Triumph and Power

Das Jahr 2014 und das Backstage haben es mit den Münchner Metalfans ja schon mehr als gut gemeint, und weiter geht es Schlag auf Schlag mit den Pflichtkonzerten. Am Donnerstag, den 20.3., müssen diesmal die Fans des etwas rockigeren, klassischeren Metals ran, denn Grand Magus sind zusammen mit Audrey Horne und zwei vielversprechenden jüngeren Bands in der Stadt. Nachdem Grand Magus live sowieso eine Macht sind und das aktuelle Album Triumph and Power (Review folgt) nach dem etwas arg seichten The Hunt wieder richtig klasse geworden ist, muss ich da natürlich hin.

the-vintage-caravanDen Abend eröffnen die blutjungen Isländer von The Vintage Caravan, einer mir bis dato unbekannten Band. Wem es jetzt noch so geht wie mir vor dem Konzert – ändert das! Die sind großartig! Spätestens nach einem Lied bekomme ich den Mund kaum noch zu, so frisch, leidenschaftlich und einfach richtig richtig gut zocken die drei Jungs ihren 70er-Retro-Rock-Metal herunter, scheinen seit quasi ihrer Geburt auf der Bühne zu stehen und haben das Publikum im Handumdrehen um den Finger gewickelt. Seit 2006 gibt es die Band schon, ein ernsthaftes Projekt wurde sie im Jahr 2009. Auf Island haben sie bereits zwei LPs veröffentlicht. Ihr aktuelles Album Voyage hat sich Nuclear Blast gesichert und Anfang 2014 international auf den Markt gebracht. Aus Voyage speist sich daher auch die Setlist, das energische Kopfnicken der Zuschauer wird bei Songs wie „M.A.R.S.W.A.T.T.“, „Expand your Mind“ oder „Cocaine Sally“ immer begeisterter, bis die Band ihren Auftritt mit einer ausgewachsenen Jam-Session beschließt. Wow! Jungs, bitte weitermachen und vor allem bald wieder nach München kommen!

 

zodiacEtwas entspannter geht es dann mit den Münsteraner Bluesern Zodiac weiter, die in der Szene trotz der relativ kurzen Existenz (seit 2011) keine Unbekannten mehr sind. Das zweite Studioalbum A Hiding Place wurde 2012 Album des Monats im Rock Hard, und mit Orchid, den Blues Pills und den Spiritual Beggars war man auch schon auf Tour. Dementsprechend blicken die Musiker in viele erwartungsvolle Gesichter, als sie die Bühne betreten und (nach einem leider doch etwas längeren Soundcheck) dann schließlich loslegen. Naja … loslegen ist vielleicht etwas zu viel gesagt. Die Musik von Zodiac ist sehr bluesig, was ja nichts Schlechtes ist, aber naturgemäß eben auch etwas weniger energisch als das, was The Vintage Caravan abgeliefert haben. Noch dazu erzählt die Band mit einem beseelten Lächeln, dass man den schönen Frühlingstag in München im Biergarten zelebriert habe, was man auch ein wenig merkt. Es ist alles schon sehr entspannt, musikalisch tadellos, beide Alben werden mit Songs wie „Free“, „Moonshine“, „Blue Jean Blues“ oder „Coming home“ gut abgedeckt, und der Band gelingt es, ein schönes psychedelisches Feeling auf der Bühne zu verbreiten. Mir ganz persönlich wäre der Sinn eher nach etwas mehr Rock gestanden, einer etwas lebendigeren Band, aber insgesamt war’s ein guter Auftritt. Im September sind Zodiac wieder in München.

