Mantarochen –  das sind Diana, Sebi und Tom aus Leipzig. Seit 2022 kreieren sie hypnotischen und gitarrengetriebenen Post Punk mit dunstigen und einhüllenden Vocals – Musik, die sofort fesselt und lange nachwirkt. Für 31.5.2024 haben Matarochen ihre EP In the badgers cave angekündigt, die über It’s Eleven Records veröffentlicht wird. Mit „Reflection“ und „Grey“ sind bereits zwei großartige Singles erschienen, die uns neugierig gemacht haben!

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Wer verbirgt sich hinter Mantarochen? Wie ist euer Projekt entstanden?
Wir sind Diana, Tom und Sebi. Sebi und Diana haben sich Anfang 2020 kennengelernt und sich direkt zum Musik machen verabredet. Seitdem haben wir regelmäßig Musik zusammen gemacht, und irgendwann haben wir Songs auch auf Bandcamp hochgeladen. Nach drei Liedern hatten wir unsere erste Konzertanfrage. Dann hat Sebi Tom angefragt, ob er Lust hat für das Konzert Bass zu spielen. Die beiden kennen sich aus der Heimat und haben schon einmal zusammen in einer Band gespielt. Damals dachten wir, das bleibt eine einmalige Sache, doch irgendwie erreichten uns nach und nach immer mehr Anfragen.

Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen, und was bedeutet er für euch?
Sebi und Diana haben damals ja ohne jegliche Erwartung „Massen in der Stadt“ hochgeladen. Da Diana noch zu einem Geburtstag wollte und wir das Lied vorher noch schnell hochladen wollten, musste irgendein Name her. Deswegen hatten wir dann einfach ihren Instagram Namen gewählt. Als sie sich damals bei Instagram angemeldet hatte, hat sie Spongebob Schwammkopf geschaut, und die Serie war die eigentliche Inspiration für den Namen.

Was verbindet euch?
Uns verbinden gemeinsame Interessen und Freundschaft.

Was sind eure ersten musikalischen Erinnerungen? Woher kommen euer Interesse und die Faszination für Musik?
Diana: Ich bin bei meiner Oma in einem kleinen Dorf in Thüringen aufgewachsen. Um mich herum haben alle Rechtsrock gehört oder es lief der Radiosender MDR Jump. Eines Tages wurde ich im Auto von einer Mutter mit ihrer „coolen“, viel älteren Tochter, die vielleicht 15 Jahre alt war, mitgenommen. Und sie hat eine CD eingelegt. Bis heute weiß ich nicht, welche Band das war und ob ich es heute gut finden würde, aber ich konnte damals an nichts anderes mehr denken. Es war wie das erste Mal verliebt sein. Ich wusste nicht, dass es so eine Musik gibt. Es war qualitativ ziemlich schlecht aufgenommener (was mir sehr gefallen hat) Punk. Irgendwann hatte ich Zugang zum Internet und entdecke Bands wie The Cure und Joy Division. Ich war so hyped, habe es Leuten gezeigt, und die fanden es alle blöd. Ich habe es nicht verstanden. Aber was ich heute wirklich verstehe ist, dass Musik für mich als Kind und Jugendliche mein Safespace war. Der Ort, an dem ich Liebe und Geborgenheit erhalten und mich nicht allein gefühlt habe, ich mich verstanden gefühlt habe. Ich denke, Musik war für mich überlebenswichtig. Ich war süchtig danach, Bands zu entdecken. Dieses Gefühl zum ersten Mal den Sound von Jimi Hendrix zu hören, zum ersten Mal The Smiths „What a difference does it make“ (möchte mich allerdings von Morrissey als Person stark distanzieren). Irgendwie wusste ich dadurch, da draußen muss es eine Welt geben, in die ich passe.
Tom: Die Begeisterung für die Gitarre hat meine Oma in mir geweckt, als sie mir mit elf Jahren eine Gitarre geschenkt hat. Großer Moment für mich. Das war auch die Zeit, in der ich Bands wie Nirvana und Babyshambles für mich entdeckte. Ich habe mich darin sehr wiedergefunden, und das hat mich definitiv geprägt.
Sebi: Meine erste Erinnerung ist, wie ich mir in der Grundschule eine „Korn“ CD von meiner Schwester geliehen habe und sie mit meinem Discman angehört habe. So richtig fühlen konnte ich die Musik nicht. Ich habe sie eher gewählt, weil ich das Cover cool fand. Die erste Musik, die mich fasziniert hat und Gefühle in mir ausgelöst hat, kam durch meine Begeisterung für das Skaten, die ich schon sehr früh entwickelt habe. Durch ältere Personen im Skatepark, Videos und Videospiele habe ich nach und nach meine ersten Lieblingsgenres gefunden. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber die ersten Interpreten waren, glaube ich, Ty Segall, Black Lips und Growlers. Ein anderes Level an Faszination für Musik kam, als ich Bandcamp für mich entdeckte und unzählige kaum bekannte Bands gefunden habe.

