Herrin von Wald und Quell

saeldes sans

Saeldes Sanc gibt es seit 2011, gegründet von der Komponistin und Sängerin Hannah Wagner. Thank you for the tragedy ist nun zwar Hannahs Debüt-Album, aber dennoch schon ihr zweites Baby, denn im September 2016 kam ihr kleines Töchterchen auf die Welt.
Hannah Wagner sang einst bei einem spontanen Treffen Ernst Horn (Deine Lakaien) vor. Damit begann eine aufregende Zusammenarbeit. Hannah wurde zur Sängerin von Helium Vola, einem Nebenprojekt von Horn. Seit 2011 hat sich Saeldes Sanc stark vergrößert und verfeinert. Bei großen, hochkarätigen Festivals wie dem WGT in Leipzig muss man mittlerweile frühzeitig vor der Location Schlange stehen, um noch einen Platz zu ergattern, diese Mühen werden dann auf jeden Fall belohnt. Ich bin nun auf das Album gespannt.

Es ist so, wie Saeldes Sanc auch auf ihrer Facebook Seite schreiben: Bestandteile der Musik sind Tasten, Streicher, Rhythmen und zauberhafter Gesang. Dazu kommt hier speziell noch ein kleiner Kunstgriff hinzu, der das Ganze zu etwas Besonderem und ganz besonders zauberhaft macht: Christian von Aster spricht zwischen den einzelnen Liedern Prologe, ganze acht an der Zahl. Von Aster tritt regelmäßig auf und nimmt an Lesungen und Workshops der Schwarzen Szene teil, beispielsweise auf dem Wave-Gotik-Treffen. Das macht das Album fast zu einem kleinen Märchen: von Aster mit Märchenonkel-Stimme und Hannah Wagners Gesang entweder zu Texten auf Latein, Mittelhochdeutsch, Französisch oder Deutsch. Das wunderschön gestaltete CD-Inlay unterstützt einen beim Mitlesen. Viele Texte sind unbekannt, manche von bekannten Mittelalter-Dichtern wie Walther von der Vogelweide („Tandaradei“), die Kompositionen hingegen sind allesamt von Hannah Wagner.
Nach dem ersten Prolog setzt das Klavier ein, ein paar Takte später Hannahs Stimme, eine satte variantenreiche Stimme, die Höhen erreichen kann, dass die Gläser fast zerspringen. Geigen und dramatisches Klavier machen „Les Medixants“ zu etwas Tragischem, Hannahs Stimme und Background Vocals gelingt es dann aber wieder Leichtigkeit herzustellen. Nach einem erneuten Prolog dann ein eher heiteres Stück namens „Lucy Gray“, Hannah kann die ganze Bandbreite ihrer Stimme zeigen, von Sprechgesang bis zu opernhaftem Koloratur-Sopran. Und so wechseln die Lieder durch. Mal tragisch, schwermütig instrumentiert, mal leicht, fast lustig wie in „Tandaradei“ oder „Lache, lache“, die man schon vom letzten WGT kennt, manchmal mittelalterlich angehaucht, zumindest in manchen Passagen, sicher auch abhängig von der Textquelle. Einmal spielt ein Violincello die Hauptrolle neben Hannah Wagner, ein anderes Mal Stimmungen, die in Form eines Hintergrundchors erklingen. Manche Lieder meint man zu kennen, wenn sie anmutig vom Klavier oder lieblichen Geigenklängen angestimmt werden, und so machen sie einem den Zugang zu diesem Album einfach. Ich konnte es ganz bewusst hören, mich nur auf das Vorgetragene konzentrierend, ich konnte es aber ebenso im Hintergrund genießen.

Es ist ein hübscher, heller aber auch schwerer, manchmal dunkler Erstling. „Die Herrin von Wald und Quell“ – eine Zeile aus einem vorgetragenen Prolog – das ist Hannah Wagner mit Unterstützung ihrer musikalischen Freunde.

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Saeldes Sanc: Thank you for the tragedy
Prosdia, Vö. 4. April 2017
Genre: Neoklassik, Medieval Gothic Folk, Mittelaltermusik
Gesamtlänge: 1:16:28
14,99 €

Tracklist:
01. Prolog I
02. Les Medixants
03. Prolog II
04. Lucy Gray
05. Amoris Donat Exitio
06. Prolog III
07. Lache, lache
08. Virginis Memoriae
09. Der tuonkle Stern
10. Prolog IV
11. Des Winters langiu Nâht
12. Prolog V
13. Tandaradei
14. Prolog VI
15. Des Valchen guldin Riemen
16. Aval la Face
17. Floret Silva Nobilis
18. Prolog VII
19. Chanterai por mon Corage
20. Tanzlied
21. Prolog VIII
22. The Pursuit of Felicity

 

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