Tina:

Happy Birthday WGT!
Endlich wieder WGT, Zeit wird’s auf jeden Fall. Um so schöner, dass es dieses Jahr stattfinden kann, denn der 30jährige Geburtstag muss gebührend gefeiert werden. An allen Ecken hagelt es Festivalabsagen aus den unterschiedlichsten Gründen, zum Beispiel wurde das Downloadfestival nun doch abgesagt.
Für mich geht es am Sonntag mit dem Zug nach Leipzig und erst mal im Zentrum lecker Mittagessen. Da haben wir bereits die ersten WGTler entdeckt. Nach einem entspannten Spaziergang durch die Innenstadt machen wir uns auf den Weg zum Grassimuseum. Auf dem Vorplatz und im Innenhof fand die siebte Weinverkostung statt. Gastgeber sind Oswald Henke (Goethes Erben) und Thomas Rainer (Nachtmahr/L’Âme Immortelle). Die Idee ist einfach: Jeder bringt seinen Wein mit, verkostet und hat die Möglichkeit, mit anderen Weinfreunden ins Gespräch zu kommen und den ein oder anderen Tropfen des Gesprächspartners zu probieren. Wir hatten einen leckeren Grauburgunder aus Rheinhessen dabei. Auch Daniel Graves (Aesthetic Perfection) hat sich unter die Weingenießer gemischt.  Wir zogen weiter an den Wilhelm-Leuschner-Platz und besuchten die Dark Affair, wo man sehr ausgiebig shoppen konnte. Anschließend ging es für uns noch ins Heidnische Dorf, ein bisschen Mittelalterluft schnuppern. Musikalisch stand der Fokus am Sonntag auf Viking Metal. Es gaben sich unter anderem die Schweden von Thyrfing und Skálmöld aus Island die Ehre. Besonders letztere haben es mir wirklich angetan, ich konnte ordentlich mittanzen.
Danach wurde es musikalisch wieder etwas mittelalterlicher. Bei Estampie aus Bayern hatten sich die Reihen etwas geleert, und wir mussten dann auch schon beizeiten los, weil wir den letzten Zug noch erwischen wollten.
Schön war es wieder auf dem WGT. Ich freue mich auf nächstes Jahr, auf das Treffen vieler Bekannter, schöne Gespräche und viele andere tolle Erlebnisse.

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Ankalaetha:

