Oder: Die neue irische Härte

blood-coverWenn man, wie ich, gleichzeitig Fan von Irish Folk und richtig hartem Metal ist, hat man es mitunter schwer, diese beiden Leidenschaften zu kombinieren. Vor dem gleichen Dilemma standen einige junge Iren zu Beginn der 90er Jahre – und gründeten dann einfach selbst eine Band. 1992 kreierten sie mit Cruachan etwas völlig Neues und etablierten die Stilrichtung „Celtic Metal“ auf den Bühnen der Welt. Schnell eroberte diese Kombination aus harten Riffs und traditionellen Klängen Europa. Ende der 90er Jahre gab es eine kurze Verschnaufpause, danach startete man mit immer folkigeren Alben auch als Headliner in Europa durch. 
Nun erreichten uns rechtzeitig zur Adventszeit von der Grünen Insel richtig laute, aggressive Töne. Der zweite Teil von Cruachans Blood-Trilogie überrascht mit wesentlich mehr Black-Metal-Elementen als der Vorgänger Blood on the black Robe, was einigen Fans, die die Wurzeln der Band nicht kennen, wohl sauer aufstoßen dürfte. Irish Folk kommt aber auch nicht zu kurz, völlig ohne Hemmungen werden da tiefe, böse Growls mit Reels auf der Low Whistle hinterlegt.

Auch thematisch bedienen sich Cruachan kräftig in der Mythologie und Geschichte ihrer Heimat. Während es in „The Marching Song of Fiach Mac Hugh“ und „Born for War“ um irische Kämpferhelden geht, ist der titelgebende Blutgott eine Figur aus dem Bereich der Mythen. Sogar Tolkien durfte die Idee zu einem Song beisteuern, „Beren and Luthien“ stammen ursprünglich aus dem wunderbaren Silmarillion.
Musikalisch ist das neue Album abwechslungsreicher denn je. Harte, fast pure Black-Metal-Partien werden von Folk-Melodien abgelöst, und miteinander verwoben ergibt das Gesamtbild eine neue irische Härte, die man so noch nie zuvor gehört hat.
Das Einzige, was mich an Blood for the Blood God stört, ist die Produktion, besonders eher Gitarren- und Drum-lastige Parts des Albums kommen fast schwammig herüber, während die Vocals und Folk-Instrumente optimal abgemischt sind. Deswegen gibt es einen Mosher Abzug für ein ansonsten rundum gelungenes Album. Ganz sicher kommen die Songs live auch gut, und ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass es 2015 reichlich Gelegenheit geben wird, das auf diversen Festivals nachzuprüfen.

Bewertung: :mosch:  :mosch:  :mosch:  :mosch:  :mosch2:

Unbedingt anspielen: The Arrival of the Fir Bolg

Release Date: 05.12.2014
Label: Trollzorn

Tracklist:
1. Crom Cruach
2. Blood for the Blood God
3. The Arrival of Fir Bolg
4. Beren and Luthien
5. The Marching Song of Fiach Mac Hugh
6. Prophecy
7. Gae Bolga
8. The Sea Queen of Connaught
9. Born for War (The Rise of Brian Boru)
10. Perversion, Corruption and Sanctity – Part 1
11. Perversion, Corruption and Sanctity – Part 2
12. Bonus: Pagan

Links:
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