Beschreibt euren Sound mal außerhalb aller Genre-Schubladen. Wie klingt eure Musik?
Die Lieder spiegeln die Gefühlslagen wieder, die wir am jeweiligen Tag des Produzierens hatten. Deshalb klingen die Songs auch recht unterschiedlich. So individuell wie unsere Emotionen sind, die wir in die Musik stecken, so individuell klingt sie auch. Deshalb können wir es leider gar nicht genau beschreiben, wie unsere Musik klingt. Für uns klingt sie einfach „nach uns“.

Welchen Einfluss hat eure Umgebung auf eure Musik? Aus welcher Stimmung heraus ergeben sich für euch die besten Musikstücke?
Die meisten Songs sind im Wohnzimmer entstanden. Wir haben wenig Zeit, und meistens klimpert man abends noch mal ein bisschen rum. Die Umgebung ist meistens eine, in der wir unter uns sind und uns wohl fühlen. Wir denken, man kann nicht sagen, dass es eine bestimmte Stimmung gibt. Jedes Lied entstand aus einer anderen Stimmung heraus.

Was sind für euch thematische Inspirationen, die sich auch in den Texten niederschlagen?
Diana: Oft schließe ich einfach meine Augen, höre auf die Melodie, und was es in mir auslöst und singe spontan, was mir in den Sinn kommt, ohne nachzudenken. Was insgesamt entsteht, ist einfach ein Spiegel meiner Gefühle. Die sind immer anders. Ich denke, dass trotz allem meine kPTBS und Depressionen schon mit rein spielen, ich Dinge verarbeite, was mir im Nachhinein in den Texten auch auffällt.

Welche künstlerischen Einflüsse außerhalb der Musik haben eure Herangehensweise an eure Musik beeinflusst?
Bewusst keine. Jedoch bewegen wir uns in einem sehr kreativen Umfeld. Wir nehmen unser Umfeld in Leipzig sehr kreativ und politisch wahr, die uns sicher unterbewusst prägt. Die Musik ist ein Ausgleich zu unserem sonst sehr technisch und naturwissenschaftlich geprägten Alltag. Diana hat Chemie studiert, und Sebastian ist Uhrmacher.

Für Ende Mai habt ihr eure EP „In the badgers cave“ angekündigt. Wie sind die Songs entstanden? Wie sieht euer Songwriting aus?
Alle Songs bis auf „Grey“ sind im Wohnzimmer entstanden. Sebi findet meistens die Zeit und macht allein Musik, spielt alles in den Computer ein. Dann hört Diana, was er eingespielt hat, schreibt dazu Textideen und macht Verbesserungsvorschläge. Musik machen wir eher zwischen Tür und Angel, weil wir einen relativ vollen Alltag haben. „Grey“ ist dann beim Jammen mit Tom im Proberaum entstanden. Da Tom und Sebi schon lange zusammen Musik machen, geht das auch relativ unkompliziert und dynamisch vonstatten.

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Die Einflüsse, die ihr in eurer Musik verarbeitet, würden wir die auch in eurer Plattensammlung oder auf eurer Playlist wiederfinden? Welche Musik hört ihr gerade besonders gerne?
Wenn wir darüber nachdenken, stellen wir schon Schnittmengen zwischen unserer Musik und der Musik, die wir gerne hören fest. Diese entstehen jedoch eher unterbewusst.
Diana: Ich mag viele Genres. Von Country über NDW zu Punk und Doom, zurück zur Klassik, Wave, Jazz etc., gerade höre ich öfter das Kabinette und Theo Salewicz. Ach und Acid King, da waren wir vor ein paar Tagen beim Konzert.
Tom: Es ist zwar eher wechselhaft, bleibt aber alles im Repertoire, ich beschäftige mich dann auch gerne tiefer mit einzelnen Bands und Artists. Was auf jeden Fall im Moment in keiner Playlist fehlt, ist Depeche Mode, La Femme, Joy Division und Nirvana.
Sebi: Momentan höre ich eigentlich nur meine alltime Favorites, My Bloody Valentine und Sacrilege.

Wenn ihr einen Film auswählen und eure Musik als Soundtrack einfügen könntet – welcher Film wäre das?
101 Dalmatiner.

In welcher Beziehung steht und/oder repräsentiert der visuelle Aspekt eure Musik?
Wir denken, der spielt bisher keine große Rolle. Es macht uns aber immer Spaß, etwas in diese Richtung zu machen. Mit mehr Zeit würden wir gerne mehr Filme oder Ausschnitte drehen. Gerne Nahaufnahmen und Dinge, die einem sonst eventuell nicht auffallen im hektischen Alltag.

Was sind eure Pläne? Worauf freut ihr euch am meisten?
Sebi und Diana freuen sich erst einmal auf eine Auszeit. Sie verbringen den Sommer auf einer Alp in den Bergen mit ihrem Hund und 40 Kühen. Tom hält derweil die Stellung in Leipzig. Danach freuen wir uns schon darauf, wieder Konzerte zu spielen.

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  1. […] kürzlich sind Mantarochen aus Leipzig bei uns Band der Woche gewesen (Link), aber schon zuvor bin ich auf die Band mit dem eigenwilligen Namen aufmerksam geworden. Seit 2020 […]

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