Blutende Nasen und ausgerissene Bäume

Ein Jahr ist nun vergangen, dass der Vater der 17jährigen Sydney gestorben ist. Seitdem lebt sie mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder alleine irgendwo am Rand einer unbedeutenden amerikanischen Kleinstadt. Sie ist nicht die beliebteste Schülerin, sie ist nicht die freundlichste Tochter, und lachen fällt ihr anscheinend schwer, höflich sein auch. Einzig und allein ihren kleinen Bruder liebt sie, und Dina, ihre beste Freundin, mit der sie in die gleiche Klasse geht. Das Verhältnis ist aktuell ein wenig getrübt, weil Dina seit Kurzem mit Bradley geht, den Sydney nicht ausstehen kann. Keine Angst, er sie auch nicht. Trotzdem wundert es Sydney, dass Bradleys Nase anfängt zu bluten, als sie ihn im Diner abschätzig anschaut.

Solche Dinge passieren eigentlich öfters. Bekommt sie eine Wut auf dem langen Schulweg, kann es schon mal vorkommen, dass Straßenschilder umknicken oder ein Abfalleimer scheppernd umfällt. Als sie irgendwie verursacht, dass der kleine Igel ihres Bruders tot umfällt, bekommt sie ein extrem schlechtes Gewissen. Dann wird sie zu Hause wütend auf ihre Mutter, die ihr immer öfter Kochen, Einkaufen und die Aufsicht über ihren Bruder aufbürdet, und plötzlich ist ein Riss in der Wand! Da stimmt doch irgendwas mit ihr nicht! Sie vertraut sich, als auch im Supermarkt etwas passiert, einem Freund und Nachbarn an. Er, Stanley Barber, ein Geek und Comic-Liebhaber, ist sogar recht begeistert von ihren Kräften. Er merkt sehr schnell, dass diese telekinetischen Kräfte nur auftreten, wenn ihre negativen Emotionen überhandnehmen. Die beiden freunden sich ganz zart an. Denn eigentlich ist Sydney ja auch recht außergewöhnlich, also zumindest kein normales junges Mädchen, das sich gern schminkt und Klamotten durchprobiert. Stanley hingegen schaut auf sein Äußeres, es muss genau zu seinem Musikgeschmack und seiner Art Musik zu hören passen. Trotz seines schwierigen Vaters, mit dem er alleine lebt, verliert er nie sein fröhliches Wesen und schafft dadurch fast, Sydney aus der Düsternis ins Licht zu ziehen. Doch dann kommt der Abschlussball, und sie wird verletzt und wütend, und Dinge passieren, für die sie sich entsetzlich schämt, und sie rennt davon. Da passt plötzlich alles zusammen, all das, was geschehen ist, und das, was sie über ihren Vater erfahren hat.

Die Geschichte basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel des amerikanischen Zeichners Charles Forsman. Von ihm kommt auch die Vorlage zu The End of the F***ing World. Produziert wird die Serie von Shawn Levy und Dan Cohen, die auch Stranger Things finanzierten. Alle diese Serien sind klassische Coming-of-Age-Geschichten mit eigentlich ganz gewöhnlichen Charakteren, die dann aber recht schnell Aufregendes erleben und erwachsen werden müssen. Ich musste auch an Stephen Kings Carrie denken, die junge Frau mit ihren telekinetischen Fähigkeiten, die auch auf einem Highschool-Abschlussball gedemütigt wird und danach eine Katastrophe auslöst. So weit hätte es vielleicht in einer weiteren Staffel mit Sydney auch kommen können. Leider gibt es nur einen ziemlich tollen Cliffhanger – aber keine Fortsetzung.

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I am not okay with this
Produktionsland: USA
Genre: Dramedy, Fantasy
Cast: : Sophia Lillis, Sofia Bryant, Wyatt Oleff u.v.a.
7 Folgen à ca. 20-30 Min. in 1 Staffel
seit Feb. 2020 auf Netflix

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