex nun musikalisch ausfällt. Davon kann man sich außerdem auf dem kommenden Konzert am 07.06.2017 im Backstage höchstpersönlich überzeugen. Weiterlesen