Beiträge

Schenk mir doch deine Tränen

549243Seit nunmehr fünfzehn Jahren sind Die Dorks aus dem beschaulichen Marktl am Inn als Punk-Band aktiv und haben sich musikalisch von den typischen Drei-Akkorde-Songs zu einem harten und toughen Sound entwickelt, dessen Höhepunkt in dem letztjährigen Studioalbum Die Maschine von morgen gipfelte. Sängerin Lizal Dork drischt dabei in die Saiten, Mark von Elend malträtiert den Baß, und Bons Dork knüppelt auf die Felle, so verknüpfen sie Punk und Metal miteinander. Normalerweise.
Doch nun haben Lizal und Mark zu Akustikgitarren gegriffen und präsentieren der Welt eine ungewöhnlich ruhige Seite auf der Akustik-EP Sind das noch wir?, die vier Songs voller emotionaler Tiefe und Melancholie beinhaltet. Weiterlesen

Rumdum gelungen

Sie waren bereits letztes Jahr bei uns Band der Woche und präsentierten im Februar ihre neue Scheibe To cut a long story short – die Rede ist von Brunhilde aus Fürth. In ihrem Interview räumten sie mit einem verbreiteten Mythos auf – Brunhilde hat nichts mit der westgotischen Prinzessin aus der Mythologie zu tun, sondern mit Django Unchained. Wer dies noch einmal genauer nachlesen will, kann dies gern hier tun​.
Ich muss gestehen, ich habe erst bei meinen Band der Woche Recherchen das erste Mal von Brunhilde gehört und war sofort schockverliebt: Klare straighte Songs schallten aus den Lautsprechern, daher war ich echt gespannt, was To cut a long story short so zu bieten hat. Weiterlesen

Per Anhalter durchs Folk-Universum

Es ist wieder Zeit für neuen Folk – und zwar von den Bayern Tir nan og. Ende 2020  haben sie mit Hilfe von Crowdfounding ihr aktuelles Album Sing, ye bastards! in die Startlöcher gebracht und wir haben uns den Silberling mal angehört.

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Weihnachten im Woid

Es ist wieder soweit, fröhliche, fröhliche Weihnachtszeit.
Oba „Heidschi Bumbeidschi“ bum bum.

​Die liebe enchantress hat mich vor Jahren in dieser fröhlichen, fröhlichen Zeit gefragt, worum es da eigentlich geht und was dieser Heidschi Bumbeidschi im Schilde führt. Ich übersetzte ihr den ihrer Meinung nach schwedisch klingenden Text und kam zu dem Schluss, dass in diesem Wiegenlied ein Kindchen vom Tod geholt wird. Es folgte eine Diskussion darüber, warum das Weihnachtslieder-Repertoire aus dem Bayrischen Wald Lieder über den Kinder dahinraffenden Tod und im Schnee verwehte und ebenfalls dahingeraffte Leute enthält. Dies bestätigt mal wieder das alte Vorurteil, dass unser beschaulicher Freistaat, der ZDF-Prime-Time-Schnulzen und Provinzermittlern eine so urige, postkartentaugliche Kulisse bietet, am östlichen Rand doch eher eine 22:15 Uhr Gegend ist.

Bayerischer Wald 2

Quelle: www.bayerischer-wald.de

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Ars Irae existiert seit nunmehr zehn Jahren, die Musiker kommen aus dem Raum Rosenheim. Derzeit schreiben sie Lieder für das nächste Album. Michael und Stephan haben sich aber trotzdem die Zeit genommen, uns einen kleinen Einblick in ihre Musik und die Band zu gewähren.

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Unsere Band der Woche dürfte besonders die Freunde des Hardcore ansprechen, auch wenn sich die junge Fünfer-Combo Stonem aus dem erweiterten Münchner Umland ungern in eine musikalische Schublade stecken lässt. Es darf gehüpft werden!