Jetzt aber! Nach zwei Tagen in erster Linie Abhängen mit Freunden wollen wir jetzt doch mal endlich ein paar Bands sehen. Welche von all den möglichen, das ist die schwierigere Frage. Während der Mann sich für Rein und Haus Leipzig entscheidet, fahre ich erst mal ins Täubchenthal – was sich auch als viel einfacher erweist als zunächst befürchtet, nachdem mir zwei nette Mit-Gothen an der nächsten Haltestelle erklären, dass das doch der Bus gleich da drüben … So bin ich dann sogar ziemlich rechtzeitig vor Ort, Strobo.Lolita hat ihr Set gerade begonnen und zerlegt im Verlauf der nächsten knappen Stunde gepflegt die Bude. Dazu lässt es sich herrlich selbstvergessen tanzen – dank heute mal „vernünftiger“ Stiefel sogar ganz ohne Schmerzen. Irgendwann wird es mir dann aber doch zu warm und stickig, und ich gehe mal Luft schnappen. Beim Umschauen im Innenhof fällt auf: früher war mehr Lametta! Nämlich vor allem mehr Essen und Trinken. Dieses Mal gibt es nur noch Burger oder Fritten – letztere sind aber zumindest sehr frisch und von guter Qualität
In der Umbaupause kommt auch torshammare mal ins Freie, aber nicht für allzu lange, da sie sich einen guten Platz für Mono No Aware sichern will. Ich dagegen will erstmal mein Glas zurückgeben, und als das endlich geschafft ist, ist die Bude voll. Ich wandere also etwas ziellos mal hierhin, mal dorthin, lande zum Schluss oben auf der Galerie, wo man sehen kann, dass es unten eigentlich gar nicht so gerammelt voll ist, wie es einem unten vorkommt, aber wild tanzende Menschen brauchen halt mehr Platz als welche, die sich zu sanfter Musik wiegen. Oben ist es ganz nett, nur das mit dem Tanzen funktioniert so ganz alleine auch wieder nicht so richtig. Trotzdem ein heftiges Erlebnis.
Dann ist wieder Pause, und ich gehe torshammare suchen, um mich zu verabschieden und langsam Richtung agra zu fahren. Die Frage ist nur, Abendessen-Umweg über den Bahnhof oder nicht? Schließlich wurde mir gerade erzählt, dass am Tag vorher die Einlassschlange für die Konzerthalle bis zum Campingplatz anstand, und heute will ich keine Pannen riskieren. An der Haltestelle merkt man gleich, ich bin nicht die Einzige hier, die sich diese Frage stellt, aber andererseits sind die meisten anderen Zur-agra-Reisenden vermutlich auf dem Weg zu Diary of Dreams … Ich entscheide mich für Bahnhof, und da für nochmal Pommes, diesmal als Poutine beim Frittenwerk. Sehr zu empfehlen!
Zur agra geht es dann auch ganz flüssig durch und ohne weitere Verzögerungen rein in die Halle, es gibt nämlich auch diesmal gar keine Einlassschlange, nur ein paar gelangweilte Secus, die einen einfach durchwinken. (Okay, meine Mini-Handtasche war mit Absicht so gewählt, dass schon von außen klar ist: Hier passt kein Getränk rein. Nicht mal ein kleines.) Dafür gibt es dann aber drinnen auch keinen Platz. Auf dieser Seite der Halle nicht mal ein kleines bisschen, sogar zum „Klo-Garten“ muss man sich durchkämpfen. Der Außenbereich selbst ist auch gut gefüllt, was zum Einen an den langen Schlangen, zum anderen aber sicher auch an denjenigen liegt, die einfach nur mal Luft schnappen wollen. Glücklicherweise wollte ich Diary of Dreams jetzt eh nicht unbedingt sehen, sodass ich die nächste halbe Stunde auch gemütlich mit Anstehen verbringen kann. Danach schlage ich mich erfolgreich zur Ausgangsseite der Halle durch, wo die Leute auch diesmal ein klein wenig lockerer stehen und teilweise sogar sitzen. Ich setze mich dann auch, an den Absperrzaun nahe des Ausgangs – einfach mal nicht im Weg sein, fühlt sich manchmal echt gut an.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass es zwischen Diary und den Lakaien so gut wie keinen Publikumsaustausch geben würde, aber es gehen dann doch erstmal erstaunlich viele Leute, und auch als die Lakaien auf die Bühne kommen. bleibt es zumindest hinten links zwar ordentlich, aber noch angenehm gefüllt.

©Black-Cat-Net

Wie schon im Vorfeld angekündigt, spielen die Lakaien heute keine normale Show, sondern ein spezielles “Dark Star” Set, und beweisen dabei eindrücklich, dass Alter sowohl für Musiker als auch für Songs manchmal nur eine Zahl ist. Bei diesmal wirklich gutem Sound überzeugt Alexander Veljanov sowohl mit der unvergleichlichen Stimme als auch mit den irgendwie genau richtigen Ansagen – nicht zu lang und nicht zu kurz, nicht zu ernst, aber auch nicht bemüht witzig, und Ernst Horn hat die Musik fest im Griff. Von „Colour-Ize“ bis zum abschließenden „Love me to the End” mit virtuosem Pianosolo, einfach nur grandios. Ich hatte erwartet und auch etwas befürchtet, dieser Gig würde ein wehmütig-nostalgisches Erlebnis für mich, aber dafür war es einfach viel zu gut und gefühlt so überhaupt nicht „von gestern”.

