19.7.13: Der Freitagabend auf der MS RheinEnergie

 

Das IX. Amphi-Festival stand vor der Tür, und die Vorfreude war diesmal besonders groß. Nicht nur lockte die extrem entspannte Stimmung am Tanzbrunnen-Gelände mit toller Bandauswahl, sondern auch der Freitagabend davor, für den sich die Organisatoren etwas ganz Besonderes einfallen ließen: Ein Konzertabend auf der MS RheinEnergie – Europas bestem Event-Schiff, das auch schon Papst Benedikt XVI. sicher über den Rhein geschippert hat. Nur 1.111 Tickets wurden dafür verkauft, spielen sollten Pianist Lars Arnold mit seinem Programm „Classic & Depeche“, Welle:Erdball sowie Covenant. Klare Sache, dass ich da dabei sein musste.

img_7323Nach einer schweißtreibenden Bändchenabholung im Theaterfoyer am Freitagnachmittag – es war prügelheiß und sollte das ganze Wochenende kein bisschen abkühlen – hieß es ab 19:00 Uhr abends dann Schlange stehen, bis wir aufs Schiff durften. Die Stimmung war von Anfang an bestens, alle freuten sich wie die kleinen Kinder auf diesen besonderen Abend und enterten sofort das gemütliche Oberdeck, um den herrlichen Ausblick auf den Dom und später das vorbeiziehende Rheinufer zu genießen. Der Rest sah sich auf dem sehr übersichtlich und großzügig aufgebauten Schiff um, das auf dem unteren Deck Platz für eine Bühne und einen großen Zuschauerraum bot; auf dem Zwischendeck befanden sich eine Galerie sowie die Gastronomie und diverse Tische mit Sitzplätzen. Von der Galerie aus hatte man einen fantastischen Blick auf die Bühne, man konnte sich aber auch zurückziehen und aufs Wasser schauen oder sich unterhalten. Von hier aus ging es dann aufs Oberdeck, auf dem der Merchandise-Stand des heutigen Abends aufgebaut war und das zudem noch eine kleine Bühne bot, auf der allerdings kein Programm stattfand. Über das ganze Schiff verteilt waren genügend Getränkestände, sodass man nie lange anstehen musste. Das Personal war sehr freundlich und flott, was zur entspannten Stimmung erheblich beitrug.

img_7453Den Pianisten Lars Arnold habe ich leider nicht gesehen, dafür war der laue Abend mit der schönen Rheinkulisse zu verführerisch – nicht nur für mich, sondern für viele der Anwesenden. Bei Welle:Erdball, die ein exklusives Oldschool-Set zu zweit ohne die weiblichen Bandmitglieder ablieferten, war dann allerdings doch ordentlich was los, und die wie gewohnt äußerst charmanten Szeneveteranen wurden begeistert empfangen. Sie begannen mit einigen alten Liedern, die ich persönlich gar nicht kannte, die mir aber wegen ihrer Verschrobenheit etwas besser gefielen als die allseits bekannten Gassenhauer. Der Rest des Publikums sah es ein wenig anders, der wirklich ganz große Jubel und Beifall kam dann doch erst bei „Monoton & minimal“, „Arbeit adelt“ oder „Starfighter F104G“ auf. Auch hier habe ich leider nicht alles mit angesehen, im Freien war es einfach zu schön.

Covenant waren dann allerdings Pflicht. Seit Anfang Juni gibt es die EP Last Dance, die einen vielversprechenden Vorgeschmack auf das im September erscheinende Album Leaving Babylon gibt. Ich war gespannt, wie die neuen Lieder live auf der Bühne wirken und wie sich das neue Mitglied Andreas Catjar mittlerweile in die Band integriert hat. Im Januar sah ich ihn das erste Mal in Malmö mit Eskil Simonsson und img_7582Daniel Jonasson zusammen, da wirkte er noch sehr auf seine Instrumente konzentriert und agierte kaum darüber hinaus. Die große Show überließ er dann auch an diesem Abend den beiden anderen, doch schien er definitiv schon mehr angekommen zu sein und steuerte viele herrlich schräge Synth-Spielereien bei, die Covenants Sound sehr, sehr gut tun. Eskil war wie gewohnt bester Laune und führte ohne viele Worte, dafür mit einem Dauergrinsen im Gesicht durch den Auftritt. Geboten wurde eine bunte und etwas zusammengewürftelt wirkende Mischung aus den Hits der langen Bandgeschichte, sehr tanzlastig und schweißtreibend. Schon beim Opener „Ritual Noise“ flippte die Menge komplett aus, was sich bei alten Krachern wie „Edge of Dawn“ oder „Figurehead“ (ihr bestes Lied ever), der aktuellen Single „Last Dance“, dem Klassiker „We stand alone“ und vor allem einem weiteren neuen Track, „Prime Mover“, noch steigerte. Das letzte Lied des regulären Sets war natürlich „Call the Ships to Port“, und da gab es kein Halten mehr. Als Zugabe spielten sie noch „Dead Stars“, um das Konzert um Mitternacht zu beenden, als das Schiff wieder am Kennedy-Ufer anlegte. Was ein Auftritt!
Danach konnte man sich noch zwei Stunden auf der Aftershowparty vergnügen oder gemütlich ins Hotel spazieren, um die vielen Eindrücke erst mal sacken zu lassen.

 

img_7400Fazit: Ein großartiger Abend, der einfach rundum schön war. Genau die richtige Menge Leute an Bord, gut ausgewählte Bands, entspannte Stimmung, herrliches Wetter – was erst ein wenig albern klang („Schifferlfahren auf dem Rhein für Schwarzvolk?“), hat sich als das perfekte Eröffnungsevent für das IX. Amphi-Festival erwiesen.

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