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Andrea Maria Schenkel – Täuscher

Kriminalroman zu einem wahren Verbrechen aus Landshut zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts

taeuscher bildIm Jahre 1922 werden in Landshut die ledige Clara Ganslmeier und ihre bettlägrige Mutter Elsa in der gemeinsamen Wohnung tot aufgefunden. Kriminaloberwachtmeister Johann Huther übernimmt die Ermittlungen und hat bald einen Verdächtigen: Hubert Täuscher, Sohn eines Bürstenfabrikanten, bekannt als Angeber mit zweifelhaftem Ruf. Sehr schnell wird ihm sein Doppelleben nachgewiesen, und trotz seiner Unschuldsbeteuerungen weisen alle Spuren und Hinweise auf Hubert Täuscher. Allein Kriminaloberwachtmeister Huther zweifelt an der schnellen und scheinbar eindeutigen Aufklärung dieses Verbrechens. Weiterlesen

Döner Delüks

 

978-3-426-51191-6turhan-kommissar-pascha_druckZeki Demirbilek ist Ende Dreißig, Komissar bei der Münchner Polizei und hat trotz seiner türkischen Wurzeln eine fatale Vorliebe für Schweinebraten. Von seiner ersten Frau und großen Liebe Selma ist er geschieden, Tochter Özlem lebt bei ihm in München (bzw. in ihrer Studentenwohnung), Sohn Aydin bei der Mutter in Istanbul. Auch die Ehe mit seiner zweiten Frau Frederike scheitert gerade, sodass Ablenkung in Form der neugegründeten Abteilung „Migra“ gerade recht kommt, deren Leitung Zeki allerdings eher widerwillig übernimmt. Migra soll sich um all die Fälle kümmern, in die ausländische Mitbürger verwickelt sind. An seiner Seite stehen die beiden jungen Beamtinnen Isabel Vierkant und Jale Cengiz, die wegen des Jobs von Berlin nach München zieht. Schon der erste Fall des jungen Teams ist aufsehenerregend, aus dem Eisbach an der Surferbrücke beim Haus der Kunst wird die Leiche eines Mannes geborgen. Dem Äußeren nach wohl südländischer Herkunft, und man hat dem Opfer eine Reihe Reißnägel in die Brust getrieben, die das arabische Wort „schaitan“ bilden, Teufel.  Weiterlesen

Landleben mal anders

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Georgina Fernande Zuhlau – genannt Gina – wird von ihrer Chefin Christiane, der Leiterin einer Künstlerbetreuungsagentur, von Köln aus ins tiefste Oberbayern geschickt, um im Haus ihrer verstorbenen Tante nach dem offiziellen Testament zu suchen, das Christiane zur Alleinerbin macht und damit befugt, Haus und Grundstück zu verkaufen. Mehr oder weniger fehlerfrei geleitet von Navigationssystem Bruce, das gerne auch mal beleidigt reagiert, wenn Gina seinen Anweisungen nicht folgt, gelangt sie schließlich ins beschauliche Neuenthal und sieht sich gleich mit dem ersten einer langen Reihe fundamentaler Probleme konfrontiert: Die Einheimischen sprechen eine ihr vollkommen unverständliche Sprache, so dass sie sich mit einem beherzten „Do you speak English?“ behelfen muss, um schließlich zu ihrem Ziel zu kommen, dem alten und riesigen Bauernhaus der verstorbenen Mirl. Geschafft, und so ein Testament finden kann doch auch nicht so schwer sein.
Was Gina nicht weiß: Die gute Mirl war ein Messie, und das alte Bauernhaus ist bis unter den Dachstuhl mit den absurdesten Dingen vollgestopft, so dass Gina hier systematisch vorgehen muss. Leider wird diese Arbeit durch den zweiten Teil des Erbes erschwert: Graupapagei Picco, der Besucher äußerst liebevoll mit „Picco hat oan fahrn lassn, hehehe! Brunza! Schau, dass d’ Land gwinnst! Brunza!“ begrüßt und das Haus als sein ureigenes Revier betrachtet.
Ganz klar – Gina braucht Hilfe. Diese findet sie in der patenten Nachbarin Therese, die neben ihrem Café, dem Lodenmodenladen und einer Tauchschule auch sanften Tourismus in Form von Kuhkuscheln anbietet, dem äußerst knackigen Tauchlehrer und Tierarzt Quirin und sämtlichen anderen Dorfbewohnern, die sich dieser seltsamen, aber irgendwie auch amüsanten Großstädterin annehmen. Da fallen der missglückte Haarschnitt, den Gina im kombinierten Metzgerladen/Friseursalon/Nagelstudio bekommt, oder der quasi nie geöffnete Edeka (die Leiterin Franzi hat einfach immer vui zvui zdoa) kaum mehr ins Gewicht, vor allem als schließlich auch noch Ginas Kollegin und beste Freundin Julia anrückt, ihren aktuellen Lebensabschnittsgefährten Lutz, genannt „das Karöttchen“ im Gepäck, einen veganen Koch, was im hochgradig unveganen Bayern auf blankes Unverständnis stößt. Schließlich ist hier die Devise: „Wie, koa Fleisch ned? Aba a Wurscht dann scho, oda?“
Und natürlich dürfen auch die Liebeswirren nicht fehlen – Gina ist unsterblich in ihren Klienten Mirko verliebt, aber da ist ja dann auch noch der fesche Quirin …

