Blut ist klebrig, dunkel, rot und glitzert nicht

hemlock-amazonEher zufällig habe ich die Serie Hemlock Grove bei Netflix entdeckt. Es handelt sich hierbei um eine amerikanische Fernsehserie, die in den USA von Netflix produziert und per Streaming ausgestrahlt wird. Die Serie basiert auf einem Roman von Brian McGreevy und bleibt seiner Vorlage sehr treu.
Bisher gibt es zwei Staffeln, im September 2014 hat Netflix um die finale dritte Staffel verlängert.

In Hemlock Grove, Pennsylvania, wird ein 17-jähriges Mädchen zerfleischt. Obwohl die Polizei (und andere) einen zweibeinigen Mörder vermuten, sprechen die Spuren eine eindeutige Sprache: Ein Tier hat das Mädchen getötet. Peter – ein Neuankömmling und Zigeuner – wird dennoch für den Mörder gehalten. Das Gerücht geht um, er wäre ein Werwolf (er ist nicht unschuldig an dem Gerücht: Eine Mitschülerin des Jugendlichen hat ihn wegen seiner gleich langen Mittel- und Zeigefinger gefragt, ob er ein Werwolf sei, er hat mehr amüsiert als ernst mit „Ja“ geantwortet). Auch Roman ist ein Außenseiter, Sohn der reichen Familie Godfrey, die über der Stadt residiert und die Biotechnologie-Firma, die auffallend an die Umbrella Corp. aus Resident Evil erinnert, aufgebaut hat. Sein Vater hat Selbstmord begangen, seine Schwester ist stumm und von Geburt an körperlich missgestaltet, seine Mutter (Famke Janssen) die einzige Bezugsperson und dominante Kraft nicht nur in seinem Leben sondern in der ganzen Stadt. Obwohl beiden Jugendlichen prädestiniert sind, als Gegner aufeinander zu treffen, spüren beide eine Verbindung und wollen entgegen allen Wahrscheinlichkeiten zusammenarbeiten, um das Tier unschädlich zu machen …

Die Geschichte wird behutsam von Musik, die hervorragend die Atmosphäre unterstreicht, begleitet (der Jazzmusiker Jeff Beal ist hier verantwortlich). Die Serie wird sehr ruhig und mit aller gebotenen Zeit erzählt. Es gibt Folgen, in denen weniger passiert als geredet wird. Die Produzenten (Eli Roth und Mark Verheiden) setzen damit einen erfreulichen Gegenakzent zu Action-, Sex-, Blaulicht-, Glitzer-Horror-Serien à la Sleepy Hollow. Wenn man nach Vorbildern sucht, die in Hemlock Grove durchscheinen, findet man Elemente aus Twin Peaks, American Horror Story, True Blood, Carnival und anderen Serien wieder – immer dezent, in Andeutungen, nie platt.

Die Bildsprache ist ungeschminkt, ohne Hochglanz-Horror. Die Bilder sind roh und düster – wer den Knochenmann mit Josef Hader kennt, weiß was ich meine. Szenen mit Sonnenschein sind selten, selbst wenn eine Amme mit einem Kind bei strahlender Sonne auf den Spielplatz geht, ist dieses Geschehen in bedrückendes Zwielicht gesetzt (beim Knochenmann erinnere man sich an die Eislaufszene), das Licht wie durch einen Vorhang matt und kalt.

Entsprechend glitzern Vampire (in der Serie und im Buch wird der osteuropäische Terminus Upir bevorzugt) auch nicht. Die Verwandlung in einen Werwolf ist unnatürlich und schmerzhaft; Magie ist meist ziemlich eklig; Blut ist klebrig, dunkel und rot (nein, es glitzert nicht, und wenn eine Arterie getroffen wird, dann ist es immer noch kein rosaroter, ins Pinke gehender Glitzertropfen, sondern eine tödliche, spritzende, alles befleckende Verletzung); selbst Erbrochenes – auch das kommt vor – hat nicht diese Hochglanz-Eigenschaften, sondern wirkt eher eklig.
Nicht nur die phantastische Famke Janssen, auch die anderen Schauspieler, die man beispielsweise aus Battlestar Galactica kennt (Aaron Douglas als Sheriff oder Kandys McClure als eine angereiste Expertin für derartige tierische Übergriffe), überzeugen durch die Bank.

Das einzige Befremdliche in der Serie sind die Computereffekte, vor allem bei der Darstellung des „Weißen Turms“ (quasi dem Umbrella-Firmensitz): Hier wirkt die Computerdarstellung unnötig und vor allem unbeholfen. Dabei ist man weit vor den Möglichkeiten von 2013 zurückgeblieben – aber bei so einer Geschichte und bei der Art und Weise der Erzählung, noch dazu per Streaming (Netflix), stört das nicht weiter.

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Originaltitel: Hemlock Grove
Genre: Serie, Horror, Drama, Mystery
Erscheinungsjahr: 2013
FSK: 18
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(von lateranus)

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