Fesselnd bis zum Schluss

Owen Wedgewood ist ein begnadeter Künstler in der Küche. Er hat das Wissen darüber, wie man Lebensmittel zu verarbeiten hat, von Kindheit an perfektioniert. Als sein Vorgesetzter Lord Ramsay nach einem Piratenüberfall tot vor ihm zusammenbricht, gerät für den Koch die ganze Welt aus den Fugen. Doch enden mit diesem erschütternden Ereignis die Katastrophen für Wedgewood nicht, sie nehmen gerade erst ihren Anfang: Die Kapitänin Hannah Mabbot entschließt sich kurzerhand dazu den Koch zu entführen und für kulinarische Abenteuer auf ihrem Piratenschiff verantwortlich zu machen.

Wie der Titel schon erahnen lässt, ist dies nicht immer einfach: Die Möglichkeiten sind sehr begrenzt, die meisten Lebensmittel eher nahrhaft, denn schmackhaft. Frische Lebensmittel sind absolute Mangelware. Zu allem Unheil legt „Mad Mabbot“ fest, dass der Koch nun jeden Sonntag für sie ein Festmahl zaubern soll, um ihren delikaten Ruf und seinen Platz an Bord zu sichern. Um dies zu bewerkstelligen, muss „Wedge“, der ein eher auf Skepsis basierendes Verhältnis mit der Mannschaft pflegt, anfangen Pakte zu schließen, um zumindest an fangfrischen Fisch zu gelangen. Irgendwie schafft es der Koch Woche für Woche mit wenigen Zutaten und ausgesprochener Kreativität, die Gunst der grausamen Rothaarigen zu erarbeiten, auch wenn es sich oft als sehr schwierig erweist.

Das Buch ist aus der Perspektive von Owen Wedgewood verfasst, der seine Geschichte in einem Tagebuch niederschreibt. Während seines Aufenthalts an Bord erfährt der Leser mehr über die Charaktere und Gepflogenheiten, sowie über die Geschehnisse auf dem Schiff und in der Welt zu dieser Zeit. Die verworrene Geschichte von Captain Mabbot lest ihr am besten selbst, aber es sei vorweg gesagt: Es kommt dadurch mehrfach zu Kampfhandlungen, die die vermeintliche Seefahrer-Romantik solch einer Kaperfahrt gehörig vermiesen, da sie alles andere als blumig beschrieben sind. Eli Brown lässt seine Hauptfigur auf eine so packende Art und Weise darüber berichten, dass zu keiner Zeit Langeweile aufkommt.

Natürlich hegt der Gefangene Fluchtgedanken und lässt keine Möglichkeit aus, um diese in die Tat umzusetzen, doch wird sein Plan meist vereitelt. Wie Wedgewood dieses Abenteuer dennoch besteht, möchte ich hier nicht vorwegnehmen. Das Ende könnte aus Hollywood stammen, ist aber gut gelöst. Garniert wird das Gesamtwerk von den Beschreibungen der Mahlzeiten – für diese kreative Leistung bekommt der Autor von mir einen Extra-Punkt.

Fazit: Dies ist ein Piratenroman erster Güte, der mit Fachwissen über das Piratenleben und den Alltag auf See trumpfen kann. Der Autor schafft es auf so packende Art und Weise vom Leben an Deck zu berichten, dass man sich förmlich in den Erzähler hineinfühlen kann. Wirkt „Wedge“ anfangs recht tollpatschig und ein bisschen einfältig, so lernt man seinen Charakter immer besser kennen und entwickelt Sympathien für ihn. Gleiches passiert auch mit der Piratencrew und dem Captain. Man zittert förmlich mit, wenn Schlachten an Bord toben und hofft, dass die Crew zusammenbleibt. Ich könnte mir dieses Buch auch sehr gut als Film vorstellen.

:lesen: :lesen: :lesen: :lesen: :lesen:

Die kulinarischen Anwendungsmöglichkeiten einer Kanonenkugel
Eli Brown (Autor), Sabine Thiele (Übersetzer)
Droemer, 11/2014
Geb. Ausgabe, 384 Seiten, ca. 19,99€
Auch als eBook erhältlich

 

(2593)