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torshammare:

Sabine-agra-Markt-HandsNach der langen Nacht beginnt der Sonntag sehr entspannt mit einem Bummel durch die agra-Markthalle, bei dem natürlich ein langer Ratsch am HANDS-Stand nicht fehlen darf (ebenso wie ein bisschen Shopping). Danach fahre ich zum Täubchenthal – mit Zwischenstopp beim Lukas-Bäcker, der wieder die köstlichen Sargtörtchen vom letzten Jahr anbietet – zum traditionellen Krachsonntag. Leider überschneidet es sich mit der Schwedin Rein, die ich auch sehr gern endlich mal gesehen hätte und die hoffentlich bald noch mal nach Deutschland kommt. Aber Strobo.Lolita, Mono No Aware und Monolith hintereinander ist einfach zu verlockend. (Und weil ich ja gestern in der MB noch nicht genug Krach hatte.)
Sabine-Sonntag-Strobo-LIch bereue die Entscheidung auch überhaupt nicht, denn was alle drei da an Wucht auffahren, ist schon extrem toll. Victoria Nyctophilia aka Strobo.Lolita habe ich erst im Januar im München bei der Dark Infection gesehen (LINK) und war da schon begeistert, heute legt sie noch diverse Schippen drauf. Ultrabrachial, sehr, sehr tanzbar, sie selbst steht keine Sekunde still hinter den Geräten, lässt jeden headbangenden Metaller alt aussehen (es geht ohne Platzwunden an der Stirn ab, aber es fehlt nicht viel) und föhnt allen Anwesenden die Haare nach hinten. Stillstehen ist unmöglich, und der laute Jubel aus dem Publikum sagt alles. Es ist schwer vorstellbar, wie Victoria das noch übertreffen soll, aber es wird ihr bestimmt gelingen.
Sabine-Sonntag-Mono-no-ANach einem blitzschnellen Umbau – es werden einfach die Tische mit den Geräten der jeweiligen Künstler*innen auf der Bühne ausgetauscht, sehr clever – steht Leif aka Mono No Aware dann auch schon bereit und zelebriert eine Lehrstunde in Sachen Noise (im Gepäck das neue Album Koritsu). Auch er war im Januar bei der Dark Infection in München, auch er legt heute noch ein paar Schippen drauf. Das Set fährt etwas weniger direkt in die Beine als bei Victoria, beginnt etwas zurückgenommener, wächst sich dann aber zu einem wahren Noise-Monster aus. Neben mir in der ersten Reihe (!) steht übrigens die ganze erste Hälfte des Sets mein persönlicher Festivalheld, ein etwa acht-, neunjähriger Junge (hinter ihm sein Vater), der erst sehr konzentriert zusieht und dann fachmännisch mit dem Kopf nickt und sich zu den Rhythmen bewegt (natürlich mit Gehörschutz). Irgendwann verziehen sich die beiden an den Rand, aber ich feiere den Kleinen innerlich noch die ganze Zeit weiter. Überhaupt liegt wie immer bei solchen Konzerten eine so schöne, grundentspannte Stimmung im Raum, alles tanzt, alles freut sich über brachialsten Lärm, und das ist immer wieder einzigartig. Leif baut sein Set aber auch wirklich großartig auf, die Stunde Spielzeit vergeht wie im Flug, und erst danach tun ein klein wenig die Füße weh. Hach!
Sabine-Sonntag-MonolithMüdigkeit gildet aber nicht, weil mit Monolith schon der nächste Meister des rhythmischen Krachs in den Startlöchern steht. Auch Eric van Wonterghem ist ein Garant für durchtanzte Sets, das Täubchenthal füllt sich immer mehr, und die Stimmung ist vom ersten Ton an fantastisch. Ganz schaue ich mir das Set allerdings diesmal nicht an, ein bisschen Quatschen mit Freund*innen muss auch sein, und irgendwann ist auch eine Portion Pommes im lauschigen Hof in der Abendsonne nötig. Monolith lohnen sich aber natürlich auf jeden Fall, und ich werde nach dem WGT die neue Scheibe Concrete playground zu Hause feiern.
Danach fahre ich zurück in die Stadt für das absolute Kontrastprogramm, ich will nämlich unbedingt ins Schauspielhaus reinkommen, um (erst Sieben und) später Rosa Crvx zu sehen (vor ein paar Jahren war ich so naiv und dachte, es reicht, kurz davor zu kommen. Dieses Jahr bin ich schlauer.). Das klappt auch problemlos, ich bin so früh da, dass ich sogar noch durch die geschlossenen Saaltüren einiges von Pahl! mitbekomme. Was ich da so höre, klingt definitiv interessant – sehr mächtig, sehr experimentell, vielleicht auf Dauer auch etwas anstrengend, aber ich merke mir die Band mal. Als die Türen geöffnet werden, husche ich dann schnell in den Saal, um mir einen guten Platz zu sichern. Das ist gar nicht so einfach, denn nicht viele verlassen endgültig den Raum, aber mit viel Glück lande ich in der fünften Reihe und kann sogar noch Plätze für zwei Freund*innen organisieren. Yay!
Sabine-Sonntag-SiebenBald darauf kommt dann auch schon Matt Howden aka Sieben auf die Bühne und räumt erst mal um. Die Schuhe weiter nach hinten, der Eimer ein Stück näher zum Mikro, die Bierflasche lieber hier anstatt da – sehr putzig. Wer ihn schon mal live erlebt hat, weiß, wie unglaublich witzig Matt Howden ist und wie faszinierend sein Auftritt. Wer ihn noch nicht live erlebt hat, sollte das bei nächster Gelegenheit nachholen. Ein Mann und seine elektrische Geige, eine Loop-Maschine, ein Metalleimer (in den er zuweilen hineinsingt), ein Mikro, mehr braucht er nicht, um seine Songs auf die Bühne zu bringen und dabei wie eine ganze Band zu klingen. Das Publikum lacht – der Mann ist ein begnadeter Alleinunterhalter -, schwelgt in den folkig-melancholischen Songs und jubelt begeistert. Wahrlich das absolute Kontrastprogramm zum Täubchenthal und genau richtig so.

