Es geht also auch anders …

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Na endlich, Rübezahl hat sich endgültig in seine Berge verzogen, Joachim Witt scheint mit neuem Wind über die musikalischen Meere zu segeln. Der Fels in der Brandung im locker, luftigem Pop-Gewand steht ihm gut, genauso wie schon sein im Jahr 2004 erschienenes Album Pop. Der Künstler hat mal wieder andere Wege eingeschlagen, aber eben doch immer noch Witt.

Die „Signale“ schallen mit Trompeten über’s Land, ein Titel, der die Völker mitreißen und hinhören lassen will. Blasinstrumente sind immer wieder auf diesem Album im Einsatz. Der „Fürst der Nacht“ lässt uns im „Weg ins Licht“ an seinem Seelenschmerz teilhaben, aber mit einem dermaßen beschwingten musikalischen Untergrund und orientalischen Backgroundgesang, den man die letzten drei Alben nie zu erhoffen gewagt hätte. Eine Art Neubelebung erlaubt sich Witt mit „Sebelele“ in Zusammenarbeit mit Velile Mchunu, deren Stimme durch den Song „Helele“ anlässlich der Fußball-WM 2010 und im Musical König der Löwen bekannt geworden ist. Unterschiedliche Stimmlagen präsentiert der Künstler mit „Schwör mir“, da passen Text und Musik mit Streichern, Gitarren und Schlagzeug wirklich gut. Das Duett mit Schlagersängerin Marianne Rosenberg ist eher naja, mir ist das zu schmalzig. Die „Revolution“ mit Gitarren- und Schlagzeugunterstützung schlägt wieder eine Brücke zu den anderen Titeln, „Jung“ ist musikalisch ebenso gekleidet und ist eine Art Rückblick. Weiter in poppigen Sphären schwingt „Hörst du mich“ mit weiblichem Backgroundgesang. Einen tiefsinnigeren Sänger erlebt man mit „Bäume“, wieder mit einer Selbstreflexion. In „Propaganda“ werden der Verlust eines geliebten Menschen und dessen Auswirkungen im Pop-Gewand beschrieben. Den vollen orchestralen Aufbau gibt es zum Abschluss beim schwermütigeren „Träume im Gegenwind“.

Der Fürst der Nacht lässt sich wieder auf musikalische Experimente ein, Pop steht ihm gut. Den richtigen Produzenten zu dieser Platte hatte er mit Hardy Krech von Elephant Music an seiner Seite. Der neue Output klingt moderner, frischer, flotter. Nicht alle Fans werden damit zufrieden sein, aber mir gefällt der wieder auferstandene Joachim Witt nach der Rübezahl-Exkursion. Er macht sein Ding, und das, worauf er Lust hat. Sein Mut zum Pop und auch Schlager, seine mitunter lyrischenn Texte, das immer wiederkehrende Thema Liebe und wie vielschichtig sie sein kann, und auch immer wieder dieses Hadern mit dem Alter ist bemerkenswert. Joachim Witt hat sich wieder einmal neu erfunden. Der weißbärtige Mann im Missionarsgewand wirkt authentisch, seine Stimme weiß immer noch durch seine erlernte Wandelbarkeit zu punkten, und die musikalische Ausstattung ist geglückt.
Sehenswert ist auch ein Konzertmitschnitt von Witts Auftritt beim M‘era Luna 2023, der allerdings nur noch bis 17. November diesen Jahres bereitsteht: https://www.youtube.com/watch?v=zn4CIFI-Hw8

Zur Info: Zum 75. Geburtstag von Witt am 22.02.2024 wird es eine Deluxe Edition dieser CD mit fünf neuen Songs geben, und es folgt eine Tour 2024 (s.u.) – ich bin gespannt.

Anspieltipp: Weg ins Licht, Schwör mir, Träume im Gegenwind

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Joachim Witt: Der Fels in der Brandung
Warner Music, 15.09.2023
18,99 € z.B. bei JPC

http://joachimwitt.de/
https://www.facebook.com/joachimwittmusik

Tracklist
1 Signale
2 Weg ins Licht
3 Sebelele (feat. Velile Mchunu)
4 Schwör mir
5 In unserer Zeit (feat. Marianne Rosenberg)
6 Revolution
7 Jung
8 Hörst du mich
9 Bäume
10 Propaganda
11 Träume im Gegenwind

Tour 2024
09/02/2024 Dresden – Tante Ju
10/02/2024 Berlin – Columbia Theater
16/02/2024 Hamburg – Grosse Freiheit 36
17/02/2024 Zwickau – Club Seilerstrasse
08/03/2024 Oberhausen – Turbinenhalle 2
09/03/2024 Frankfurt a.M. – Das Bett
15/03/2024 Ludwigsburg – Scala
16/03/2024 Pratteln – Z7
22/03/2024 Osnabrück – Rosenhof
05/04/2024 Hannover – Musikzentrum
06/04/2024 Übach-Palenberg – Rockfabrik
12/04/2024 München – Backstage Halle
13/04/2024 Wien – Szene
18/04/2024 Nürnberg – Hirsch
19/04/2024 Leipzig – Anker

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