Auf dem Weg zum ehemaligen Millionendorf

 

mocikat-muc60 Jahre ist es her, seitdem das große Sterben von München bis in die entlegensten Bergregionen grassierte. Die 20-jährige Pia lebt im Hochgebirge, ihre Mutter ist verstorben und ihr Bruder hat sich auf den Weg nach MUC gemacht, so heißt die alte oberbayerische Hauptstadt im Jahr 2120, sie hat nichts mehr von ihm gehört. Ihre Außenseiterrolle, die sich aus ihrem andersartigen Aussehen (den dunklen Haaren im Gegensatz zu den allgemein rothaarigen Menschen in ihrer Umgebung) und ihrem Freiheitsgedanken ergibt, macht ihr das Leben in ihrem Heimatdorf schwer, ganz abgesehen davon, dass normalerweise dunkelhaarige Kinder ihre Geburt nicht überleben. Nachdem ihr Großvater gestorben ist, der sie mit Relikten und Geschichten aus der alten Zeit in Kontakt brachte, und man ihr ihren zukünftigen Ehemann vorstellte, hält sie in der Bergwelt nichts mehr. Pia macht sich auf den Weg nach dem so ersehnten MUC. Aber diese anstrengende Reise tritt sie allein an, sie geht über schroffe Steilwände, durch verwilderte Gegenden, vorbei an schaurigen Orten, aber die erfahrene Kletterin bekommt unerwartete Unterstützung und erreicht ihr Ziel. Es beginnt ein neues Leben für sie: in einer völlig anderen Umgebung – mit Menschen, die ihr freundlich oder auch feindlich gegenüberstehen – mit so manchen Überraschungen und einigen Abenteuern.

Anna Mocikat schickt ihre Protagonistin auf eine gefahrenvolle und unvorhersehbare Reise. Je näher sich Pia MUC nähert, umso mehr bin ich versucht, auf Anhaltspunkte ihrer Wegstrecke zu achten. Ich tippe jetzt mal auf eine Route aus Richtung Salzburg, vorbei am Chiemsee, nur bei der Vogelstadt bin ich mir nicht sicher. Es wird sehr spannend, als Pia über Hausdächer hetzen muss, um dem ihr zugedachten Schicksal zu entkommen. Die Begegnungen mit Lebenden und Toten werden gut erzählt. Bei so mancher Situation stellt sich bei mir ein ungutes Gefühl ein, das erzeugt Spannung, aber leider verliert sich so mancher Handlungsstrang im Leeren, das wäre noch ausbaufähig gewesen.
Anna Mocikats Buch ist unterhaltsam. Sie baut mit Worten ein beklemmendes Szenario auf, beschreibt die Wanderung und ihre Wege in MUC interessant, manchmal nachvollziehbar, und viele für uns selbstverständliche Dinge authentisch, z.B. den Fernseher in ihrer kurzzeitigen Unterkunft, ebenso die Durchquerung des Autofriedhofs. Hin und wieder stockt allerdings mein Interesse am Buch, das liegt dann meist an Situationen, die zu lange andauern. MUC ist ein gutes Buch, allerdings mit dem ein oder anderen urteilsmindernden Eindruck.

:buch:  :buch:  :buch:  :buch:  :buch2:

Informationen zur Autorin

Anna Mocikat: MUC
Knaur Verlag, Vö.: 01.12.2014
368 Seiten
€ 12,99
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