Sabine-Sonntag-Rosa-CrvxNachdem Matt Howden Schuhe, Eimer und Geige eingesammelt hat und von der Bühne gegangen ist, werden blitzschnell zwei große Platten hereingeschoben, auf denen bereits die Skeletttrommler sowie die Glockenwand (beides übrigens von der Band selbst angefertigt) samt Klavier von Rosa Crvx aufgebaut sind. Kein Wunder, dass die Franzosen nicht so oft auftreten, die Logistik ist sicher nicht ohne. Genauso hektisch, wie auf der Bühne die letzten Vorbereitungen getroffen werden, suchen Leute im Saal nach Sitzplätzen, und die Angestellten des Schauspielhauses geraten etwas ins Schwitzen. Irgendwann sitzen dann aber alle, und es kann losgehen. Nach einer kurzen Vorstellung der Band durch Olivier Tarabo auf Englisch, einem Trommelintro – von Menschenhand und den mechanischen Skelettdrummern – kommt eine Frau mit der riesigen RoxaCrvx-Fahne auf die Bühne und schwenkt sie ausgiebig, die ersten Vocals setzen ein, und sofort taucht man ein in diese ganz spezielle Welt, die man kaum beschreiben kann. Sakral, gothisch as fuck, mystisch, dramatisch, düster, ergreifend … Alles das und noch viel mehr. Zum Teil lateinische Texte, Kerzenlicht, die berühmte Glockenwand, die mittels verschiedener Handgriffe und Seile bedient wird, düstere Videoanimationen im Hintergrund, zeitweise kommt noch die Frau vom Anfang mit einem Dudelsack dazu, man wähnt sich wirklich außerhalb von Zeit und Raum. Höhepunkt des Auftritts ist wie immer der „Danse de la terre“, der „Erdtanz“. Dabei knien zwei nackte, mit Lehm eingeriebene Frauen auf einem vorbereiteten Brett, ein Bündel Seile (o. Ä.) im Mund, wirbeln damit zum Takt der Musik den Sand vor sich auf und reiben sich auch damit ein. Nachdem das Schauspielhaus auf diese Weise ordentlich eingenebelt wurde, verabschiedet sich die Band, die Türen öffnen sich, einige verlassen schon den Saal – und dann gibt es unerwartet doch noch eine Zugabe, wir dürfen noch etwas länger in dieser mystischen, verstörenden und doch magischen Welt verweilen. Nach insgesamt anderthalb Stunden Spielzeit werden wir in die milde Nacht entlassen. Die Freund*innen ziehen noch weiter zu einer Party, ich mache mich auf den Heimweg, emotional noch tief im Konzert. (Auch wenn man anmerken kann, dass sich die Bühnenshow zu ihrem Auftritt auf dem Amphi vor zehn Jahren nicht geändert hat.)

