Wir fliegen dahin …

The Night Flight Orchestra - Amber Galactic - ArtworkThe Night Flight Orchestra haben nach einigen persönlichen Irrungen und Wirrungen ein neues Zuhause bei Nuclear Blast gefunden und hier ihr nächstes Classic-Rock-Baby auf den Weg gebracht: Amber Galactic. Was einmal als Schnapsidee von Profimusikern geplant war, wurde zu einem transatlantischen Nachtflug mit klassischen Melodien der 70er und frühen 80er. Steigt ein, schnallt euch an und öffnet die Gehörgänge.

„Star of Rio“ eröffnet den musikalischen Reigen mit einem im Verlauf des Albums öfters wahrnehmbaren 70er Style mit den dazugehörigen Attitüden. Beim Eintritt zu „Midnight Flyer“ und „Gemini“ begrüßt uns die russische Flugbegleiterin, die uns immer wieder begegnen wird. Es sind flotte rockige Tracks mit viel Synthesizer und Gitarren, die uns gekonnt durch die Nacht gleiten lassen. Mit „Sad state of affairs“ wird’s heftiger, das Schlagzeug legt noch einen Zacken an Tempo zu, dagegen scheint der Pilot bei „Jennie“ den Flug zu verlangsamen und erzählt uns eine Geschichte zu ihrer Person. Danach scheinen wir irgendwie von der Flugbahn abgekommen zu sein und gleiten durch den Weltraum, „Domino“ erzeugt dieses Gefühl vor allem durch die geschickt eingesetzten Synthesizer-Töne und das Gitarrensolo. Aber es geht locker-flockig weiter durch die nicht endend wollende Nacht. „Josephine“ ist so ein in den Grundzügen gut bekannter Rock-Song, erst die Klaviertöne entlassen uns dann wieder aus diesem Sog, „Space whisperer“ nimmt wieder Flugtempo auf, die Gitarren kriegen eine große Spielfläche. Das Midtempo bestimmt „Something mysterious“, hier ist der Titel maßgebend für die Atmosphäre des Songs. Am Ende entlässt uns „Saturn in velvet“ mit dem sphärischen Synthesizerklängen in die Wirklichkeit. Es ist ein langer Ausklang, aber nach so einem temporeichen Flug muss man sich auch erst wieder zurechtfinden.

Getragen wird Amber Galactic von einem stimmigen rockigen Sound, der die uns erzählten Geschichten gut untermalt. Die Stimme von Björn Strid ist warm und angenehm, im Gegensatz zur eigentlich im Metal-Genre verwandten Stimmlage. Man merkt den Schweden an, dass sie mittlerweile eine eingespielte Truppe sind: 2012 veröffentlichen sie zusammen Internal Affairs und 2015 folgte Skyline wispers. Mit den aktuellen Titeln bewegen wir uns irgendwo zwischen weit, weit oben über den Wolken und im good old Rock der Siebziger und Achtziger. Das schließt auch perfekte Riffs und schöne Melodien ein, und es fließt mit den Synths auch eine gelungene Portion Mystik ein, was das eingängige Album gut abrundet. Zu einer überschäumenden Bewertung kann ich mich allerdings trotzdem nicht hinreißen lassen, vieles von dem Gehörten kennt man schon auf die ein oder andere Art, das Arrangement birgt so manchen „Aha!“-Effekt. Aber ich bin mir sicher, dass sich Björn Strid (Vocals), Sharlee D‘ Angelo (Bass), David Andersson (Guitars), Richard Larsson (Keyboards), Jonas Källsbäck (Drums) und Sebastian Forslund (Guitars, Percussion) damit wieder einmal frei gespielt haben von ihrem alltäglichen (Metal-) Trott und ihr eigenes gelungenes Ding durchgezogen haben.

Anspieltipp: Midnight flyer, Space whisperer, Saturn in velvet

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

The Night Flight Orchestra: Amber Galactic
Nuclear Blast, 19.05.2017
CD-Digipak 15,99 €

Tracklist:
01 Star of Rio
02 Midnight flyer
03 Gemini
04 Sad state of affairs
05 Jennie
06 Domino
07 Josephine
08 Space whisperer
09 Something mysterious
10 Saturn in velvet

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