Ani und Bronski bitten auf die Bühne

 

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Die ganze Adventszeit kein Flöckchen Schnee, aber in dem Moment, als ich mich auf den Weg zum Münchner Volkstheater mache, ziehen Schnee und Wind auf. Aber das nasskalte Gefühl ist gleich vorbei, als ich mit meinem Glas Weißwein einen Platz in der ersten Reihe finde und es mir gemütlich für eine Lesung einrichte.

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Kurz nach 20 Uhr tritt „Chefgastgeber“ Friedrich Ani – schwarzes Sakko mit Jeans und Hut, im Blues-Brothers-Look – auf die Bühne und kündigt den Abend mit „nur Gastgeber“ Max Bronski an, denn heute kann er nicht auch Chefgastgeber sein, weil er ja danach liest und somit Gast ist. Es gibt ein kleines Witzchen auf Kosten von Helene Fischer, die, wo auch immer sie herkommt und was auch immer sie macht, zumindest immer schon Helene Fischer hieß. So einfach war das bei Max Bronski nicht. Er war jahrelang ein wahres literarisches Wunder, ein Mann, zu dem es keine Infos gab. Doch nun ist sein echter Name aufgetaucht: Franz-Maria Sonner heißt er. Seine Freundin hat sich diesen Kniff ausgedacht, einfach des Neustarts wegen, weil er nun was anderes schreibt, keinen „Schlachthofkrimi“, sondern was Neues. Sonners Pseudonym ist übrigens aus dem Ernst Lubitsch Film Sein oder Nichtsein, diese kleine liebenswerte Rolle des Hitler-Doubles spielte ein Herr namens Bronski. Das gefiel ihm.

In seinem neuen Roman Mad Dog Boogie geht es um Lebensgefühl und Musik der 70er Jahre. Hippies, Drogen und die geniale Musik der Beatles, Stones, Sweet und Mojo. Den Namen habt ihr noch nie gehört? Na, macht nichts. Die Band namens Mojo spielt im Buch irgendwie die Hauptrolle. Der Gitarrist Alex Dunbar hat in den wilden Siebzigern etliches an psychedelischen Drogen ausprobiert. Ein legendäres Fest im Umland von München wird ihm zum Verhängnis. Er bleibt auf einem Trip hängen. Auf diesem Fest ist auch seine Geliebte umgebracht worden – von ihm angeblich –, wenngleich er sich nicht daran erinnern kann. Seit Jahren befindet er sich deshalb in therapeutischer Behandlung auf Gut Betzing, einem Kaff in Bayern. Doch dann passiert etwas und Erinnerungen kehren zurück, gemeinsam mit dem Punk Ben und dem etwas einfach gestrickten Willi versucht er aus den Erinnerungsfetzen die Wahrheit herauszufinden. Ist der Althippie Alex Dunbar der Mörder? Unterstützung bei der Aufklärung gibt es von seinem Therapeuten.

Bronski liest sehr sympathisch aus verschiedenen Stellen seines Buchs. Ani hebt extra hervor, dass man beachten möge, wie modern Bronski ist. Er liest nicht aus dem physischen Buch oder aus einem Manuskript, nein, er benutzt einen eReader! Dieses Buch ist nach Bronskis Worten sehr viel persönlicher als seine anderen Bücher. Er war von jeher eher von Musik angezogen als von Politik oder anderen Themen.

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Deshalb hat er auch seine eigene Band gegründet, und diese tritt auch immer wieder zwischen den Leseblöcken auf: Die Max Bronski Band mit Landy Landinger, „Frank the Rock“, „Peter is goodtonight“ und Max Bronski. Sie spielen tolle Coverversionen von bekannten Songs aus den 70ern.

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Dreimal wird es einen Krimi-im-Foyer-Abend im Volkstheater geben, Ani und Bronski bitten sozusagen auf die Bühne. Nach der Pause werden die zwei weiteren Termine angekündigt: Zoë Beck (25.2.16) und Friedrich Ani (Lesung aus einem neuen Süden-Krimi am 14.4.16).

Dann gibt es noch ein paar persönliche Fragen von Ani an den Kollegen Bronski: Wann beginnt eigentlich der Krimi in deinem Buch? Ein Krimi, in dem es keinen Ermittler sondern einen Psychotherapeuten gibt, ist das eigentlich ein Krimi? Bronski meint ja. Krimis, in denen Jungfrauen geschändet werden, interessieren ihn nicht. So ist sein neuer Roman auch kein herkömmlicher Krimi, sondern eher eine Abfolge von psychoanalytischen Sitzungen.

Was ich höre, klingt interessant. Am Ende der Veranstaltung spielt nochmal die Band auf, und sie brillieren noch einmal mit ein paar tollen Songs, unter anderem mit etwas Quentin Tarantino-eskem.Trommeln mit den Fingern auf dem Oberschenkel ist angesagt. Sind wir hier in der Titty Twister Bar oder auf einer Lesung? Für einen kurzen Moment weiß ich es nicht. So soll sich ein vergnüglicher Abend anfühlen.

Münchner Volkstheater
Max Bronski bei Kunstmann

Bild 1 von der Homepage des Münchner Volkstheaters

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  1. […] konnte sich am 14.01. einen persönlichen Eindruck von Herrn Bronski und seinem Krimi machen: http://schwarzesbayern.info/sonstiges-%E2%80%8Bkrimi-im-foyer-friedrich-ani-und-max-bronski-muenchne… – leider konnte ich an diesem Abend nicht dabei […]

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