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Phoebe:

Heute bin ich wieder lange im wundervollen Garten, bis die Vermieterin mir rät, doch vor Ende des Fußballspiels in die Stadt zu fahren. Ja, auch Fußball in der Regionalliga kann für Furore sorgen! Chemie Leipzig ist sozusagen im Auenwald hinter meiner Ferienwohnung beheimatet, viele Jahre schon sehe ich die Fußballfans an unserer Straße vorbei zum Stadion laufen. Aber heute kommt Energie Cottbus: der Feind! Ich mache mich fertig und laufe zur Tram. Natürlich bin ich einen Ticken zu spät dran, ich höre schon Chöre und sehe vereinzelte Fans auch Richtung S-Bahn oder Tram laufen. Ich komme mir vor wie in The walking dead, wo die Protagonisten die Zombies schon näherkommen hören. Gerade noch rechtzeitig kann ich unbefußballt So_Ballettin die Tram springen! Anstehen für’s Ballett an der Oper ist nun angesagt. Auch wieder so seltsam, was ist nur in diesem Jahr los? Ganz wenige WGT-Besucher sitzen auf den Stufen und warten auf das Öffnen der Tür. Jede*r Wartende bekommt eine Karte! Auch mal schön. Fusion, ein Ballett von Mario Schröder, wird gespielt. Die Live-Musik ist von Harry Yeff-Reeps100. 90 Minuten ohne Pause. Der Ballettchef Mario Schröder hat den Beatboxer und Musiker Harry Yeff eingeladen. Als Reeps100 spielt er mit der menschlichen Stimme und setzt dabei auch künstliche Intelligenz ein. Er steht mit schwarzer Mütze vor der Bühne mit einem Mikro in der Hand. Der Künstler hat als junger Beatboxer begonnen, damit kann er seine Stimme mittels elektronischer Verfremdung enorm erweitern. Er komponiert mit musikalischer Software und künstlicher Intelligenz. Dabei ist er hier in Leipzig nicht nur für die Musik verantwortlich, sondern er ist ein Live-Performer aus dem Orchestergraben, interagierend mit Gadi Sassoon, der mit einer verfremdeten Violine arbeitet. Der Vorhang öffnet sich, eine urtümliche Landschaft wird sichtbar, man sieht nur Strukturen, Formen, menschliche Körper am Boden und schwebend in der Luft. Das Stück ist in fünf Bilder oder Kapitel unterteilt. „Genesis“, „Künstliche Intelligenz“, „Restart“, „Dekonstruktion“ und „Fusion“. Ich sehe Szenen, die mich an den einsamen Gollum erinnern, an die verwunderten Affen in 2001, Odyssee im Weltall oder auch an einen einsamen Replikanten aus Blade Runner, der genau fühlt, dass sein Leben nicht mehr lang dauert. Das Stück erweckt bei mir den Eindruck, die Menschen hinterlassen auf der Erde einen Trümmerhaufen, dennoch kommt wieder neues Leben daraus hervor. Ich denke, die Menschheitsgeschichte wurde mir gerade erzählt. Wundervoll! Das Publikum jubelt und buht am Ende.
So_Deine-LakaienGleich an der Oper fährt ja die WGT-Tram, die 11er Richtung agra. Ich bummle zuerst ein wenig durch die Markthalle und treffe dann den Schatz. Eigentlich ist der Plan Diary of Dreams zu sehen (Fotos hierzu unter Black-Cat-Net) und danach Deine Lakaien. Es ist aber noch so schön draußen, dass wir bei einem Getränk im Biergarten bleiben. Ich kenne von früher, dass man vor dem Hauptact in der agra ansteht, aber auch hier: Tasche auf, ein Blick hinein, die Ordner winken durch. Ich liebe Deine Lakaien und freue mich auf das Konzert. Veljanov bereitet uns darauf vor, dass in Kürze Songs aus dem Dark Star-Album gespielt werden, und so hören wir „Dark Star“, „Reincarnation“, „Down down down“ und „Made in heaven“. Leider ist der Blick auf die Bühne bei der vollen Halle und meiner Körpergröße schauderhaft. Aus jeder Perspektive sehe ich nur Körper und Nacken vor mir. Am Rand kann man zwar so gut wie gar nichts mehr sehen, außer ein paar Ausdruckstänzer im Publikum, aber zumindest etwas sitzen. Wir geben auf und fahren nach Hause. Meine Münchener kann ich mir sicher bei Gelegenheit einmal wieder in der Nähe ansehen. Jetzt freue ich mich erst mal auf meine Mitternachtsbrotzeit!

