Musikalische Horrorshow

Wir schreiben das Jahr 2008, als Master Alafern und Dromos Aniliagos aus dem ukrainischen Städtchen Kharkov endlich die Zeit fanden, ihr Black Metal-Projekt zu starten, das den Namen Quintessence Mystica erhielt. Master Alafern, der Violinist im National Kharkov Philharmonic Orchestra ist sowie in verschiedenen Bands aktiv war, übernimmt dabei sämtliche Instrumente und Dromos den Gesang. Ziel des Projekts war es von Anfang an, all jene Dinge auszudrücken, die die Grenzen des menschlichen Verstandes überschreiten. In nur zwei Wochen wurde das Material für ihr Debütalbum geschrieben, das ich hier vorstelle. Im Jahre 2009 unterschreiben Quintessence Mystica dann beim deutschen Label Schwarzdorn Productions, über das The 5th Harmonic Of Death 2011 veröffentlicht wurde. Das Artwork hierbei wurde vom russischen Künstler Mstibog übernommen und fügt sich sehr gut zum Gesamteindruck. Genug geredet, lassen wir die Horrorshow beginnen!


Der erste Song der Scheibe mit Namen „Vector Space Of Desires“ beginnt mit einem satten Schrei und legt dann gleich richtig los. Stark verzerrte Gitarrenriffs unterlegen den aggressiven Gesang und sorgen für eine düstere Atmosphäre, bevor der Song eben so abrupt endet wie er begonnen hat. Alles in allem ein sehr hörenswerter Song gleich zu Beginn, lediglich die Drums wirken etwas eintönig.
„Triumph Of Cold Steel“ beginnt etwas gemächlicher mit einem gesprochenen Intro, bevor der Drumcomputer munter drauf los klackert. Für die richtige Stimmung sorgen hier gut platzierte Trompetenstöße während des Songs sowie eine stark verzerrte, fast psychedelische Geige im Mittelteil. Gegen Ende ist dann klarer Gesang zu hören, bevor auch dieser Song wieder abrupt endet.
Spätestens beim dritten Song „Aspects Of Contemplation“ fühlt sich der Hörer dann in einen Horrorfilm versetzt, was vor allem wieder an einer verzerrten Geige liegt, die nicht nur an schwachen Nerven zu zerren vermag. Ansonsten wird der Song von schweren und harten Riffs getragen, die mit der Zeit an Geschwindigkeit zulegen, und im Mittelteil rundet eine eingängige Basslinie das Werk ab.
Nun wird dem Ohr eine kleine Erholungspause gegönnt, den Nerven jedoch nicht, denn „Entropy Of Sanity“ besteht aus stark verzerrten, anklagenden Vocals und einer traurig anmutenden Geigenmelodie, nichts weiter. Auch hier kommt wieder eine düstere Stimmung auf.
Der Beginn des nächsten Musikstücks, „Crossroads Of Time“, erinnert stark an den Beginn des Dimmu Borgir-Songs „The Serpentine Offering“. Nach einem melodischen Intro folgen fette Gitarren, die im weiteren Song allerdings eher in den Hintergrund treten. Im Vordergrund steht in erster Linie der Gesang, der hier ein Duett zwischen Growling und Fauchen ist, das im Mittelteil zu einem Flüstern schrumpft, aber danach dafür umso gewaltiger durch einen gequälten Schrei zurückkommt!
Nun wird es wieder ruhiger, denn „Metaphysics Of War“ ist eine mit dramatischer Musik unterlegte Ansprache vor einer Schlacht. Das ganze endet mit einem beißenden Geigenton, an den sich sofort das Intro des nächsten Songs anschließt.
„Unleashing The Dogs Of War“ beginnt mit einem Chor, der sich durch den ganzen Song zieht. Der Gesang ist hier sehr drückend, aber schnelle Drums sorgen dennoch für Geschwindigkeit. Klares Rufen im Song sorgt für einen Aha-Moment ebenso wie ein sehr interessantes Gitarrensolo. Gegen Ende des Werks werden Schlachtgeräusche im Hintergrund eingespielt und die Gitarre schwingt sich in bisher ungeahnte Höhen auf.
Was nun folgt, ist ein Song mit einem der längsten Titel im Musikgeschäft. „When Sacred Flames Inspires The Souls Of Heroes“ beginnt mit einem Summen, bevor ein Black Metal-Bolzen kompromisslos losschießt! Der Song ist sehr schnell und markant und vor allem ein ständiges Auf und Ab der Gitarren. Auf das Pfeifen eines Windes folgen dann wieder ruhigere Klänge, denn Memorial ist eine Klaviermelodie, die langsam beginnt und dann immer schneller wird; für noch ein wenig mehr Dramatik kommt dann im späteren Verlauf eine Geige dazu, wieder ein gelungener Versuch, Stimmung aufzubauen.
Danach heißt es aber wieder ansatzlos Vollgas mit „The Symphony Of Bare Feelings“. Ein schneller, mit Geige unterlegter Song mit aggressivem Drumming und massivem Keyboardeinsatz, abgerundet durch ein Gitarrensolo, das zwar eher langsam dahergeht, sich dafür aber ins Ohr beißt. Und gleich der nächste Song, der ansatzlos Gas gibt.
„Frankenwald Mystery“ ist wieder ein sehr schneller und auch sehr harter Song, der auf eine Klaviermelodie aufbaut, die durch eine Geige unterstützt wird, die gegen Ende sogar die Führung übernimmt. Ein gelungener Abgang.
The 5th Harmonic Of Death ist eine Scheibe, die vor allem auf den Aufbau von Stimmung setzt und davon lebt. Vom klassischen Black Metal weit entfernt, bekommt man jedoch durchaus anspruchsvollen Symphonic Black Metal à la Dimmu Borgir zu hören, jedoch nicht ganz auf dem Niveau der Norweger. Dennoch sehr hörenswert und durchaus interessant. Das Duo aus Osteuropa versteht es, eine Atmosphäre zu schaffen, die jedes guten Horrorfilms würdig wäre. Daumen hoch!
Quintessence Mystica – The 5th Harmonic Of Death
Schwarzdorn Productions
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Trackliste:
1. Vector Space Of Desires
2. Triumph Of Cold Steel
3. Aspects Of Contemplation
4. Entropy Of Sanity
5. Crossroads Of Time
6. Metaphysics Of War
7. Unleashing The Dogs Of War
8. When Sacred Flames Inspires The Souls Of Heroes
9. Memorial
10. The Symphony Of Bare Feelings
11. Frankenwald Mystery

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