Todesmetallische Könige und Thronfolger

Hour Of PenanceHour Of Penance
Um Punkt halb acht betraten die Italiener Hour Of Penance die Bühne des schon mehr als ordentlich gefüllten Werks und legten gleich mit „Sedition Through Scorn“ vom aktuellen Album Sedition los. Die 1999 in Rom gegründete Truppe ging sehr routiniert zu Werke und präsentierte in der folgenden halben Stunde einen Querschnitt durch ihre drei letzten Alben mit Songs wie „Paradogma“, „Slavery in A Deaf Decay“ oder „Misconception“. Der kompromisslosse Death Metal war ein guter Einstieg in diesen Konzertabend, wurde allerdings etwas statisch vorgetragen – da hätte gern ein wenig mehr Action auf der Bühne sein können. Das Publikum spendete aber höflichen Applaus und machte nach dem Auftritt von Hour Of Penance einen durchaus aufgewärmten Eindruck. Mission erfüllt.
(Review von torshammare)



Black Dahlia Murderblack-dahlia-murder
Mit einer ähnlich uhrwerkgleichen Präzision wie Cannibal Corpse schauen auch Black Dahlia Murder regelmäßig bei uns vorbei, leider diesmal mit einem herben Verlust am Drumsessel. Shannon Lucas hatte die Band Ende letzten Jahres verlassen, um eigene Projekte wie zum Beispiel einen Tattoo-Shop besser voranzutreiben. Vorübergehender Ersatz ist der neue Kesseltreiber Alan Cassidy, der zuvor schon für Abigail Williams die Felle verprügelt hat. Ansonsten aber schien alles beim Alten geblieben zu sein, Sänger Trevor Strnad zieht immer noch nach spätestens drei Songs sein Shirt aus und erhöht somit den visuellen Charakter der Show um ein beträchtliches Maß. Eigentlich reicht der akustische längst aus, aber die Präsenz und das Charisma des Frontmannes ist für viele mit ein Grund, die Band zu sehen. Persönlich war allerdings für mich immer Prio Nummer eins der außergewöhnliche Drummer Shannon, der immer wieder mit beängstigender Genauigkeit sein Werkzeug malträtierte. Der Typ war/ist eine echte Wucht hinter der Schießbude und zählt nicht umsonst zu den Besten seiner Zunft. Ich kann nur hoffen, dass die Band adäquaten Ersatz auftreiben wird.
Die Show selber war leider nur eine halbe Stunde lang, aber dennoch intensiv und druckvoll. Langsame Parts bei Death Metal Bands sind in meinen Ohren immer besonders beliebt, so auch bei Black Dahlia Murder, die damit ihre zumeist recht hektisch-frickeligen Teile auf Alben wie auch live gekonnt auflockern. Insgesamt ein guter Auftritt, doch aufgrund der zu kurzen Spielzeit und ungewohnt neuem Drummer etwas unterhalb der gewohnten Güteklasse 1A.

 


devildriverDevildriver
Zugegeben, ich bin kein großer Fan dieser Band, war ich nie und habe es auch nicht vor. Zu glatt und mainstreamig kommen sie mir daher, und Dez Fafara ist auch nicht gerade der Charisma-Bolzen à la Corpsegrinder Fisher oder Trevor Strnad. Da gefällt mir die Erstlingsband des Sängers Coal Chamber in ihrer Nu-Metal-Frühphase und ihrer beinahe liebenswerten Durchgeknalltheit schon besser, seit 2011 ist diese sogar wieder reaktiviert.
Devildriver sind in den USA sehr populär, haben aber auch auf dem europäischen Festland eine treue Gemeinde am Start. Das stellte ihr Gig eindeutig unter Beweis, denn mithilfe eines amtlichen Sounds und einer offenbar recht großen Fanschar zauberte die Band die ersten ernsthaften Pits und sogar eine Wall Of Death aufs Parkett. Keine Frage, die Mehrheit der Metalheads war wegen Devildriver gekommen. Die Stimmung stieg merklich an, auch wenn Sänger Dez etwas sparsam mit Ansagen und Sprüchen unterwegs war. Der Sound war sehr gut ausbalanciert und besänftigte meine Vorbehalte, denn letzten Endes war der Co-Headliner keine Tortur oder lästige Überbrückung zum Haupt- und Blutgericht Cannibal Corpse. Unterhaltsam und solide war die Show, ihr Groove setzte sich bei manchen Songs schon unweigerlich in der Nacken- und Beckengegend fest. Laut einem neben mir stehendem Fan war die Songauswahl eine gute Mischung aus den bisherigen Alben, mit einem kleinen Schwerpunkt auf The Last Kind Words. Eine volle Stunde waren sie auf der Bühne und huldigten sogar einmal kurz ihren Vorbildern Cannibal Corpse, die für sie mit ein Grund waren die Band zu gründen.