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Yggdrasil:

Tag des Berserkertums und des Sonnenbrandes
Der Sonntag war der Tag, auf den ich mich bei der Planung meiner Highlights am meisten gefreut hatte. Erstaunlicherweise bestand mein Festival dieses Jahr aus Neofolk und Pagan/Viking Metal. Mal wieder im Heidnischen Dorf (was soll ich euch sagen, einfach super die Location) holte ich mir direkt ein schönes Kirschbier, um mich ein wenig einzustimmen auf das, was in Bälde stattfinden würde. Eine meiner von je her am meisten geschätzten Vertreter des deutschsprachigen Pagan Metal hatten sich angekündigt, namentlich XIV Dark Centuries aus Thüringen. (Fotos zu XIV Dark Centuries s. u. Link.) Die Heiden existieren bereits seit 1998 und haben es auf ein ziemlich großes Repertoire gebracht. Von brachial bis hin zu majestätisch getragenem Pathos variieren sie ständig hin und her. Ein Riesenkompliment muss ich der Band schon einmal für den Eröffnungssong „Skogafulka“ aussprechen. Eine Ramme gleich zu Beginn, die die First Row förmlich abgeholzt hat. An dieser Stelle habe ich Odin für meine langen Haare gedankt. Bangen, als ob es keinen Morgen gab! Alle Alben wurden berücksichtigt, und so war das die perfekte Eröffnung eines schönen Viking Metal Tages, der zum Glück noch lange nicht zu Ende war. Schnell in den Schatten nach dem Konzert und schnell was zu trinken besorgt. Thyrfing stand auf dem Programm. Eine meiner absoluten Lieblingsband aus dem Viking Metal Sektor zusammen mit Einherjer und Enslaved. Frühzeitig ging ich zur Bühne, da ich weit vorne stehen wollte. Just darauf traf ich eine liebe Bloggerkollegin. Wirklich nett, sich von Person zu Person zu unterhalten. Über Thyrfing braucht man keine Worte mehr zu verlieren. Ihr rauer, direkter, ursprünglicher Metal geht in die Beine und in den ganzen Körper. Ich habe die Augen geschlossen, um mich der Musik hinzugeben. Tatsächlich fühlte sich die Musik für mich wie eine Fahrt auf einem Wikingerschiff an. Man merkte der Band auch den Spaß an, den sie beim Spielen hatten. Die Bloggerkollegin fragte mich, wie denn die nächste Band auf dem Programm sei! Skálmöld aus Island sind einfach eine pure Gewalt. Nicht, weil sie besonders flott spielen, sondern einfach weil ihr Sound so mächtig und präsent ist. Die Mischung aus Viking und Folk Metal (mit großer Betonung auf Metal) vermag es, jeden in Bewegung zu bringen. Es formten sich eine kleine Reihe mit Headbanger vor der Bühne, was mich besonders erfreute. Fix und fertig, aber sehr glücklich, gleich drei sehr geile Acts an einer Spielstätte gesehen zu haben, holte ich mir noch ein letztes Getränk, bevor ich mich https://www.black-cat-net.de/images/stories/fotos_musik_live/wavegotiktreffen2023_leipzig_tag3bands_20230528/14_agra_deinelakaien/_D4S6754_klein.jpgauf den Weg Richtung agra-Halle aufmachte, um mich mit meiner besseren Hälfte zu treffen. Zum Abschluss des Tages hatten wir Deine Lakaien auserkoren. Da noch etwas Zeit war, streiften wir ein wenig in der Shopping-Halle herum und tranken noch eine Kleinigkeit. Erstaunlich schnell kamen wir in die agra-Halle (das kenne ich auch durchaus anders). Die Halle war gut gefüllt (leider zu gut, um einen Platz vor der Bühne zu bekommen oder zumindest einen, wo man noch etwas von der Bühne gesehen hätte). So machten wir es uns am Rand gemütlich, wo auch ein schöner Luftzug wehte. Alexander Veljanov hatte wohl einen Clown gefrühstückt, zumindest war er gut drauf und erzählte fröhlich Anekdoten. Leider waren wir so geschafft, dass wir beschlossen aufzubrechen und in die Wohnung zu fahren. (Weitere Fotos zu Deine Lakaien s. u. Black-Cat-Net.)