Was auf den ersten Blick wie eine schon hundertmal gelesene, äußerst oberflächliche Chicklit-Story klingt, entpuppt sich schon nach wenigen Seiten als ein hochamüsantes und richtig gut geschriebenes Buch, das ich innerhalb kürzester Zeit las und wobei ich mich kringelig lachte. Neben den toll angelegten Hauptpersonen Gina, Quirin, Therese und vor allem Papagei Picco überzeugt das Buch vor allem mit einer Fülle an skurrilen und liebevollen Details. Angefangen beim bereits erwähnten Kuhkuscheln, das gestresste Großstädter entspannen soll, und wo auch Gina bei Kuh Regula zwei offene Ohren, ein geduldig kauendes Maul und einen verständnisvoll schwingenden Schwanz für ihre Liebeswirren findet. Eine große Rolle spielt auch der bayrische Dialekt, der sehr, sehr gut wiedergegeben wird (ohne jetzt für einen Nicht-Bayern komplett unverständlich zu sein) und die humoristische, aber respektvolle (Über-)Zeichnung der Dorfbewohner, z.B. der Edeka-Leiterin Franzi, die nebenberuflich als Model für die farbenfrohen Kleiderkreationen ihres Liebsten Özcan arbeitet, seines Zeichens Döner24-Inhaber, oder dem Barbetreiber Nat Wildmoser mit seinem Männer-Chor, der a cappella Rocksongs zum Besten gibt. Nicht zu vergessen die Touristengruppe aus Sachsen, allen voran Judda und Üwe, die nach und nach auch in das Dorfleben integriert werden (auch hier ist der Dialekt sehr gut getroffen).

Dieses Buch lebt natürlich vor allem vom Kulturclash stöckelschuhbewehrte Großstädterin versus skurril-beschauliches Landleben, das ist nichts Neues, aber hier soll das Rad auch nicht neu erfunden werden. Wichtig sind sympathische Hauptpersonen (Gina und Quirin), amüsante Nebenfiguren (Julia und das Karöttchen, Judda und Üwe, Therese und Kuh Regula und und und), eine nicht unbedingt realistische, aber noch nachvollziehbare Handlung und eine Fülle von Gags (Piccos Auftritte, Karöttchens Versuche, eine vegane Schweinshaxe zu kreieren, die spätere Hausbesetzung, bei der sich Therese „wia damois in Wackersdorf, wegtrogn miaßt’s mi!“ ankettet, und die unerwartete Aussprache zwischen Gina und Chefin Christiane, bei der sie einträchtig an den starken Rücken von Kuh Regula gelehnt eine Flasche Wein teilen), die so ein Buch zu einer äußerst kurzweiligen, aber in keinster Weise oberflächlichen Lektüre machen. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.

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Claudia Brendler ist Musikerin, Autorin und Teil des Comedy-Duos Queens of Spleens und lebt in Frankfurt. Eiertanz ist ihr erster Roman, weitere sollen folgen (natürlich mit Picco).

Verlag: Knaur HC
Format: Klappenbroschur, 332 Seiten (inklusive Glossar mit den wichtigsten bayrischen und sächsischen Ausdrücken)
Preis: € 14,99 (eBook: € 12,99)

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