Setlist:
These Fighting Words
Not All Who Wander Are Lost
Pure Sincerity
Head On To Heartache
I Could Care Less
Horn Of Betrayal
Hold Back The Day
The Mountain
Clouds Over California
Meet The Wretched

 


Cannibal Corpsecannibal-corpse
Zu dieser lebenden Legende muss man eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren, Cannibal Corpse schuften sich schon seit 1988 durch die Clubs der Welt und sind durch stete Hingabe und vorbildliche Arbeitsmoral eine der ersten und besten Adressen im Death-Metal-Zirkus. Ihre Versiertheit an den Instrumenten festigt und verbessert sich von Album zu Album, auch wenn die vielbeschworene musikalische Weiterentwicklung hier etwas zu kurz kommt. Man weiß, was man bekommt, wenn man sich auf Cannibal Corpse einlässt, und das ist gut so. Verlässlich und präzise sind sie, glücklicherweise haben sie sich auch dadurch eine ihre Leidenschaft anerkennende und beinahe blinde Gefolgschaft erspielt, zu der meine Wenigkeit natürlich auch gehört.
Von Takt eins an zeigen die Herren, wie man ein perfektes Konzert herunterholzt, da einem vor lauter „Ist nicht wahr“ und „Ist das geil“ die vielzitierte Spucke wegbleibt. Ich habe schon viele ihrer Auftritte erleben dürfen, aber dieser zeigte sie meiner Meinung nach auf dem Zenit ihrer Leistungsfähigkeit. Keine Schwäche im wahnwitzigen Spiel oder gar Tour-Jetlag erkennbar und das nach wochenlangem und sicherlich anstrengendem Touren. Das allabendliche Spielen ist zwar ihr Job, ihr Leben, aber die Leidenschaft und Professionalität sind dennoch in jeder Sekunde spürbar, das Tempo und die Kontrolle an den Instrumenten sprichwörtlich atemberaubend und die gezügelte Brutalität fast schon einzigartig. Nur ein Teil machte den Gig nicht perfekt: das leider lethargische Publikum, das lieber nach und nach das Werk verließ, um rechtzeitig zum nächsten Werktag wieder fit zu sein. Sowas ist doch nebensächlich, wenn man ein Konzert um die Ohren geblasen bekommt, dass einem Hören und Sehen vergeht. Nun gut, Pech für all jene, die es nicht bis zum Schluss geschafft haben.
Da gerät es fast schon zur Randnotiz, dass der Sound perfekt war und die Rhythmussektion und vor allem die Bassdrum einen ein ums andere Mal eine gute Stunde lang die weichgespülten Gehirnzellen wieder zurechtrückten. Schlichtweg und wie schon erwähnt sprichwörtlich atemberaubend, volle Punktzahl, Spiel, Satz und Sieg. Einen leichten Kratzer hatte der ansonsten fehlerfreie Auftritt: Corpsegrinder Fisher sollte sich allmählich mal ein neues Outro überlegen, den Witz mit dem „this is our last song“ und des darauffolgenden „I lied!“ hör ich nun schon seit 2010, ist cool am Anfang, aber der Stunt ist mittlerweile ausgelutscht wie ein durchgekauter Kaugummi. Denk dir was Neues aus, das Repertoire sollte da doch einiges hergeben.

Setlist:
Demented Aggression
Disfigured
Evisceration Plague
The Time To Kill Is Now
I Cum Blood
Enceased In Concrete
Devoured By Vermin
Sentenced To Burn
Pit Of Zombies
A Skull Full Of Maggots
Priests Of Sodom
Unleashing The Bloodthirsty
Make Them Suffer

Zugabe:
Hammer Smashed Face
Striped, Raped & Strangled

 

Fazit des Abends: :mosch: :mosch: :mosch::mosch: :mosch2:

Fotos: torshammare

 

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