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Mrs.Hyde:

Wir treffen uns zunächst mit Miss Mama Ulita, die wir lange nicht gesehen haben, und tauschen Neuigkeiten aus. Zum Mittagessen geht es wieder zum Vietnamesen GiMyLi, der praktischerweise ums Eck liegt. Die Portionen sind so üppig, dass wir uns die zweite Hälfte einpacken. Frisch gestärkt fahren wir wieder zum Volkspalast, um Traitrs zu sehen. Sie spielen eine schöne Show, die auch als erste Band des Tages sehr gut JE_TAIMEbesucht ist. (Fotos hierzu unter Black-Cat-Net.) Weiter geht es mit JE T’AIME, für die wir uns frühzeitig Plätze ganz vorne sichern. Und es lohnt sich, denn der rockige Post Punk geht wie gewohnt richtig gut ab. Als Nächstes stehen die Mexikaner Stranger & StrangerLoversLovers auf dem Programm. Damit haben sie einen gewissen Exotenbonus inne, wissen aber auch mit ihren Songs zu überzeugen, die einen ganz eigenen Stil besitzen. Auf Dauer vermisse ich zwar vor allem bei den Drums etwas Abwechslung, doch darüber tröstet mich der überaus ansehnliche Oberkörper von Sänger Axel Cydonia hinweg. Die folgenden Vilure lassen wir aus und widmen uns lieber unserer Lunchbox. Zum Soundcheck von Antipole sind wir zurück, und die Art und Weise, Karl_Mortem_Dahlwie Karl Mortem Dahl allein die Gitarre spielt, ist einfach nicht von dieser Welt. Ein weiteres Highlight für mich auf diesem WGT. Dem eigentlichen Konzert fehlt auf Dauer ebenfalls etwas die musikalische Abwechslung, doch für mich lebt Antipole ohnehin vor allem durch Karls Gitarrenspiel. Im Anschluss daran können Bootblacks leider nicht so recht zünden, dabei gefallen mir deren Alben richtig gut. Als Alternative wären Rotting Christ jetzt zwar wirklich verlockend, der Sound im Felsenkeller ist aber leider oft auch grottig, weswegen wir lieber die Konzerte im Werk2 auf der Gothic Pogo Party mitnehmen. Und das erweist sich wirklich als gute Wahl. Accidente_SentimentaleGleich die erste Band Accident Sentimental sorgt für eine authentische Zeitreise in die 80er mit ihrer Musik, die eine explosive und absolut tanzbare Mischung aus Indochine und Welle: Erdball ist. Auch die Optik und die Bühnenleinwand sind absolut stimmig und runden das Konzept perfekt ab. Ein Riesenspaß für Sexy_Suicidealle, die die Achtziger (wieder-)erleben wollen. Im Anschluss wissen auch Sexy Suicide durch einen dunkleren Sound zu überzeugen. Als Letztes präsentiert sich Konstantin Unwohl zwar durchaus minimal, aber deutlich experimenteller im Klang. Vor allem sein Gesang ist etwas schräg und nicht der beste, aber er folgt damit der ursprünglichen Punk-Attitüde „einfach mal machen, auch wenn es nicht perfekt ist“. Definitiv cooler Auftritt. Die anschließende Party im Werk2 ist heute richtig gelungen. Sowohl auf dem regulären Floor als auch beim legendären Shockwave Marathon ist die Musik abwechslungsreich und originell, und im Publikum sind generell viele Trve-80ies-Outfits zu bewundern. Als wir schließlich wieder nach draußen auf die Straße stolpern, ist es längst hell.

Hier geht’s zum WGT-Montag!

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