audrey-horneMeine leicht eingeschlafenen Füße werden mit der dritten Band des Abends abrupt wieder zum Leben erweckt: Norwegens Heavy-Rock-Band Nummer 1 Audrey Horne samt Sänger-Energiebündel Toschie stürmen die Bühne und walzen alles nieder: mit ihren Songs, nein Hymnen, mit ihrer Spielfreude, ihrem Enthusiasmus, ihren großartigen Mitgrölrefrains, dieser unglaublichen Freundlichkeit und Begeisterung, die sie – obwohl absolute Profis – ausstrahlen. Hier passt einfach alles. Wenn Toschie jetzt noch mal eine Sekunde stillstehen würde, dann wären auch die Fotografen glücklich, aber man kann nicht alles haben.
Die Songauswahl konzentriert sich auf das aktuelle Album Youngblood, das wieder einen Ohrwurm nach dem anderen liefert. „Redemption Blues“ eröffnet den Auftritt, gefolgt vom etwas älteren „Bridges & Anchors“, und spätestens beim dritten Song „Youngblood“ steht die Halle Kopf. Schlag auf Schlag geht es weiter, „There goes a Lady“, „Pretty little Sunshine“, „Cards with the Devil“ – alles sichere Hits. Mit „Gravity“ präsentieren Audrey Horne einen neuen Song, ihrer Aussage nach eine Premiere, dafür klingt er aber auch schon ziemlich perfekt. Mit „Rock“ wird es später noch einen weiteren brandneuen Song geben, der Lust auf mehr macht. Danach macht Toschie noch schnell ein Selfie-Video von sich und dem jubelnden Publikum, mit einem Gruß an den nächsten Spielort Wien. Das letzte Stück „Straight into your Grave“ spielen drei Fünftel von Audrey Horne dann auf einmal vor statt auf der Bühne (wovon wie immer natürlich nur die Leute etwas haben, die direkt daneben stehen, aber lustig ist es allemal), bevor das verschwitzte und glückliche Publikum von der ebenso derangierten Band entlassen wird.

grand-magusGeschwächelt darf aber nicht werden, denn schließlich kommen jetzt noch die Großmeister des epischen Mid-Tempo-Metals. Muss man zu Grand Magus noch viel sagen? Das Trio um Sänger JB hat sich mit den letzten Alben immer weiter vom ursprünglichen Doom-Sound weiterentwickelt und seine musikalische Heimat im hymnischen Heavy-Rock-Bereich gefunden, der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der nordischen Mythologie, Wikingern und anderen kämpferischen Szenarien.
Seit ein paar Wochen ist das aktuelle Album Triumph and Power auf dem Markt, doch Grand Magus bieten einen hervorragenden Querschnitt aus den letzten Alben und konzentrieren sich nicht nur auf die neueste Veröffentlichung. „I, the Jury“ von der Scheibe Hammer of the North eröffnet alles überrollend den Auftritt, frenetisch bejubelt vom Publikum, bei dessen Anblick sich die Band das eine oder andere freudige Grinsen nicht verkneifen kann. Mit „Sword of the Ocean“ und „On Hooves of Gold“ werden zwei neue(re) Titel präsentiert, die sich musikalisch absolut mit den Klassikern messen können. Noch ein bisschen enthusiastischer wird die Stimmung naturgemäß bei den schon bekannteren Sachen wie „Ravens guide our Way“ (was für ein unglaublicher Banger) oder meinem persönlichen Lieblingslied von Grand Magus, dem sehr schnellen „Like the Oar strikes the Water“. Mein Nacken kann den Song am nächsten Tag auch noch mitsingen …
„Steel versus Steel“ und „Valhalla rising“ halten die Stimmung durch ihre höchst eingängigen Refrains weiter hoch, „Iron Will“ vom legendären gleichnamigen Album rundet diesen ersten Teil des Auftritts tonnenschwer und perfekt ab.
Natürlich gibt es noch eine Zugabe, bestehend aus „The Shadow knows“, „Triumph and Power“ und „Hammer of the North“ – damit dürften wirklich keine Wünsche offen bleiben.
Grand Magus verabschieden sich vor einem Meer aus hochgereckten Händen und sind sichtlich zufrieden mit dem Abend.

Fazit: The Vintage Caravan muss man sich dringend merken, Zodiac könnten für meinen Geschmack beim nächsten Auftritt ein Bier weniger vorher trinken, Audrey Horne sind eine der besten Livebands, die ich kenne, und zu Grand Magus muss man nichts mehr sagen, die sind immer großartig. Vier Bands, die sich musikalisch alle ausreichend voneinander unterscheiden, um keine Langeweile aufkommen zu lassen, eine gute Mischung aus Newcomern und etablierten Gruppen, eine volle, aber nicht überfüllte Halle mit gut gelauntem Publikum – ein wunderbarer Abend für die Fans des etwas rockigeren Metals.

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Setlist Grand Magus:
1. I, the Jury
2. Sword of the Ocean
3. On Hooves of Gold
4. Ravens guide our Way
5. Like the Oar strikes the Water
6. Steel versus Steel
7. Valhalla rising
8. Iron Will

9. The Shadow knows
10. Triumph and Power
11. Hammer of the North

 

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1 Kommentar
  1. Horusauge
    Horusauge sagte:

    Ein interessanter Bericht gut bebildert, einiges an neuem Input, vielen Dank torshammare!

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